Krise bei den Löwen:1860 versucht den Notfall-Plan

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Die Fans des TSV 1860 machen harte Zeiten durch. Wieder einmal. (Foto: dpa)
  • Beim TSV 1860 München verschärft sich die Krise: Der Verein hat derzeit keine funktionierende Führung - der Rücktritt des Präsidiums wiegt schwer.
  • Die Verhandlungen der Vereinsführung mit Investor Ismaik waren am Freitag gescheitert. Der Jordanier lehnte ein Übernahmeangebot aus Deutschland ab.
  • Noch heute sollen kurzfristige Lösungen her - Trainer Fröhling könnte seinen Job behalten.

Nach dem geschlossenen Rücktritt des Präsidiums soll beim TSV 1860 München wenigstens im sportlichen Bereich Handlungsfähigkeit bewiesen werden. Die Sofortmaßnahmen sollten noch im Laufe des Samstags in einer Mitteilung dargestellt werden, wie Mediendirektor Thomas Blazek sagte. Am Trainingsauftakt der Profi-Mannschaft mit der Präsentation des neuen Trikots an diesem Montag ändere die weiter verschärfte Führungskrise nichts, hieß es.

Der von Investor Hasan Ismaik gestützte Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner will nun offenbar seine im internen Machtkampf bislang von der Vereinsführung blockierten Planungen rund um das Team vorantreiben. Torsten Fröhling darf nun nach zumindest Trainer zu bleiben. Der Vertrag des 48-Jährigen als Zweitliga-Coach würde zum 30. Juni auslaufen - er wurde jetzt verlängert, wie der Verein mitteilte. Über die Laufzeit des neuen Kontraktes machte der Klub am Samstag keine Angaben, er gilt aber wohl bis 2016.

Das am Freitagabend zurückgetretene Präsidium habe der Verlängerung mit Fröhling "in seiner letzten Amtshandlung zugestimmt", teilte Sportchef Gerhard Poschner mit. Zudem wurde der Vertrag mit Abwehrspieler Kai Bülow bis 2016 verlängert, mit Option für eine weitere Spielzeit. Die Vertragsverlängerungen belegen aus Sicht der Geschäftsführung die "absolute Handlungsfähigkeit" des Vereins - so sieht es der Klub selbst.

Nach dem Rückzug des dreiköpfigen Präsidiums um Präsident Gerhard Mayrhofer am Freitagabend gibt es an der Vereinsspitze niemanden mehr, der diese "abnicken" müsste. Die Geschäftsführer Poschner (Sport) und Markus Rejek (Kaufmännischer Bereich) bräuchten ein neues Arbeitspapier nur zu unterschreiben. Welcher renommierte Trainer würde im derzeitigen Chaos, das selbst für "Löwen"-Verhältnisse eine neue Dimension erreicht hat, sonst bei den Sechzigern anheuern?

Rücktritt des 1860-Präsidiums
:Der kopflose Verein

Fußball-Zweitligist TSV 1860 München ist nach dem Rücktritt des Präsidiums handlungsunfähig. Der Vorstand hat den Machtkampf gegen Investor Ismaik verloren. Die Zukunft ist damit ungewiss wie nie.

Von Philipp Schneider

Insgesamt bleibt die Lage beim deutschen Meister von 1966 verworren und im Hinblick auf die Zukunft unabsehbar. Die Verhandlungen der Vereinsführung mit Investor Ismaik waren am Freitag gescheitert. "Wir haben bis zuletzt versucht, unter hohem persönlichem Einsatz aller Beteiligten und enormem Erwartungsdruck der Öffentlichkeit zu einer überzeugenden Lösung im Sinne des Vereins und der Löwenfans zu kommen", beteuerte Präsident Mayrhofer in einer Mitteilung.

Mit ihm zogen sich seine beiden Vizepräsidenten Erik Altmann und Heinz Schmidt (Schatzmeister) zurück. Zudem legte Karl-Christian Bay als Aufsichtsratsmitglied seinen Posten als Vereinsvertreter im Beirat nieder, ebenso wie Mayrhofer. Dem Beirat der TSV München von 1860 Geschäftsführungs-GmbH gehören damit nur noch der in Abu Dhabi lebende Mehrheitsgesellschafter Ismaik sowie dessen Cousin und Münchner Statthalter Noor Basha an.

Mit ihrem Rücktritt wollen die bisherigen Entscheidungsträger "die festgefahrene Situation lösen und den Weg für einen Neuanfang freimachen", wie Aufsichtsrats- und Beiratsmitglied Bay erläuterte. Woran die Verhandlungen letztlich scheiterten, ist nicht geklärt. Im Gespräch war, dass der 2011 bei 1860 mit vielen Millionen Euro als Retter eingestiegene Ismaik seine Anteile an eine nicht bekannte Investorengruppe verkaufen sollte.

Im Zuge dieser Aktion hätte Felix Magath als neuer starker Sportchef bei 1860 einsteigen sollen. Den umstrittenen Poschner wiederum wollte der Verein loswerden. Die kurzfristige Absage der für diesen Sonntag terminierten Mitgliederversammlung durch das Präsidium hatte Investor Ismaik zusätzlich verärgert. Der Jordanier nannte sie via Cousin Basha "inakzeptabel". Ismaik fehlen nun die Verhandlungspartner - dem Traditionsverein 1860 München eine komplette Führungsriege.

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