Verletzung von Fabian Klos:Wie ein Alptraum, der zurückkommt

Lesezeit: 2 min

Schocksekunden auf der Alm: Die Kopfverletzung des vom Platz getragenen Bielefelder Routiniers Fabian Klos machte Mit- und Gegenspieler betroffen. (Foto: Martin Rose/Getty Images)

Bereits 2013 zog sich Fabian Klos eine Gesichtsfraktur zu, nun erleidet er wieder eine schlimme Kopf-Verletzung. Bielefeld teilt aus Rücksichtnahme keine genaue Diagnose mit - ob Klos je wieder für Arminia spielt, ist fraglich.

Von Ulrich Hartmann, Bielefeld

Der schrecklichste Tag in der Karriere des Fußballers Fabian Klos war bislang der 4. Oktober 2013 gewesen. Damals stieß Klos in Arminia Bielefelds Zweitligapartie gegen den 1. FC Kaiserslautern in einem Kopfballduell mit dem Gegenspieler Mo Idrissou zusammen und erlitt derart viele Frakturen in Gesichtsschädel, Stirn und Augenhöhle, dass ihm erst Tage später, nach Abklingen einer massiven Schwellung, 13 Metallplättchen und 26 Schrauben ins Gesicht eingesetzt werden konnten. Nach zwei Monaten konnte Fabian Klos mit einer Karbonmaske wieder vorsichtig mitspielen. Plättchen und Schrauben wurden dann irgendwann entfernt, doch es dauerte Monate, ehe er die Furcht vor Kopfballduellen verlor.

Am Samstag passierte Fabian Klos Ähnliches wieder. Wie ein Alptraum, der zurückkommt. In der Nachspielzeit des Kellerduells gegen den VfB Stuttgart stieß er in einem Kopfballduell mit seinem Mitspieler Alessandro Schöpf zusammen. Schöpfs Schädel krachte in das Gesicht von Klos. Als sich seine Mitspieler über den am Boden liegenden Klos beugten, winkten sie sofort aufgeregt mit den Armen und signalisierten, dass etwas Schlimmes passiert sei. Trainer Frank Kramer berichtete kurz nach dem Spiel von einer massiven Schwellung im Gesicht von Klos.

Die Veröffentlichung einer präzisen Diagnose unterließ der Klub am Sonntag. Sie wäre chirurgisch wie persönlich zu sehr ins Detail gegangen. Es ist wie 2013 einiges kaputt gegangen. Damals, beim Unfall vor achteinhalb Jahren, war Klos 25 Jahre alt und in der Blüte seiner Karriere. Heute ist Klos 34 Jahre alt. Er spielt seine elfte und letzte Saison für Arminia Bielefeld. Der Abschied war bereits verkündet worden, aber Klos war fest entschlossen, seine Karriere noch nicht zu beenden.

Nach dem schlimmen Unfall stellen sich, jenseits der hoffentlich raschen Genesung, zwei Fragen: Wird Fabian Klos je wieder für Bielefeld spielen? Das ist unwahrscheinlich. Und bedeutet die Verletzung, dass er seine Karriere vielleicht doch schon beenden muss? Möglich. Allerdings will man eine Laufbahn so eigentlich nicht abschließen. Seinen Abschied aus Bielefeld hätte sich Klos eigentlich so vorgestellt, dass er mit der Arminia noch einmal den Klassenerhalt schafft.

Einen kleinen Schritt hat Bielefeld gegen Stuttgart gemacht

Immerhin: Auf dem Weg dahin hat Bielefeld am Samstag einen kleinen Erfolg errungen. Florian Krüger (59.) egalisierte Stuttgarts Führung durch einen Elfmeter von Sasa Kalajdzic (25.) zu einem für die Arminia sehr schmeichelhaften 1:1-Endstand. Dadurch bleibt im Tabellenkeller alles eng beisammen. Die Stuttgarter versäumten es trotz zahlreicher hochwertiger Chancen, das Spiel zu gewinnen und sich dadurch ein bisschen abzusetzen.

Zu einem besonderen Spiel entwickelte sich die Partie auch für den VfB-Mittelstürmer Kalajdzic. In der vorvergangenen Woche hatte er mit Österreich in Wales das WM-Playoff-Spiel verloren und in dieser Partie einen Ellbogencheck ins Gesicht bekommen, von dem noch immer zwei dicke Blutergüsse unter den Augen zeugen. Es ist aber nichts kaputt gegangen, so dass er in Bielefeld spielen und den Elfmeter zur 1:0-Führung verwandeln konnte.

Kalajdzic schnappt sich die Trage - weil es ihm nicht schnell genug geht

Zum kleinen Helden fürs Bielefelder Publikum wurde der 24-Jährige in der Nachspielzeit, als Klos am Boden lag und zwei Sanitäter sich trotz deutlicher Aufforderung durch Stuttgarts Betreuer derart langsam mit der Trage näherten, dass Kalajdzic ihnen entgegensprintete, die Trage abnahm und damit zum Unfallort rannte. Das ganze Stadion applaudierte. Es war eine rührende Szene.

Stuttgarts Sasa Kalajdzic holt sich eine Trage von einem Sanitäter, um sie für den Bielefelder Fabian Klos auf das Spielfeld zu tragen. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Bielefelds Trainer Kramer nannte Kalajdzics Aktion "herausragend": "Dem Sasa ging es in dieser Szene um nichts anderes als um den Fabian, der eigentlich in der gegnerischen Mannschaft spielt." Kramer lobte generell die Empathie von Fußballprofis. "Man vergisst oft, dass sie bei aller Rivalität ein gutes Miteinander pflegen", sagte er, "in der heutigen Zeit sind solche Dinge ganz wichtig, diese kleinen Zeichen; anzupacken, auch wenn es nicht um die eigene Jacke geht." Und so endete ein aufreibendes Kellerduell, das niemand gewonnen hatte, zumindest mit einem Zeichen des Zusammenhaltens.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungWechselfehler
:Freiburg kann das nicht entscheiden

Bitte die Laufwege einstudieren! Der DFB sollte die Folgen des Wildwechsels beim FC Bayern nicht dem SC Freiburg überlassen. Denn der Klub steckt in einem handfesten Gewissenskonflikt.

Kommentar von Christof Kneer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: