Kosta Runjaic:Sensation bei 1860: Ein normaler Trainer kommt

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In der zweiten Liga hat er bislang gute Resultate vorzuweisen, jetzt versucht es Kosta Runjaic beim TSV 1860. (Foto: dpa)
  • Kosta Runjaic, 45, zuletzt in Kaiserslautern und Duisburg tätig, wird Trainer beim TSV 1860 München.
  • Er gilt als ein Trainer, der überzeugt davon ist, dass er Fußball mindestens genauso gut versteht wie Pep Guardiola - große Reden schwingt er nicht.
  • Bei seinen bisherigen Stationen in der zweiten Bundesliga hat Runjaic gute Resultate vorzuweisen.

Von Markus Schäflein

Am Dienstagmorgen hatte das Warten ein Ende. Einen Monat nach der Sicherung des Klassenverbleibs sah sich Fußball-Zweitligist TSV 1860 München nun in der Lage, einen neuen Trainer zu präsentieren: Kosta Runjaic, 45, zuletzt in Kaiserslautern und Duisburg tätig, übernimmt das Amt. Um 10.30 Uhr verschickten die Löwen eine Pressemitteilung, der auch zu entnehmen war, dass es nun wiederum bis Freitag dauern werde, ehe sich Runjaic an der Grünwalder Straße offiziell vorstellen wird. Zur Mittagszeit tauchte der Übungsleiter dann doch schon am Trainingsgelände auf, wurde von Löwenstüberl-Wirtin Christl begrüßt und posierte für Fotos mit Präsident Peter Cassalette, Sportchef Oliver Kreuzer und Abdelrahman Ismaik, dem Bruder des jordanischen Investors Hasan Ismaik.

Es ging wenig überraschend darum, Gemeinsamkeit zu demonstrieren. In der Mitteilung war Kreuzer mit den Worten zitiert: "Wir glauben daran, dass Kosta mit seinem Profil sehr gut zu 1860 passt. Seine langjährige Erfahrung, seine Persönlichkeit und seine positive Einstellung haben uns alle davon überzeugt, dass wir mit ihm zusammenarbeiten wollen und erfolgreich sein können."

Wochenlang geisterten Gerüchte und Namen umher

Dass sich der 1860-Sportchef, der Franco Foda (Sturm Graz) favorisierte, die Vereinsvertreter um Cassalette und die Investorenseite lange nicht einig waren, war ein offenes Geheimnis im Umfeld von Sechzig - die einen wollten einen Trainer, der Deutsch spricht und die zweite Liga kennt, die anderen suchten offenbar weltweit nach renommierten Kandidaten. Entsprechend geisterten wochenlang Namen und Gerüchte umher. Peter Cassalette scherzte angesichts von Ismaiks Wunschliste zwischenzeitlich: "Selbst bei Mourinho würde ich sagen: Hasan, lieber nicht."

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Ebenso denkbar ist, dass einige von Ismaiks Wunschkandidaten selbst "lieber nicht" gesagt haben. Angeblich soll noch Ende der vergangenen Woche einer abgelehnt haben, als Cassalette die Präsentation schon für Dienstag angesetzt hatte - womöglich, um die Anhängerschaft zu beruhigen, womöglich auch, um nach innen sanften Druck in Richtung einer Entscheidung zu machen.

Nun ist es jedenfalls nicht Mourinho geworden, sondern Runjaic, ein Trainer mit Zweitligaerfahrung, der sicherlich nicht die schlechteste Wahl ist. Dass es nun schon wieder bis Freitag dauert, bis Runjaic im Pressecontainer Platz nimmt, um sich vorzustellen, verwirrt nur die, die sich an Sechzig noch nicht gewöhnt haben. Die Sensation der Personalie liegt in ihrer Normalität: Auf der Suche nach einem Zweitligatrainer wäre jedermann etwa auf www.transfermarkt.de innerhalb von wenigen Minuten auf Runjaic gestoßen. Dass sein Name in all den Wochen kaum gehandelt wurde, lag nur daran, dass er den Beobachtern als zu normal erschien.

Runjaic erfüllt ein Kriterium, das Kreuzer aufstellte: Bei einer Trainerfindung gehe es nie darum, alles besonders richtig zu machen, sondern darum, möglichst wenig falsch zu machen. Ein Grundsatz, der bei 1860 in den vergangenen Jahren von Alexander Schmitt über Markus von Ahlen bis zu Ricardo Moniz konsequent ignoriert wurde. Dass nun wieder darüber diskutiert wird, bei welcher der beteiligten Parteien Runjaic die wievielte Wahl gewesen sein könnte, haben sich die Löwen angesichts ihres Trainerfindungstheaters selbst zuzuschreiben.

Dabei hat Runjaic das nicht verdient, er hätte auch erste Wahl sein können. Er gilt als ein Trainer, der überzeugt davon ist, dass er Fußball mindestens genauso gut versteht wie Pep Guardiola - große Reden darüber zu schwingen, ist aber nicht sein Ding.

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Man muss eine Weile durchhalten, um es nach oben zu schaffen

In der zweiten Liga hat er jedenfalls gute Resultate vorzuweisen: Mit dem MSV Duisburg, den er auf dem letzten Tabellenplatz übernahm, schaffte er 2012/13 den sportlichen Klassenverbleib. Weil die Zebras dann aus wirtschaftlichen Gründen doch in die dritte Liga mussten, wechselte Runjaic zum 1. FC Kaiserslautern, mit dem er schön anzusehenden, gepflegten Fußball spielte und zweimal in Serie Vierter wurde. Ein Mal zu viel - dass er den Aufstieg mit einem stark besetzten Kader auch 2015 nicht schaffte, wurde ihm zum Verhängnis. Er durfte zwar noch bis in die neue Saison hinein bleiben, kam dann im September nach einem Fehlstart aber einem Rauswurf zuvor, indem er zurücktrat. Als Grund gab er an, dass "die Mannschaft unter der derzeitigen Unruhe, die in und um den Verein herrscht", gelitten habe.

Besonders ruhig ist es für gewöhnlich auch in Giesing nicht - der traditionelle Arbeiterklub TSV 1860 München, der eine GmbH & Co. KGaA ist und einem jordanischen Investor gehört, bietet genug Platz für unterschiedliche Auffassungen. Kosta Runjaics Vita passt allerdings perfekt dorthin: Der Arbeitersohn aus Rüsselsheim war in seiner Heimatstadt als Immobilienmakler und Bezirksligatrainer tätig, als er sich 2003 aufmachte, um eine zweiwöchige Trainingshospitanz beim FC Barcelona anzutreten. Sieben Jahre später wurde er beim damaligen Regionalligisten SV Darmstadt 98 erstmals Cheftrainer eines Profivereins.

Man muss eine Weile durchhalten, um es nach oben zu schaffen, wenn man von ganz unten kommt - vielleicht gelingt es ja Kosta Runjaic mal, 1860 das zu vermitteln.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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