HSV: Suche nach dem Sportdirektor:Post für Ernst-Otto

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Nach der Absage von Matthias Sammer fragt sich der Hamburger SV: Wer soll nun Sportdirektor werden? Dabei gibt es einige Anwärter. sueddeutsche.de hat sich in den E-Mail-Eingang des HSV gehackt und veröffentlicht exklusiv und rein fiktiv die interessantesten Bewerbungen.

Die Absage von Matthias Sammer hat den Hamburger SV in eine kleine Krise gestürzt. Es war der Höhepunkt in der freudlosen Suche nach einem Sportdirektor und ganz Hamburg fragt sich nun: Wer soll den Großklub nun endlich in eine große Zukunft führen?

Die Macher des HSV, ganz rechts: der neue Aufsichtsratsvorsitzender Ernst-Otto Rieckhoff. (Foto: dpa)

Ist es doch der Berufsanfänger Bastian Reinhardt? Notlösung schon im Sommer? Oder kommt doch noch der große Name, der dem Hamburger SV nach Meinung des Hamburger SV zusteht? Nach Informationen von sueddeutsche.de fehlt es jedenfalls nicht an Anwärtern für den Job, hausinterne Computerexperten hackten sich in den E-Mail-Eingang des Klubs und fanden interessante Bewerbungen für den neuen Aufsichtsrats-Chef Ernst-Otto Rieckhoff. Alles genauso exklusiv wie fiktiv.

Bewerbung von: Susi, Chefin in Susis Show Bar an der Reeperbahn

St. Pauli bei Nacht. (Foto: ddp)

Tachchen, Du süßer Ernst-Ottochen,

Du wirst nun denken: Was? Die Susi und Sportdirektor? Aber, mein Sahnekuchen, ich sach Dir, ich hab so einiges zu bieten.

Erst mal bin ich stinkesauer, weil sie meine Häschen bei St. Pauli aus der Loge werfen wollen. Die haben mich abgemahnt! Nur, weil sich meine Häschen mal nackig gemacht haben. Ernst-Ottochen, was sachst Du dazu? Meine Häschen und ich wollen jetzt zum HSV!

Und ich sach Dir, das Scouting kannste Dir dann sparen. Es gibt keinen Fußballer im Umkreis von 300 Kilometern, den wir nicht kennen.

Komm auf mich zu, mein süßer Ernst-Ottochen! Du wirst es nicht bereuen.

Deine Susi

Bewerbung von: Helmut Schmidt

Mein wenig verehrter Herr Ernst-Otto Rieckhoff,

Sie und Ihr sogenannter Hamburger Sport-Verein sind eine Schande für meine Stadt. Ich bin nu 92 Jahre alt und sollte mich nicht mehr mit solch Dösbaddels herumdaddeln müssen. Aber Ihr Turner veranstaltet einen Wind, der macht einen ganz tüdelig.

Deshalb habe ich nu beschlossen, dass ich die Sache selbst in die Hand nehmen werde. Da ich zu Recht annehme, dass ich unter Euch Klookschietern bekannt bin, halte ich mich nicht mit meiner Person auf. Ich gehe auch zu Recht davon aus, dass Ihre Mörken-Runde mich einstimmig wählen wird.

Ich erwarte Ihre Einladung,

Helmut Schmidt

(PS: Und wagen Sie es nicht, den Aschenbecher zu vergessen!)

Bewerbung von: Ole von Beust

Geehrter Herr Rieckhoff,

hier ist Ihr Bürgermeister der Herzen. Lassen Sie mich so beginnen: Wir haben vieles gemeinsam. Auch mir ist in den vergangenen Monaten so manches nicht geglückt. Aber wem sage ich das - Sie wissen ja, wie das ist mit den Personalentscheidungen.

Sie werden sicher fragen, was mich als Politik-Nase für den Job qualifiziert. Das sage ich Ihnen gerne. Ich weiß ganz gut, wie der Hamburger tickt (schließlich haben mich die Leute jahrelang nur wegen mir, und nicht wegen meiner Partei gewählt). Dazu weiß ich, wie man mit schwierigen Charakteren auskommt (ich habe mit den Grünen koaliert) und von Geld habe ich auch Ahnung (schließlich nennt man mich auch "Kohle von Beust", kleiner Scherz am Rande). Und natürlich: Zeit hätte ich dieser Tage auch.

