Der FC Bayern in der Einzelkritik:Einspielen, empfehlen, Kanone sichern

Anatolij Timoschtschuk gewöhnt sich an seine Position beim Champions-League-Finale, Thomas Müller empfiehlt sich für einen Einsatz gegen Chelsea, Mario Gomez will sich die Torjägerkanone sichern - und Holger Badstuber sehnt sich nach einem Cocktail-Verkäufer. Der FC Bayern beim 2:0 gegen Stuttgart in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Hans-Jörg Butt

FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Anatolij Timoschtschuk gewöhnt sich an seine Position beim Champions-League-Finale, Thomas Müller empfiehlt sich für einen Einsatz gegen Chelsea, Mario Gomez will sich die Torjägerkanone sichern - und Holger Badstuber sehnt sich nach einem Cocktail-Verkäufer. Der FC Bayern beim 2:0 gegen Stuttgart in der Einzelkritik.

Von Jürgen Schmieder, Fröttmaning

Hans-Jörg Butt: Absolvierte seine 63. Bundesligapartie für den FC Bayern. Es soll auch sein letztes Spiel für die Münchner sein, bevor er ab der kommenden Saison die Jugend des Vereins koordinieren wird. Guckte zuerst einen Kopfball an die Latte, lenkte dann einen Kopfball mit einem Manuel-Neuer-Reflex an die Latte und parierte dann herausragend gegen den auf ihn zueilenden Ibisevic. In der zweiten Halbzeit dann nahezu beschäftigungslos, weil zuerst Stuttgart und danach seine Kollegen den Spielbetrieb einstellten. Freute sich deshalb, dass die Fans den Anfeuerbetrieb nicht einstellten und ihn kräftig feierten.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

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Quelle: AFP

Rafinha: Fühlte sich in der ersten Halbzeit recht wohl, weil er bei Copacabana-Temperaturen über den Platz laufen durfte. Agierte mit der Gelassenheit eines Cocktail-Verkäufers am Strand. In Zweikämpfen kompromisslos und ohne Tadel, passte einmal artistisch mit der Brust und feinem Bauchplatscher zu Jörg Butt zurück. Erkannte in der 70. Spielminute, dass das gesamte Spielfeld im Schatten lag - erklärte deshalb seinen Arbeitstag für beendet. Es hätte nicht verwundert, wenn ihm jemand einen Cocktail gereicht hätte.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Anatolij Timoschtschuk

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Anatolij Timoschtschuk: Durfte sich wie schon in Bremen als Innenverteidiger beweisen - jene Position, auf der er wohl auch im Champions-League-Finale agieren wird. Warf sich übungshalber in einige Kopfballduelle gegen den größeren und schwereren Vedad Ibisevic - und gewann überraschend oft. Vertraute ansonsten seinem beinahe übernatürlichen Talent, Situationen schon vor der Entstehung zu erahnen und richtig zu stehen. Kann so auch gegen einen wie Drogba bestehen. Sorgte in der zweiten Halbzeit für Erheiterung, als er einen Zeugwart brauchte, um sich seine Schuhe anzuziehen. Hat aber bekanntermaßen einen eigenen Koch und einen eigenen Friseur - also war das schon in Ordnung.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Holger Badstuber

FC Bayern Muenchen - VfB Stuttgart

Quelle: dapd

Holger Badstuber: Hätte auf die Partie gerne verzichtet - weil das bedeutet hätte, dass er im Champions-League-Finale spielen darf. Während seine Kollegen bei den andauernden "Finale"-Rufen eine wohlige Gänsehaut bekamen, lief ihm wohl eher ein Schauer über den Rücken. Wirkte ohnehin in so mancher Situation, als hätte er den Sieg in Madrid bis wenige Stunden vor der Partie gegen Stuttgart gefeiert. Stemmte immer wieder die Hände in die Hüften, stützte sich auf den Knien ab und lamentierte bei jedem Schritt. Hätte einen Cocktail-Verkäufer gebraucht - und kam nur durch die Hilfe von Ivica Olic wieder auf die Beine.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Diego Contento

Bayern Munich training

Quelle: dpa

Diego Contento: Erschien mit frisch gestaltetem Irokesen-Schnitt. Durfte in der ersten Halbzeit beweisen, dass er mit der Kunst des Seitenlinielaufens durchaus vertraut ist und auch in den Disziplinen gefährliche Grätsche, gefährliche Flanke und gefährliches Abspiel nach hinten ausgebildet ist. In der Defensive überaus solide, bekam in der zweiten Halbzeit mit David Alaba einen spielfreudigen Kollegen an die Seite gestellt, so dass er auch offensiv tätig werden durfte. Angesichts der Konkurrenz auf seiner Position durfte er sich nicht empfehlen, sondern nur den Platzhalter geben.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Luiz Gustavo

FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Luiz Gustavo: Hätte auf die Partie gerne verzichtet - weil das bedeutet hätte, dass er im Champions-League-Finale spielen darf. Wirkte ein wenig so, als würde das Spiel nicht prägen, sondern den Ball nur möglichst schnell wieder loswerden wollen. Defensiv überaus stellungssicher und zweikampfstark, darüber hinaus mit den meisten gelaufenen Metern aller Akteure auf dem Platz. Trug übrigens Schuhe mit einer Farbe, die exakt zum neuen Trikot passte, deshalb immerhin modisch der Spieler des Tages.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Danijel Pranjic

