Konkurrenz in der Bundesliga:Scharfer Konter der Bayern

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Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. (Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Darf ein DFB-Sportrichter die Liga zu mehr Wettbewerbsgeist auffordern? Die Debatte zeigt, wie überfordert alle Beteiligten mit der Dominanz des FC Bayern mittlerweile sind.

Kommentar von Christof Kneer

Viktor Skripnik war verstörend vergnügt nach diesem Spiel, das seine Elf gerade 0:5 verloren hatte. Bremens Trainer gratulierte den Bayern "herzlich", er wünschte "viel Glück" für die Champions League, er lobte Bayerns "gute Mannschaft" und "den guten Platz". Am Ende hat er, vermutlich nur mit Mühe, davon Abstand genommen, ein Selfie mit Pep Guardiola zu schießen und dieses Bild stolz in eine Whatsapp-Gruppe hineinzustellen. Aber wahrscheinlich ist so ein Wunsch ja ganz normal für den Trainer einer kleinen Mannschaft, der den großen Kollegen sonst immer nur im Fernsehen sieht.

Man muss dieses 0:5 gesehen haben, um die jüngste Liga-Debatte wenigstens einigermaßen zu verstehen. Man muss die imposante Unterwürfigkeit der Bremer Elf miterlebt haben und auch diesen Trainer, der heiter erkennen ließ, dass die Punkte, die man soeben verloren hatte, sowieso nie eingeplant waren.

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Beim 0:5 in München erschüttert Werder mit 17 Prozent Ballbesitz. Hannovers Spieler müssen ihre Trikots abgeben. Sandro Wagner interessiert sich für teure Uhren.

Die kleinen Blamagen des Spieltags

Solche Partien bilden die Kulisse für das kuriose Schauspiel, dem die Liga gerade staunend zugesehen hat. Es traten auf: ein DFB-Sportrichter, der sein Urteil in der Causa "Gelbsperren-Erschleichung" mit dem Kommentar garnierte, es könne "nicht im Sinne des Wettbewerbs sein", wenn der FC Bayern "regelmäßig gegen schwächere Mannschaften" spiele. Ebenfalls auf der Bühne: der Chef des FC Bayern, der sich scharf gegen einen Vorwurf wehrte, den außer den Bayern erst mal gar keiner bemerkt hatte. Karl-Heinz Rummenigge fand die Aussagen "herabwürdigend".

Historische Überlegenheit der Bayern

Man darf sich gerne über diesen strengen und sehr öffentlichen Konter der Bayern wundern, aber die Beantwortung der Frage, ob der Sportrichter und der FC Bayern solche Kommentare nötig haben, führt nirgendwo hin. Viel interessanter ist die Frage nach den Motiven: Die Debatte zeigt so zugespitzt wie kaum eine Debatte zuvor das Marktgefälle der Liga. Das aktuelle Streitgespräch dient als Beleg dafür, dass alle Beteiligten inzwischen leicht überfordert sind mit der Moderation dieser bayerischen Dominanz, für die es in 53 Jahren Bundesliga keine Erfahrungswerte gibt.

Diese historische Überlegenheit hat nun also dazu geführt, dass ein Sportrichter des Verbandes die Liga zu mehr Wettbewerbsgeist auffordert, dass der DFB-Interimspräsident Koch bei Gelbsperren ein lustiges Losverfahren anregt und dass die Bayern ein Kommuniqué auf ihrer Website veröffentlichen, in dem sie aus politischen Gründen nur einen Teil dessen sagen können, was sie wirklich umtreibt.

Den Bayern kann es nicht gefallen, wenn quasi mit höchstrichterlichem Siegel das Produkt beschädigt wird, von dem sie leben. Die Bundesliga und ihr Branchenführer sind allein schon wegen ihrer Sponsoren darauf angewiesen, dass die deutsche Meisterschaft ohne Makel und damit werthaltig bleibt - besonders jetzt, da ein neuer, am besten milliardenschwerer Fernsehvertrag zur Ausschreibung kommt.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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