Jahn Regensburg:Kovac' Zögling

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„Wenn ich den Ball so gut bekomme, dann verwerte ich den meistens auch.“ – Regensburgs Maskenmann Max Besuschkow. (Foto: Sascha Janne/imago)

Mit Maske und Nasenbeinbruch: Max Besuschkow, 22, findet bei Jahn Regensburg zu alter Stärke. Er strebt auf dem zweiten Bildungsweg zurück in die Bundesliga.

Von Johannes Kirchmeier

Es kam nicht selten vor, dass Trainer Niko Kovac nach dem Training noch etwas zu besprechen hatte mit ihm. Kovac nahm Max Besuschkow also zur Seite, erklärte ihm, woran er zu arbeiten hat, er war ja gerade noch ein frisches Talent der Bundesliga. Und als junger zentraler Mittelfeldspieler geriet er im früheren defensiven Mittelfeldspieler an einen passenden Lehrer, vielleicht imponierte ja auch Kovac diese Parallele. Vor zwei Jahren sagte er einmal: "Max ist ein absoluter Vollprofi."

Wenn Besuschkow, 22, sich an diese Zeit bei Eintracht Frankfurt erinnert, dann spricht er von lehrreichen Monaten unter Kovac. In Frankfurt bekam Besuschkow ab Januar 2017 anders als bei seinem Ausbildungsverein VfB Stuttgart die Chance, sich im Erstliga-Fußball zu beweisen, und war täglich auf höchstem Niveau gefordert, wenngleich er am Ende nur dreimal in der Bundesliga mitspielen durfte. Lehrreich war die Zeit bei der Eintracht daher auch deshalb: Besuschkow merkte, wie wechselhaft eine Anstellung als Profifußballer sein kann. Davon zeugt auch der Umstand, dass sich die Wege von Kovac und Besuschkow so radikal trennten, wie es fast nur im rasanten Profisport vorkommt: Kovac ging, das ist allgemein bekannt, 2018 zum deutschen Rekordmeister FC Bayern München und führte ihn zum nächsten Meistertitel. Besuschkow, der auch unter dem Kovac-Nachfolger Adi Hütter wenig Einsatzchancen sah, ließ sich in die zweite belgische Liga zu Royale Union Saint Gilloise ausleihen. 30 Pflichtspiele wolle er dort absolvieren, kündigte er an, und dann in den deutschen Profifußball zurückkehren.

Am vergangenen Samstag jubelte er vor der Regensburger Hans-Jakob-Tribüne über sein erstes Zweitliga-Tor. "Das war natürlich ein schönes Gefühl", sagt Besuschkow, der seit Ende Juni beim SSV Jahn Regensburg spielt und so in Belgien beide Ziele erreicht hat. Nicht so schön war, dass der Jahn Bielefeld 1:3 unterlag und damit im vierten Pflichtspiel nacheinander ohne Sieg blieb. Erste Unzufriedenheit machte sich breit in der Oberpfalz. "Bei uns wird keiner unruhig", sagt Besuschkow jedoch bestimmt. "Aber jetzt wollen wir in Wiesbaden gewinnen, um unserem Ziel, den 40 Punkten, schneller nahezukommen." Nach der Partie beim SV Wehen Wiesbaden am Samstag (13 Uhr) folgt die Länderspielpause, in der der Jahn bestenfalls in Ruhe weiterüben will, damit er auch im dritten Jahr den Klassenverbleib schafft.

Unabhängig der Ergebnisse seines Klubs scheint Besuschkow selbst gerade wieder zu alter Stärke zu finden, was auch sein Tor zeigt. Während eines Regensburger Angriffs rückte er in den Strafraum nach und schloss per Direktschuss ab, ein typischer Treffer für einen sogenannten Achter. "Wenn ich da dann den Ball so gut bekomme, dann verwerte ich den meistens auch", sagt der 22-Jährige. Dass Kovac ihn sich damals in Frankfurt geschnappt hat, kam ja nicht allzu überraschend. Besuschkow hatte zuvor in der U17- sowie in der U19-Bundesliga der Junioren jeweils in einer Saison zweistellig getroffen, er spielte in den Junioren-Nationalteams und galt als großes Talent, das mit dem Ball am Fuß umzugehen wusste. "Talent hin oder her: Viel wichtiger ist, was man daraus macht", sagt er heute trotzdem. "Ich habe viele talentierte Spieler miterlebt, die es dann nicht geschafft haben."

Wie bei so manchem Kollegen hakte es auch bei Besuschkow im Übergang in den Männerbereich. Nun will er auf dem zweiten Bildungsweg beim Jahn - wie zuvor schon Sargis Adamyan (Hoffenheim) oder Joshua Mees (Union Berlin) - die Berechtigung für die Bundesliga erlangen. Was ihn mit den beiden noch eint, ist, dass er ein ruhiger Typ ist. Auffällig war er zuletzt trotzdem, weil er wegen eines Nasenbeinbruchs mit einer Maske auflief. "Der Nase geht's soweit okay, ich kann ganz normal atmen." Aber gewöhnungsbedürftig sei es schon gewesen, damit zwei Tage nach der Operation gegen Bielefeld aufzulaufen.

Zugang Benedikt Gimber ist nun sein neuer Konkurrent

Vor dem Spiel in Wiesbaden hat er jetzt noch einmal neue Konkurrenz im Kader bekommen. Benedikt Gimber, der in der Saison 2017/18 Stammspieler im defensiven Mittelfeld war, kehrte vom Absteiger FC Ingolstadt zurück nach Regensburg. Allzu besorgt um seine eigenen Einsatzzeiten ist Besuschkow trotzdem nicht. Schließlich sagt er ja auch, wenn er auf seinen direkten Vorgänger Adrian Fein angesprochen wird, der erst beim Jahn überzeugt hatte und dann vor der Saison vom FC Bayern München zum HSV weiterverliehen wurde: "Ich will mich mit niemandem vergleichen. Ich will meine eigenen Fußstapfen schaffen."

© SZ vom 30.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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