Ingolstadt:Theoretisch erstligatauglich

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Dürfte nach einem Abstieg auch in der zweiten Liga die Kommandos geben: Maik Walpurgis, seit November 2016 Trainer des FC Ingolstadt. (Foto: Simon Hofmann/Getty Images)

Der Klub aus Oberbayern verlängert auf Platz 17 liegend den Vertrag mit Maik Walpurgis. Dass der Trainer die volle Rückendeckung des Vereins hat, zeigt auch die Degradierung des Außenverteidigers Tobias Levels, der nun zur U23 muss.

Von Maik Rosner, Ingolstadt/München

In Ingolstadt haben sie soeben ausgerechnet, dass sie auch in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga spielen werden. Zumindest kommt Maik Walpurgis zu diesem Ergebnis. "Wir haben eine fantastische Woche, in der wir für uns eine Menge positiv regeln können", sagte der Trainer des FCI am Dienstag voller Optimismus. "Wir haben zuletzt überwiegend gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte gespielt. Jetzt folgen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Da haben wir die Chance, jede Woche drei Punkte zu holen. Warum soll uns das nicht gelingen?", fragt Walpurgis.

Die Suspendierung von Levels gilt als Bekenntnis zum Trainer

Auch die anderen Ingolstädter Klubverantwortlichen haben vor der englischen Ligawoche mit den Spielen gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Mainzer an diesem Sonntag sowie danach in Augsburg und gegen Darmstadt scharf kalkuliert. Sie haben einfach Walpurgis' bisherigen Ertrag zusammengezählt und diesen auf 34 Spiele umgelegt. Mit dem Ergebnis, sagt Harald Gärtner, seien sie sehr zufrieden. Dummerweise sollte der Geschäftsführer des FCI jedoch auch die ersten zehn Saisonspiele in seiner kleinen Rechnung berücksichtigen. Jene Startphase, in der unter dem damaligen Trainer Markus Kauczinski nur zwei von 30 möglichen Punkten zusammenkamen. Wegen dieser Hypothek werden sie in der kommenden Saison wohl eher nicht mehr in der ersten Liga spielen.

An ihrer Überzeugung, mittlerweile den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, ändert das nichts. Wie erwartet gaben die Ingolstädter am Montag die Vertragserweiterung mit Kauczinskis Nachfolger Walpurgis "bis mindestens" 30. Juni 2018 bekannt, ligaunabhängig. Bisher galt das Arbeitspapier des 43 Jahre alten Ostwestfalen nur für die erste Liga, nun auch für die zweite. Was bei acht Punkten Rückstand auf Relegationsplatz 16 einerseits für Realismus spricht, andererseits aber auch zeigt, dass der Tabellen-17. seinem Trainer den Neuaufbau im Falle des Abstiegs zutraut. Taktisch, menschlich, mit seiner Ansprache und Idee vom Fußball.

"Walpurgis erreicht mit der Mannschaft die Ausbeute, die wir uns vorgestellt haben", sagte Gärtner: Der Trainer ist bundesligatauglich, das war der Subtext. Walpurgis habe "die Mannschaft sehr schnell erreicht und schon einige sehr positive Ergebnisse eingefahren", sagt Gärtner: "Maik Walpurgis passt einfach zu uns."

Die Eindrücke sprechen zumindest dafür, dass die Ingolstädter besser da stehen würden, wären sie gleich mit Walpurgis in die Saison gestartet. 17 Punkte aus 15 Ligaspielen wurden mit dem neuen Trainer angehäuft, umgelegt auf die komplette Saison kämen dabei gerundet 39 Zähler heraus. Vermutlich genug für die Versetzung, zumindest stünde laut Ingolstädter Hochrechnungen Platz 16 und damit das Nachsitzen in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten in Aussicht. Aber wie sie es auch drehen und wenden beim FCI: Im tiefsten Innern ahnen sie, dass sie vor allem damit kalkulieren müssen, abzusteigen - und dann mittelfristig wieder aufzusteigen.

Dass sie glauben, die Rückkehr mit Walpurgis erreichen zu können, zeigt sich an der Suspendierung von Tobias Levels. Parallel zur Trainerpersonalie war diese Entscheidung veröffentlicht worden. Der Außenverteidiger, seit 2014 im Verein und erst im vergangenen Sommer bis 2018 gebunden, muss künftig mit der hauseigenen U 23 vorlieb nehmen, auch beim Training - wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Walpurgis vor der nun zu Ende gehenden Länderspielpause.

Levels habe sich "deutlich in seiner Wortwahl vergriffen", formuliert es Sportdirektor Thomas Linke. Und Walpurgis sagt, es habe am Tage der Abreise zum 0:1 verlorenen Spiel in Dortmund "einen Vorfall in der Kabine gegeben, der für mich so nicht haltbar war. Wir haben gemeinsam entschieden, dass er nicht weiter Teil der Mannschaft ist. Er spielt in unseren Planungen auch keine Rolle mehr und hat die Gelegenheit, sich neu zu orientieren". Laut Donaukurier soll sich der 30-Jährige gegen einen Einsatz für die zweite Mannschaft in der viertklassigen Regionalliga gegen Schweinfurt 05 gesträubt haben.

Levels hat sich zwar entschuldigt, aber er weiß nun genau, dass sie beim FCI kompromisslos auf Walpurgis setzen. "Natürlich wollen wir mit dieser Entscheidung einen Impuls setzen - an das Umfeld und an die Mannschaft", sagte Gärtner. Und Walpurgis gab an, "weiterhin alle Kräfte mobilisieren" zu wollen, "für eine erfolgreiche Zukunft der Schanzer". Ligaunabhängig, selbstverständlich.

© SZ vom 29.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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