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Danijel Pranjic: Hatte Glück, das der FC Bayern bei diesem Spiel das neue Auswärtstrikot präsentierte, weil er selbst sonst überhaupt nicht aufgefallen wäre. An seinem schmächtigen Körper allerdings kam das weiße Leibchen mit den neon-orangen Streifen, Zahlen und Buchstaben sehr schön zur Geltung. So wie die Farbe neon-orange eigentlich Ende der 90er Jahre ausgestorben ist, so anachronistisch wirkt der nette Kroate im Spiel des FC Bayern. Wäre damit allerdings eine Bereicherung für mindestens 13 Bundesliga-Vereine.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Takashi Usami

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Takashi Usami: War in der schwierigen Zeit des FC Bayern nach der Winterpause mitunter als Beweis herangeführt worden, dass Trainer Jupp Heynckes junge Spieler nur bedingt an höhere Aufgaben heranführen könne. Darf seine Fähigkeiten nun seit einigen Partien präsentieren - und darf nun als Beweis herangeführt werden, dass Heynckes sehr wohl mit jungen Spielern umzugehen weiß. War nämlich häufig überfordert und hektisch in Dribblings, schaffte kaum eine gelungene Offensivaktion. Durfte deshalb nicht einmal 90 Minuten spielen, sondern wurde in der zweiten Halbzeit durch Schweinsteiger ersetzt.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Ivica Olic

Gotoku Sakai , Ivica Olic

Quelle: AP

Ivica Olic: Gilt nach wie vor als der Spieler mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis in der Geschichte der Bundesliga. Ist zwar schon 32 Jahre alt, wetzt aber immer noch jedem Ball hinterher, als wäre er ein junger Hund. Brauchte beim Abschluss mitunter viel zu lange, wirkte bei Zuspielen arg unsicher und nur bedingt explosiv in Laufduellen, was sich durch die fehlende Praxis begründen lässt. Erstaunlich, dass er nach Wolsburg wechselt, wo das Preis-Leistungs-Verhältnis gemeinhin eine untergeordnete Rolle bei der Verpflichtung von Fußballern spielt.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Thomas Müller: Muss seit Wochen Bewerbungsspiele für Einsätze im DFB-Pokal-Endspiel und im Champions-League-Finale abgeben. Durchaus aktiv, auch im Dialog mit den Kollegen Olic und Gomez. Überlegte vor dem ersten Treffer recht lange, ob ihm ein Abspiel oder Torschuss mehr Sympathiepunkte bringen würde. Entschied sich für den Pass, was sowohl Schütze Gomez als auch Trainer Jupp Heynckes durchaus goutierten. Wechselte zur Halbzeit in die zentrale Sturm-Position und wollte sich auch als Toreschießer empfehlen. Bekam jedoch kaum Zuspiele von den Kollegen, was ihn nervte. Ein Schuss wurde auf der Linie gehalten, was ihn noch mehr nervte. Traf in letzter Sekunde doch noch, sank danach hin wie dereinst Gerd Müller nach dem WM-Finale 1974.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Gomez

FC Bayern Muenchen - VfB Stuttgart

Quelle: dapd

Mario Gomez: Spielte gegen seinen ehemaligen Verein wohl nur deshalb von Beginn an mit, weil er gerne zum zweiten Mal hintereinander Torschützenkönig werden würde. Hatte zwar unter Woche betont, mit der ersten Kanone daheim auf dem Kaminsims recht zufrieden zu sein. Schoss in der ersten Halbzeit zwei Mal Ramos-esk über das Tor. Bekam dann von Müller den Ball herausragend serviert und zog wieder mit Huntelaar gleich - der hatte wenige Minuten zuvor für Schalke getroffen. Dieses eine Tor reichte ihm anscheinend, ließ sich zur Pause auswechseln und trat auch nicht in die Klinsmann-Werbetonne, die vor dem Spiel an der Seitenlinie platziert worden war.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Bastian Schweinsteiger

FC Bayern Muenchen - VfB Stuttgart

Quelle: dapd

Bastian Schweinsteiger: Kam in der 56. Spielminute für Usami. Bekam deutlich mehr Applaus als Mario Gomez zuvor für seinen Treffer. Erkannte sogleich, dass seine Kollegen die Partien als spielerische Auslaufeinheit betrachteten - und lief auch ein wenig aus.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

David Alaba: Wurde zur Pause für Gomez eingewechselt, vom Stadionsprecher explizit gelobt und von den Fans noch expliziter gefeiert. Hat schon jetzt höhere Sympathiewerte, als es seine Publikumsliebling-Vorgänger Samy Kuffour, Hasan Salihamidzic und Ivica Olic je hatten. Schoss gleich nach der Pause beinahe das 2:0. Danach aktiv und bissig, mit einigen schönen Aktionen.

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Der FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Arjen Robben: Kam 17 Minuten vor dem Ende, um sich noch ein wenig auszutoben. Bekam aber keine Zuspiele von seinen Kollegen, nahm das aber gelassener als gewöhnlich zur Kenntnis. Scheiterte mit einem Schuss aus elf Metern und drosch später noch Ramos-artig über das Tor.

© SZ.de/fred
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