Jahn Regensburg:Verpuffter Furor

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Überrumpelt vom eigenen Kollegen: Jahn-Schlussmann Alexander Meyer kann dem Rückpass von Verteidiger Marcel Correia nur noch hinterherlaufen - aber nicht erreichen. (Foto: Thomas F. Starke/Getty Images)

Regensburg hofft nach dem herben 0:6 in Bielefeld auf eine Wende gegen Wiesbaden. Doch ausgerechnet Kapitän Marco Grüttner fehlt, der bei der Arminia als Einziger versucht hatte, sich gegen die Niederlage zu stemmen.

Von Johannes Kirchmeier

Als Marcel Correia kurz vor dem Spielende am Sonntag auch noch einen No-Look-Pass in den Regensburger Strafraum schickte, da schien die Herrlichkeit vollkommen zu sein für den DSC Arminia Bielefeld. Denn Correias Pass wurde unversehens zum Torschuss direkt vor der Bielefelder Fantribüne - der Ball hoppelte an Torwart Alexander Meyer vorbei zum 4:0 ins Tor gegen den SSV Jahn Regensburg. Spätestens da war klar, dass Bielefeld nach dem 21. Spieltag Tabellenführer der zweiten Fußball-Bundesliga bleiben sollte.

Und wenn man nun weiß, dass Correia als Innenverteidiger in Regensburg und nicht bei der Arminia angestellt ist, dann dürfte auch schnell klar sein, dass der Jahn einen seiner schlimmsten Fußballnachmittage überhaupt erlebt hatte.

Nach dem Eigentor in der 86. Minute folgten noch zwei Treffer, einer davon sogar im Konter. "Dann waren wir noch naiv und lassen uns abschießen!", sagte Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic genervt. Das 0:6 ist die höchste Niederlage des SSV Jahn in der eingleisigen zweiten Bundesliga überhaupt. Lediglich in der Saison 1967/77 unterlag der Klub in der noch zweigleisigen Liga dem VfB Stuttgart höher (0:8). "Man kann hier verlieren, keine Frage. Aber nach dem 0:2 musst du hinten dicht machen und nicht so einfach Tore kassieren", sagte Marco Grüttner beim TV-Sender Sky. Fünf Tore hatte der Jahn auch in der Vorsaison in Bielefeld kassiert - doch damals hatte er selbst noch drei erzielt und so für eines der spannendsten Saisonspiele gesorgt.

Nun bilanzierte Grüttner: "Wir haben heute Angsthasen-Fußball gespielt, von der ersten bis zur letzten Minute." Der 34-Jährige war noch der Einzige, der daran etwas zu ändern versuchte: Nach dem 0:2 durch Joan Simun Edmundsson (36. Minute) schrie der Offensivspieler seine Kollegen an, er wollte sie wachrütteln. Doch der Furor des Kapitäns verpuffte.

Bielefeld zog in der zweiten Spielhälfte stattdessen mit Leichtigkeit davon. Und gerade das sollte die Regensburger, die sich gerne als "Mentalitätsmonster" bezeichnen, nachdenklich stimmen. Während sie sich in den Vorjahren nach Rückständen aufbäumen konnten und mit Wucht zurückschlugen, schienen die vergangenen beiden Spiele schnell entschieden zu sein. In der vorhergegangenen Partie gegen die SpVgg Greuther Fürth entwickelte der Jahn nach dem frühen 0:2 auch schon keine rechte Torgefahr. Bemerkbar macht sich dabei besonders der Ausfall des Topscorers Sebastian Stolze (vier Tore, sieben Vorlagen). Der Flügelstürmer zog sich beim Sieg gegen Hannover zum Start aus der Winterpause einen Jochbeinbruch zu und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Seine Schnelligkeit, die Abwehrreihen auseinanderreißen kann, fehlt vor dem Tor.

Anders als Grüttner wollte sich sein Trainer am Sonntag nicht zu lange mit dem Ergebnis aufhalten. "Sechs-Null: Das hört sich richtig krass an - und ist auch so", sagte Selimbegovic. "Wir müssen uns möglichst schnell damit auseinandersetzen, es möglichst schnell vergessen und aufs nächste Spiel vorbereiten. Wir brauchen unbedingt noch ein paar Punkte, um die Liga zu halten." Nüchtern betrachtet steht der Jahn mit sechs Punkten aus den ersten vier Rückrundenspielen besser als zum Hinrundenstart (vier aus vier). Vor einem knappen halben Jahr folgte am fünften Spieltag aber dann das 5:0 beim Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden - mit drei Grüttner-Toren. Nur: Der Anführer fehlt am kommenden Samstag beim Heimspiel gegen den SV (13 Uhr) nach seiner fünften gelben Karte gesperrt.

© SZ vom 11.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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