Konstanze Klosterhalfen:Antrieb in den USA

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Unterwegs mit den Besten: Konstanze Klosterhalfen (l.) läuft, wie hier in London, gegen die Elite. (Foto: Tim Ireland/dpa)

Die 22-Jährige gilt als das größte deutsche Mittelstreckentalent. Sie schloss sich einem Projekt an, dem Skepsis entgegenschlägt.

Von Joachim Mölter

Unterwasserlaufbänder gibt es in Deutschland natürlich auch, freilich nicht so viele wie Physiotherapeuten, die für gewöhnlich damit arbeiten. Ernährungsberater und Mentalcoaches lassen sich ebenfalls finden, Trainer, Laufbahnen und Krafträume sowieso. Aber eine Ballung von all dem, wie es sie in der Nähe von Portland im US-Bundesstaat Oregon gibt, sucht man hierzulande vergebens, selbst bei Bayer Leverkusen, einem der wohl am besten ausgestatteten Leichtathletikklubs Deutschlands. Die paradiesisch klingenden Rahmenbedingungen, die der US-Sportartikelhersteller bei seinem "Nike Oregon Project" einem kleinen Kreis von Läufern an seinem Firmensitz bietet, haben auch Konstanze Klosterhalfen angelockt, das größte Mittelstreckentalent des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV): Im Herbst zog die 22-Jährige in die USA, erst mal nur, um zu schauen, ob es ihr dort taugt; seit diesem Frühjahr ist sie festes Mitglied des Projekts.

"Ich bin super dankbar, dass ich da sein kann", erzählte sie im Winter nach ihrem deutschen Hallenrekord über 3000 Meter in Leipzig (8:32,47 Minuten): "Es ist wie jeden Tag Trainingslager. Sie helfen mir super, auf einem neuen Level zu trainieren." Nike umsorgt die derzeit zwölf auserwählten Läufer und Läuferinnen mit einem personellen und logistischen Aufwand, der im hiesigen Sportsystem kaum zu finanzieren ist. Und Klosterhalfen machte schnell Fortschritte. Bereits im Winter erreichte sie persönliche Bestleistungen auf allen Strecken von 1500 bis 5000 Meter; den DLV-Rekord im Freien über 3000 Meter hat sie jüngst in Stanford auf 8:20,07 Minuten verbessert.

Das Ziel von Konstanze Klosterhalfen? "Ich möchte noch bis ganz in die Weltspitze"

Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin präsentiert sich Klosterhalfen am Wochenende wieder einmal dem deutschen Publikum, im Trikot ihres Heimatklubs Bayer Leverkusen. Sie wird indes nicht ihren Titel über 1500 Meter verteidigen, den sie drei Mal gewonnen hat, sondern über 5000 Meter starten (Samstag, 18.20 Uhr). Dort ist die Konkurrenz stärker, in Person von Alina Reh (Ulm), der U23-Europameisterin über 10 000 Meter.

Neben den hochprofessionellen Rahmenbedingungen war das ein weiterer Beweggrund für die 1,74 Meter große und knapp 50 Kilo leichte Klosterhalfen, in die USA zu wechseln: Dort kann sie täglich mit Weltklasse-Läuferinnen trainieren, hat sie täglich einen stärkeren Antrieb. "Ich möchte noch bis ganz in die Weltspitze", erklärt sie, "und die trainieren einfach super hart hier."

Um ihr Ziel zu erreichen, nimmt Klosterhalfen in Kauf, dass das "Nike Oregon Project" nicht den besten Ruf genießt, dass ihm durchaus Skepsis entgegenschlägt: Gegen Gründer und Chefcoach Alberto Salazar ermittelt die amerikanische Anti-Doping-Agentur bereits seit einigen Jahren. Klosterhalfen verweist darauf, dass sie vom Assistenzcoach Pete Julian angeleitet wird, und der DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska sagt dazu: "Konstanze ist eine Athletin, die in unserem System sehr, sehr klar aufgeklärt worden ist."

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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