Höhepunkte in Wimbledon:Blaumeise schlägt Djokovic

Hat das alles mit der Hitze zu tun? Novak Djokovic verzweifelt an einer Blaumeise, Stan Wawrinka beeindruckt ganz ohne Hose. Zehn Highlights der ersten Wimbledon-Woche.

Von Lisa Sonnabend, London

Ein langer Abschied

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(Foto: Getty Images)

Abschiednehmen fällt schwer. Als am ersten Turniertag Lleyton Hewitt (im Bild) und Jarkko Nieminen aufeinandertrafen, war klar, dass es für einen der beiden die allerletzte Einzel-Partie in Wimbledon sein würde. Beide beenden in wenigen Monaten ihre Karrieren. Verlieren wollten sie deswegen auf gar keinen Fall. Es stand 6:6 im fünften Satz, 7:7, 8:8, 9:9, die Fans sangen: "There's only one Lleyton Hewitt." Doch irgendwann musste es vorbei sein. 9:11 verlor der ehemalige Weltranglistenerste und Wimbledon-Sieger den entscheidenden Satz. Nach Wimbledon reisen will Hewitt auch im kommenden Jahr: Denn er trifft sich so gern mit den anderen ehemaligen Gewinnern zum Tee. Loslassen kann Hewitt allerdings offenbar noch immer nicht: Im Doppel-Wettbewerb erreichte er nach zwei Fünf-Satz-Krimis mit seinem Partner Thanasi Kokkinakis das Achtelfinale.

Stan ohne Hose

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(Foto: Getty Images)

Die Pyjama-Hose von Stan Wawrinka erreichte in Paris Kultstatus: In einem rot-weiß karierten, schlabbrigen Beinkleid marschierte der Schweizer bis zum Turniersieg. In Wimbledon erregt sein Outfit nun schon wieder Aufsehen. Diesmal allerdings amüsiert sich die Tenniswelt nicht über seine Hose, denn die ist aufgrund der rigiden Kleiderordnung stinknormal weiß. Wawrinka verblüfft diesmal, weil er gar keine Hose anhat. Für das ESPN-Magazin "The Body Issue" ließ der 30-Jährige sich ablichten, wie er im Adamskostüm eine Rückhand schlägt. Ob mit Pyjama-Hose oder ohne Hose - problemlos erreichte Wawrinka das Achtelfinale.

Hitze! Welche Hitze?

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(Foto: REUTERS)

Am Mittwoch war es geschafft: neuer Hitzerekord in Wimbledon. Es wurden 35,7 Grad gemessen - 1,1 Grad mehr als 1976. Die Haut vieler Besucher färbte sich rot wie das Haar von Boris Becker, Balljungen kollabierten, Fans wurden erfinderisch (im Bild), Linienrichter mussten behandelt werden. Die Spieler müssen da ja ganz furchtbar gelitten haben, oder? "Welche Hitze?" fragte Roger Federer nach seinem Erstrundensieg verblüfft. Es sei doch gar nicht warm. "Heiß ist es nur in Australien." Die Briten seufzten.

"Alles hier ist verfault"

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(Foto: dpa)

Werden Spieler gefragt, was das traditionsreichste Tennisturnier der Welt so besonders mache, setzen sie an zu minutenlangen Elogen. Nicht so der Franzose Benoît Paire. Nachdem der Weltranglisten-68. in der zweiten Runde ausgeschieden war, war er stinksauer. "Es ist mir egal, dass ich in Wimbledon raus bin. Ich kann das Turnier absolut nicht leiden, alles hier ist verfault", zeterte er: "Ich bin nicht der einzige Spieler, der so denkt. Allerdings könnte ich der einzige sein, der es auch sagt." Ob die Worte im Affekt gesprochen waren? Egal, sie waren jedenfalls mal erfrischend anders.

Spontane Nightsession

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(Foto: AP)

Diskussionen unter Tennisfans sind oft hitzig: Welches Grand-Slam-Turnier hat mehr Atmosphäre? Die US Open wegen der irrwitzigen Night-Sessions oder Wimbledon wegen der Tradition? Am Samstagabend hatte es plötzlich den Anschein, als sei die Wimbledon-Anlage nach New York versetzt worden. Das Spiel der beiden Franzosen Gael Monfils gegen Gilles Simon (rechts im Bild) ging gerade in den vierten Satz, als sich die Nacht über London legte. Eben hatte Simon einen spektakulären Tie-Break gewonnen, die beiden Profis scheuchten sich in langen Rallyes über den Platz. Und jetzt sollte abgebrochen werden? Da trafen die Veranstalter eine ungewöhnliche Entscheidung: Statt die Partie auf Montag zu vertagen, zogen die beiden Kontrahenten und das Publikum kurzerhand von Court Number 1 auf den Centre Court um. Das Dach wurde geschlossen, das Flutlicht angeknipst. Simon kam damit besser zurecht: Er gewann das Fünf-Satz-Spektakel und kann es nun kaum erwarten, im September bei den US Open eine richtige Night Session spielen zu dürfen.