Ein Hamburger für Hamburg,

Ole von Beust

Bewerbung von: Oliver Bierhoff

Lieber Herr Rieckhoff,

das haben Sie, wenn ich mir erlauben darf, nicht so gut hingekriegt. Ich und der Jogi und der Hansi tranken schon einen Champagner auf Sie, weil Sie uns den Feuerkopf abgenommen haben. Und dann vermasseln Sie es noch!

Zuerst war ich sprachlos. Aber dann kam mir die einzig richtige Idee. Sie suchen einen Sportdirektor, Manager, ordentlich gescheitelten PR-Mann, der beim FC Bayern unbeliebt ist. Demnach suchen Sie mich! Dass Sie da nicht schon früher darauf gekommen sind!

Und so danke ich schon mal für Ihr bald eintreffendes Angebot und sage hiermit zu. Ich erteile Ihnen auch die Erlaubnis, meine Zusage den Hamburger Medien mitzuteilen.

Soll sich der Jogi weiter mit dem Feuerkopf herumschlagen, ich hab keine Lust mehr. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

Ihr Olli

PS: Das Feuerkopf-Gehalt müssten Sie aus Imagegründen natürlich noch etwas aufbessern. Sagen wir drei Millionen?

Bewerbung von: Matthias Sammer

Sehr geehrter Herr Rieckhoff,

es tut mir alles so leid. Können Sie mir noch einmal verzeihen? Ich wollte das nicht. Das müssen Sie mir einfach glauben. Aber der Zwanziger und der Niersbach, die haben mich echt fertiggemacht. Die haben mir ein Angebot gemacht, das ich so nicht ablehnen konnte. Und dann hat ja auch noch der Hoeneß angerufen. Ich sag Ihnen! Das sieht jetzt natürlich ganz schön blöd aus.

Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, worum es geht. Aber Sie müssen mir helfen, ich will da unbedingt raus. Bitte! Können Sie nicht mit Zwanziger und Niersbach reden? Und Hoeneß? Die sollen mich in Ruhe lassen!

Ich will zum HSV! Das ist mein einziger, wahrer Wunsch! Das müssen Sie mir einfach glauben, Herr Rieckhoff.

In stiller Verehrung, Ihr immer treuer Matthias

Bewerbung von: Günter Eichberg

Hallo Herr Rieckhoff,

ich war der "Sonnenkönig von Schalke", darauf bin ich heute noch stolz. Wenn es bei S04 in meiner Amtszeit als Präsident zwischen 1989 und 1993 mal nicht lief, habe ich eben eine Million aus meiner Privatschatulle in den Verein gebuttert. So etwas muss man machen, wenn man ein Fußballherz hat. Das ist dem HSV abhandengekommen. Sie sind nicht seriös, Herr Rieckhoff. Sie sind überseriös. Das kann auf Dauer nicht gesund sein.

Ich kann Transfers, ich habe die Expertise. Ich habe einst Radmillo Mihaijlovic vom FC Bayern weggekauft, für drei Millionen Mark. Das Schalkes damaliger Manager schon eine niedrigere Summe ausgehandelt hatte, war mir egal. Ich bin hingefahren und habe den Scheck auf den Tisch gelegt. In 58 Spielen für Schalke hat Mihaijlovic zwölf Tore geschossen. Aber er war trotzdem ein Großer. Warum hätte er sonst beim FC Bayern gespielt?

Und nehmen Sie auch Rudi Assauer in Ihren Klub auf, den brauch ich als Berater. Gemeinsam machen wir Hamburg wieder skandalträchti ..., äh, spannend.

Hochachtungsvoll,

Günter Eichberg

Bewerbung von: Michael Meier

Lieber Ernst-Otto Rieckhoff,

ich bin der seriöse, zuverlässige Manager, der Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln zu neuem Glanz verholfen hat. Nachdem ein wütender Mob in Köln meine Entlassung erreicht hat - eine Entwicklung, ähnlich ungerecht wie Stuttgart 21 -, bin ich auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung.

