Ingolstadt:Die Banane wackelt

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In allen Statistiken vorne, aber trotzdem verloren: Ingolstadts Abwehrchef Mergim Mavraj gegen den Kölner Cordoba (l.). (Foto: Matthias Balk/dpa)

Die abstiegsbedrohten Oberbayern sind zufrieden mit ihrem Spiel, verlieren aber mit 1:2 gegen den Tabellenführer 1. FC Köln - und erwarten nun schwierige Gegner bei den Partien in Paderborn und Berlin.

Von Johannes Kirchmeier

Dann krachte es wieder. Zack. Vor der Kölner Trainerbank sammelte sich in der Halbzeitpause der Plastikmüll dieses Zweitligaspiels in Ingolstadt. Zack. Wieder ein Stück mehr Müll. Zack. Und die Luftballons, die vor dem Anpfiff noch die Kölner Fans karnevalstrunken durch die Luft geworfen hatten, um sie in den Innenraum zu entlassen, sie platzten unaufhörlich - nicht, weil jemand kindliche Freude am Knall empfand. Sondern Frust. Man konnte an den Stollentritten der Kölner schon ablesen, wie hart diese Halbzeit beim FC Ingolstadt für den Tabellenersten beim Vorletzten war, trotz der 1:0-Führung. Und die zweite sollte kaum weniger hart werden.

"Ich habe ein gutes Spiel gesehen von meiner Mannschaft. Über 90 Minuten waren wir richtig im Spiel, haben Druck gemacht", sagte dementsprechend FCI-Trainer Jens Keller. "In allen Statistiken waren wir vorne." Nur nicht in der entscheidenden: Denn durchgesetzt hatten sich am Ende die Kölner mit 2:1 (1:0). Sie blicken nun auf eine perfekte englische Karnevalswoche zurück, in der sie neun Punkte aus den Partien gegen die vom Abstieg bedrohten SV Sandhausen, Erzgebirge Aue und nun eben Ingolstadt geholt haben. Schon nach zehn Minuten tönte das "Kölle Alaaf" durchs Stadion, am Rosenmontag bekommen die Spieler zur Belohnung frei.

Ganz anders sieht die Gemütslage dagegen im oberbayerischen Fasching aus nach dem vorerst letzten Heimspiel in vier Wochen. Der FCI hat zwei schwere Auswärtspartien in Paderborn und bei Union Berlin vor sich. "Wir hätten nicht verlieren müssen", sagte Mittelfeldspieler Christian Träsch. So ganz wussten die Ingolstädter nicht, wie sie diesen Auftritt einordnen sollten: Sie hatten einerseits schon gut mitgespielt, hielten allen Angriffen des Spitzenreiters aus dem Spiel heraus stand.

"Vielleicht wollen wir es zu gut machen", sagt Christian Träsch

Doch der Effzeh schlug nach zwei Standardsituationen zu, und so stehen Träsch und seine Kollegen wieder ohne Punkte da. "Uns fehlt die Zielstrebigkeit", fand Träsch. "Vielleicht wollen wir es zu gut machen." Kapitän Almog Cohen (25.) und Darío Lezcano (36.) hätten alleine vor dem Torwart Timo Horn sein Team in Führung schießen müssen. Doch Cohen schoss schludrig übers Tor, Lezcanos Abschluss hoppelte an der falschen Seite des Pfostens vorbei.

Danach nutzten die Kölner zwei Abwehrfehler aus. Kurz vor der Halbzeit zog Innenverteidiger Jonatan Kotzke am Trikot des FC-Stürmers Jhon Cordoba, der Kolumbianer ließ sich in den Strafraum hineinfallen. Es gab Elfmeter, Anthony Modeste schoss in seinem vierten Spiel seit der Rückkehr aus China sein viertes Tor (40.). Statt der Luftballons wackelte nun eine aufblasbare Banane mit den Kölnern im Fanblock mit. In der zweiten Hälfte schien es, als hätte Dominick Drexler die Partie entschieden. Nach einer Ecke von Johannes Geis entwischte er am zweiten Pfosten Träsch und schoss den Ball volley ins Tor (59.). So wie die Kölner Auswechselspieler den Plastikmüll vor ihren Füßen verwalteten, so schien es, verwalteten ihre Mitspieler auf dem Feld die Führung. Es wurde aber doch noch einmal eng: FCI-Rechtsverteidiger Björn Paulsen traf nach einem Abpraller zum 1:2 (90.+1). Und zwei Minuten später ging Marcel Gaus nach einem Zweikampf mit Lasse Sobiech im Strafraum zu Boden.

"Ich habe das noch nie gemacht in der Pressekonferenz", sagte Keller - und machte das Das dann doch noch: Er setzte an zur Kritik an Schiedsrichter Florian Heft. "Wenn man den Elfmeter, den wir gegen uns kriegen, gibt, muss man in der letzten Minute auch unseren Elfmeter geben. Der war deutlich klarer." Es war tatsächlich eine knifflige Situation, doch in der Karnevalszeit war das Glück den Kölnern hold. Und so endete die Partie ohne zusätzlichen Plastikmüll.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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