Überall Haare

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(Foto: AFP)

Dustin Brown ist ein wenig anders als andere Sportler: Der Deutsch-Jamaikaner denkt gar nicht daran, sich die langen Dreadlocks abzuschneiden. Auch wenn er ohne sie vielleicht beweglicher wäre und in der Weltrangliste ein paar Plätze höher stehen würde. Nun sollte Brown auch auf keinen Fall mehr zur Schere greifen. Denn seine Rasta-Mähne ist seit seinem Sieg gegen Rafael Nadal auf der ganzen Welt bekannt. In der Tube, auf dem Henman Hill - es gab in dieser ersten Woche nur drei Themen unter den Wimbledon-Besucher: Dustin Brown, sein furioses Angriffstennis und seine Haarpracht. Auch wenn der Tennisspieler in der dritten Runde verlor, ist er ein Gewinner des Turniers.

Alle Favoritinnen purzeln raus

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(Foto: AFP)

Nie war es vielleicht so leicht für eine Tennisspielerin, ins Wimbledon-Finale zu kommen, wie in diesem Jahr - zumindest, wenn sie in der unteren Tableau-Hälfte spielt. Denn die Favoritinnen sind alle rausgepurzelt: Die Weltranglisten-Dritte Simona Halep und die Vorjahresfinalistin Eugenie Bouchard erwischte es in der ersten Runde. Titelverteidigerin Petra Kvitova führte am Samstag bereits 6:4 und 4:2 gegen Jelena Jankovic, doch dann musste sie doch noch die Koffer packen. Olga Govortsova (im Bild) aus Weißrussland etwa ist 122. der Weltrangliste, sie hatte in dieser Saison, ehe sie nach London kam, erst ein einziges Match auf der WTA-Tour gewonnen. Doch wer weiß: Vielleicht ist sie nun beim Endspiel am Samstag immer noch dabei. Die Chance ist jedenfalls so groß wie nie.

Blaumeise schlägt Djokovic

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(Foto: AFP)

Der Höhepunkt in Wimbledon trägt sich gleich am ersten Turniertag zu: Um Punkt 14 Uhr stolziert der Titelverteidiger auf den Centre Court, um das Turnier zu eröffnen. Doch diesmal interessierte sich schon wenige Minuten später niemand mehr für Novak Djokovic. Eine Blaumeise war auf dem heiligen Rasen des Centre Courts gelandet - und dachte gar nicht daran, sich vertreiben zu lassen. Sie hüpfte von der T-Linie zur Grundlinie, flog ein paar Meter ans Netz vor, dann beschloss sie, dass sie von der Seitenlinie doch die bessere Sicht hatte. Erstmals in der langen Wimbledon-Geschichte war die Hauptperson am Eröffnungstag nicht der Titelverteidiger.

Rapper zu Besuch

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(Foto: Getty Images)

Da der kanadische Rapper Drake einen Auftritt beim Wireless Festival in London hatte, beschloss er, dies mit einem Abstecher beim Tennisturnier in Wimbledon zu verbinden. Er spazierte über die Anlage, besuchte seine gute Freundin Serena Williams, schoss ein paar Erinnerungsfotos mit Viktoria Azarenka und Christina McHale. Seine Musik kommt offenbar gut an bei den Tennisspielerinnen. Nur bei den Briten nicht. Die konnten mit Drake nichts anfangen. Immer wieder wurde er auf der Anlage mit Craig David verwechselt - einem englischen Schmusesänger. Nicht ganz die gleiche Liga.

Hingis genießt

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(Foto: Getty Images for LTA)

Als Martina Hinigs im Jahr 1999 das Finale der French Open gegen Steffi Graf verlor, weinte sie heftig. 16 Jahre später ist das einstige Wunderkind immer noch bei Grand-Slam-Turnieren dabei. Nicht im Einzel, sondern im Doppel und Mixed. Dafür ganz entspannt. Am Samstagabend trat Hingis im Mixed mit dem alten Inder Leander Paes, die zusammen 76 Jahre alt sind, gegen Alizé Cornet und Edouard Roger-Vasselin an. Die Schweizerin lachte, auch wenn sie einen Punkt verlor. Als sie Roger-Vasselin mit einem Passierschlag überlistete, ließ sie sich von den Zuschauern feiern. "C'mon Martina", riefen sie. Hingis strahlte. Sie genießt einfach.

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