Kanu:Kanu-Sprinter raffen sich auf - Gold-Hoffnung bei EM

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Brandenburg/Havel (dpa) - Die Bilder vom am Boden kauernden Ronny Rauhe sind auch Kanu-Bundestrainer Reiner Kießler noch immer präsent.

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Brandenburg/Havel (dpa) - Die Bilder vom am Boden kauernden Ronny Rauhe sind auch Kanu-Bundestrainer Reiner Kießler noch immer präsent.

Die bitteren Tränen des Sprint-Asses vor zwei Jahren bei Olympia am Dorney Lake von London standen sinnbildlich für die Krise der deutschen Paddler über die 200-Meter-Kurzstrecken. Inzwischen aber geht es mit dem neuen Disziplincoach Arndt Hanisch und veränderten Trainingskonzepten aufwärts. „Es gibt das deutliche Signal einer positiven Entwicklung“, sagt Verbandspräsident Thomas Konietzko.

Bei der Heim-EM in Brandenburg/Havel hat Coach Kießler erstmals seit Jahren bei einem Großereignis sogar wieder ein potenzielles Siegerboot am Start. Das neue Kajak-Zweier-Duo um Rauhe und den langjährigen Einerpiloten Tom Liebscher beeindruckte die Konkurrenz mit drei Siegen in drei Weltcups zu Saisonbeginn. Die Qualifikation am Samstag fürs EM-Finale am Sonntag sollte beiden locker gelingen, auch wenn Liebscher leicht angeschlagen ins Rennen geht. „Das hat sich gut angelassen. Wir sind im Kajak-Bereich der Männer gut vorangekommen“, kommentiert Kießler, der die Olympia-Bilanz der Sprinter als „einzige Enttäuschung“ umschreibt.

Zwei achte Plätze von Rauhe im Einer und im Zweier - damals zusammen mit Jonas Ems - waren noch die besten Resultate innerhalb der vier olympischen 200-Meter-Rennen. „Eine Erkenntnis von damals ist, dass Doppelstarts nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Die Doppelbelastung von Ronny Rauhe war eine unglückliche Entscheidung“, sagt Kießler heute. Man habe dazugelernt, erklärt auch Konietzko: „Wir haben in der Einsatzkonzeption Fehler gemacht.“

Rauhe sei als potenziell bester 200-Meter-Starter überfordert worden. „Inzwischen geht es bei den Sprintern nicht mehr um Zehntelsekunden, sondern um Hundertstel oder Tausendstel“, sagt der Verbandschef. Auch Rauhe habe seine Lehren gezogen. Der 13-malige Weltmeister, einst auf der früher olympischen 500-Meter-Strecke im K2 mit Tim Wieskötter schier unschlagbar, habe Einsicht gezeigt, „dass er etwas ändern muss, damit es wieder zur Weltspitze reicht“, resümiert Konietzko. Der Potsdamer stellte sein Training um und bekam in Liebscher vor einigen Monaten einen neuen Partner an die Seite. Das Zusammenspiel funktionierte sofort prima. „Das ist wie ein Jackpot, ein Glücksfall, wie er nur alle paar Jahre mal vorkommt“, sagt Rauhe selbst.

Nach den 200-Meter-Misserfolgen von London reagierte der Verband auch personell, der Essener Arndt Hanisch ersetzte den glücklosen Clemens Paarmann als Disziplintrainer. Bei der EM vergangenes Jahr in Portugal war ein erster leichter Aufwärtstrend zu erkennen. In den olympischen Disziplinen reichte es je einmal zu Silber und Bronze, bei der WM in Duisburg kurz darauf immerhin zu Platz drei durch Rauhe/Ems im K2. Andererseits bewies das Heimspektakel auch, dass längst nicht alles gut ist: In gleich drei von vier olympischen Sprintdisziplinen verpassten die deutschen Paddler die Finals.

Problembereiche sind vor allem die K1-Frauen und die C1-Männer. Weder Sabine Volz noch Stefan Kiraj, die den Deutschen Kanu-Verband beim Brandenburg-Heimspiel in diesen beiden Rennen vertreten, gelten als international konkurrenzfähig. „Da fehlen uns derzeit die Überflieger. Im Moment gibt es beispielsweise keine Sprinterin, die den Rückstand von einer Sekunde auf die Weltelite aufholen kann“, konstatiert Kießler. Bei den K1-Männern startet der Essener Ems jetzt im Einer, nachdem Rauhe und Liebscher zum K2-Duo fusioniert sind. Auch seine Medaillenaussichten sind nach zwei mäßigen Weltcups in Szeged (Neunter) und Racice (Elfter) bei der EM recht klein.

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