Ich bin vertraut mit modernen Formen der Geldbeschaffung und scheue nicht davor zurück, ein kurzfristiges Risiko einzugehen. Unter meiner Führung ging Borussia Dortmund an die Börse und ist dort bis heute eine beliebte Investition - zumindest für die Fans niedriger Beträge. Dass der Verein 2005 an einer Insolvenz vorbeischrammte, gehört zu den Risiken, die man für den Erfolg eingehen muss. Das habe ich auch den Kölnern gesagt, denen ich die Rückkehr von Lukas Podolski beschert habe. Er allein wird die Zukunft des Vereins positiv gestalten. Für andere Spieler hat der Klub ohnehin kein Geld mehr.

Dem HSV würde ich mit dem kurzfristigen Transfer dreier Brasilianer unter die Arme greifen. Die Meisterschaft wäre damit so gut wie sicher. Falls es in den Jahren darauf zu Komplikationen kommen sollte, stehe ich Fans und Medien als erprobter Prellbock zur Verfügung. Am Ende siegen immer die Guten. Stuttgart 21 wird schließlich auch gebaut.

Mit freundlichem Gruß,

Michael Meier

Bewerbung von: Ronald Barnabas Schill

Bom Dia, lieber Ernst-Otto,

ich hoffe, meine E-Mail kommt nicht zu spät.

Kurz und knapp: Ich sehe uns da ganz auf einer Linie (hehe, Linie, verstehste?). Das große Problem beim HSV ist doch, dass jeder macht, was er will. Damit wäre definitiv Schluss, wenn ich das Sagen hätte. "Rechtsstaatliche Offensive" ist das Thema, das hat doch damals schon gut geklappt. Dieser van Nistelrooy würde sich jedenfalls nicht mehr trauen, von Wechselabsichten zu sprechen. Eine ganz harte Linie würde ich fahren, versprochen!

Und wegen dieses dämlichen Koks-Videos: Schnee von gestern. Die Hamburger vergessen doch schnell, nicht wahr? Oder wissen Sie noch, wer der letzte Sportdirektor war, der die volle Unterstützung des Klubs hatte?

Grüße von der Copacabana,

Ronald Barnabas Schill

Bewerbung von: Manfred Kaltz

Lieber HSV,

die Sorge umtreibt mich, schließlich geht es um Dich, meine fußballerische Heimat. 19 Jahre lang habe ich für Dich gespielt, mich 581 Bundesligaspiele lang reingehängt, 76 Tore geschossen. Sogar meine Art zu flanken, an der ich beim HSV getüftelt und gefeilt habe, wurde nach mir benannt. HSV, Du und ich, wird sind eins. Warum nicht auch jetzt?

Lass mich Dir helfen, lieber HSV. Es tut mir weh, wenn die Leute Dich einen "Bananenklub" nennen (ich weiß, wovon ich rede). Ich könnte behilflich sein, war schließlich vor vielen Jahren einmal Ko-Trainer unter Felix Magath. Ich würde Horst Hrubesch als neuen Trainer mitbringen. Weißt Du noch? Damals? "Manni Bananenflanke, ich Kopf, Tor!", hat der Hotte gesagt. Ich könnte heulen, wenn ich Dich heute sehe.

Willst Du mich nicht, werde ich auf dem Erdbeerfeld neben meiner Hamburger Fußballschule weiter Bananenflanken schlagen. Und leide, während ich Deinen Niedergang betrachte.

Dein Manni Kaltz

Felix Magath. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Bewerbung von: Felix Magath

Hallo Herr Rieckhoff,

wie mir zu Ohren kam, suchen Sie einen neuen Sportdirektor. Nachdem die Sache hier in Gelsenkirchen nicht ganz so gut läuft wie geplant, würde ich mich zur Verfügung stellen.

Selbstredend müssten es für einen Mann mit meinem Machtanspruch schon sehr viel weitreichendere Kompetenzen sein. Nur Sportdirektor - da wäre mir schnell langweilig. Trainer und alleiniger sportlicher Leiter versteht sich von selbst. Außerdem denke ich an die Posten des Vorstandsvorsitzenden, des Aufsichtsratschefs und des Platzwarts. Auch eine Umbenennung des Stadions in Felix-Magath-Arena würde ich begrüßen.

Sollte sich dies einrichten lassen, bin ich Ihr Mann. Wenn Sie sich für mich entscheiden, verspreche ich Ihnen die deutsche Meisterschaft innerhalb der nächsten drei Jahre.

Beste Grüße

Felix Magath

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