Kollektiv-Konzept in der Bundesliga:Mehr Freiburg, weniger Ronaldo

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Vielleicht ist das der Eindruck, der am Ende dieser Bundesliga-Spielzeit bleiben wird: Die Liga ist gar nicht so abhängig vom Personenkult. Teamgeist ist der entscheidende Faktor, nicht nur in Freiburg und Augsburg. Getreu dieser Formel haben die Dortmunder in der Liga die Bayern überholt - und die Bayern in Europa fast schon alle.

Klaus Hoeltzenbein

Die 17. Kalenderwoche des Jahres 2012 war keine gute Woche für diejenigen, die als Welt- und Megastars des Fußballs hofiert werden. Im Gegenteil, all die Galaktischen sind wieder ein bisschen irdischer geworden. Sie haben erlebt und erlitten, was jeder kennt, dem im Kreispokalfinale allein vor dem Tor die Knie zittern. Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, die Posterkönige der Kinderzimmer, verschossen in der Champions League entscheidende Elfmeter.

Der FC Bayern in der Einzelkritik
:Einspielen, empfehlen, Kanone sichern

Anatolij Timoschtschuk gewöhnt sich an seine Position beim Champions-League-Finale, Thomas Müller empfiehlt sich für einen Einsatz gegen Chelsea, Mario Gomez will sich die Torjägerkanone sichern - und Holger Badstuber sehnt sich nach einem Cocktail-Verkäufer. Der FC Bayern beim 2:0 gegen Stuttgart in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Und da auch der Brasilianer Kaká nicht für Real Madrid gegen den FC Bayern traf, ergab sich in KW 17 eine kuriose Feststellung: Die drei letzten Weltfußballer, Kaká (2007), Ronaldo (2008), Messi (2009 bis 2011), zielen beim Elfmeter auch nicht besser als David Alaba, als Du und ich - jedenfalls nicht immer.

Auch diese Fehlbarkeit der Superhelden mag tröstlich sein, wenn der Bundesliga am Saisonende doch noch auffallen sollte, dass ihr sehr viel Prominenz abhanden kommt. Viele Tränen sind schon geflossen in Schalke und Leverkusen, wo Raúl und Ballack verabschiedet wurden, zwei Hauptdarsteller des Liga-Kinos. Kommenden Samstag aber erst droht dem Rhein bei Köln die Flut.

Präventiv sollten dort die Uferböschungen erhöht werden für den Fall, dass der Abschied des Stadtheiligen Lukas Podolski zum FC Arsenal zusammenfällt mit dem direkten Abstieg des lokalen Klüngelklubs. Kann der Geißbock schwimmen?

Podolski hofft nun auf einen Freundschaftsdienst beim Besuch der einstigen Kollegen vom FC Bayern. Der vorletzte Spieltag aber hat gezeigt, dass die Liga nicht gewillt zu sein scheint, den Wettkampf einzustellen. Freiburg, bereits gerettet, besiegt Köln 4:1, Dortmund, längst Meister, hat Spaß beim 5:2 in Kaiserslautern, der FC Bayern, trunken vom Einzug ins Champions-Finale, siegt 2:0 gegen Stuttgart.

Da wird nichts hergeschenkt, kaum nachgelassen, und vielleicht ist das der Eindruck, der am Ende dieser Spielzeit bleiben wird: Die Liga ist nicht gar so abhängig vom Personenkult, da ihre Mannschaften gut funktionieren. Gerade die finanzschwächeren, aber kreativen Teams aus dem Mittelbau der Tabelle wie Freiburg oder Mainz, Nürnberg oder Augsburg.

Robben, Pizarro, Huntelaar, Kagawa, Lewandowski - fünf weitere Prominente, von denen ungewiss ist, ob sie bleiben. Sollte jetzt der Gehaltspoker zu herb werden, könnte den Managern ein Tipp des alten Bundestrainers Berti Vogts helfen: Die Mannschaft ist der Star! Getreu dieser Formel haben die Dortmunder in der Liga die Bayern überholt. Und die Bayern in Europa fast schon alle.

© SZ vom 30.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Abschiede in der Bundesliga
:Ausverkauf bei Werder Bremen

Nun auch noch Claudio Pizarro: Werder Bremen lässt seine halbe Mannschaft ziehen, trauert jedoch besonders seinem Publikumsliebling hinterher. Auch andere Klubs müssen prominente Weggänge verkraften: Schalke 04 lässt den Spanier Raúl ziehen, in Köln steigt Lukas Podolski zum Abschied nochmal ab. Den kuriosesten Transfer wagt ein Dortmunder Stürmer.

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