Hockey-EM:Gold und Tränen

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Ein Abschied nach langen Jahren in der Nationalmannschaft: Lisa Altenburg (l.) und Franzisca Hauke. (Foto: Gregor Fischer/dpa)

Das deutsche Frauen-Hockeyteam erlebt bewegende Stunden. Drei ihrer großen Spielerinnen beenden die aktive Karriere - kurz nachdem die Mannschaft Europameister geworden ist.

Von Thomas Hürner, Hamburg

In Hamburg, so sang es einst die legendäre Heidi Kabel, sagt man "Tschüss". Insofern war der Ort des Abschieds sorgfältig gewählt für einige Größen des deutschen Hockeysports, die am vergangenen Wochenende ihre Karrieren bei der Hallen-Europameisterschaft in der Hansestadt beendet haben. Da war Tobias Hauke, 35, Welthockeyspieler des Jahres 2013 und zweimaliger Olympiasieger, ein zäher Titelsammler, in der Halle wie auch draußen. Und auch dessen Schwester Franzisca Hauke, 33, eine langjährige Stütze der deutschen Hockeyfrauen, die sich mit Lisa Altenburg und Langzeit-Kapitänin Janne Müller-Wieland aus dem Staatsdienst verabschiedete.

Sie alle traten mit dem gleichen Ziel an, es wurde jeweils die wohl reizvollste aller Schlusspointen anvisiert: ein letzter internationaler Titel zum Schluss, vor heimischer Kulisse in der traditionsreichen Hamburger Sporthalle, die während des gesamten Turnierverlaufs stets gut besucht war - wer könnte da schon widerstehen?

Der Unterschied: die zahlreichen wettkampfgestählten Spielerinnen im DHB-Team

Am Ende gelang jedoch nur den Frauen der große Wurf: Sie holten am Samstag durch einen 5:4-Sieg gegen die Niederlande den EM-Titel; die Männer hingegen unterlagen am Sonntag im Finale gegen Österreich 1:2. Für die "Danas", wie das deutsche Hockey-Frauennationalteam auch genannt wird, war es ein tränenreicher Erfolg. Franzisca Hauke, Altenburg, Müller-Wieland - sie alle sahen keinen Grund, ihre Emotionen zurückzuhalten. "Das war ein krasser Moment und hat mir nochmal gezeigt, was ich für eine Karriere schon hinter mir habe", sagte Hauke, während Tränen ihre Wange nur so runter kullerten.

Müller-Wieland, lange Jahre Kapitänin und Abwehrchefin, ging es nicht anders. "Uns dreien war klar", sagt sie, "das ist jetzt wirklich das letzte Spiel. Und das mit einer Goldmedaille abzuschließen, ist perfekt." Altenburg bekam überdies eine persönliche Auszeichnung verliehen: Die 33-Jährige wurde mit 14 Treffern die beste Torschützin bei der Heim-EM - und war damit maßgebend für die dominanten Darbietungen der "Danas" während des gesamten Turniers.

Sie konnten ihr Leistungsvermögen in Serie abrufen, in der Gruppenphase gelang unter anderem ein 11:2-Sieg über die Türkei, die deutsche Mannschaft ging daher mit dem Nimbus eines Turnierfavoriten ins Finale ein. Dort erwiesen sich die Niederländerinnen, die seit vielen Jahren auf Spezialistinnen in der Halle setzen, als der erste Gegner auf Augenhöhe. Was in der umkämpften Partie den Unterschied machte, waren die zahlreichen wettkampfgestählten Akteurinnen, die im DHB-Team dabei waren. Und, nicht zu vergessen: Das frenetische Publikum in der Hamburger Sporthalle. "Das hat uns schon getragen", sagte Hauke. Beim Endspiel der Frauen waren 3550 Zuschauer dabei.

Die Männer verwandeln ihre vielen Chancen nicht - das reicht nur zu Silber

An der Kulisse hat es bei den Männern sicher nicht gelegen, dass es nicht mit dem 17. EM-Gold klappte. Die Halle war auch am Sonntag bestens gefüllt und die Sympathien waren klar verteilt, doch am Ende fehlte etwas, was sportartenübergreifend notwendig ist für den großen Erfolg: das nötige Glück - und die Präzision im Abschluss, wobei diese beiden Faktoren am Sonntag als ein und dasselbe durchgehen konnten. Den entscheidenden 1:2-Gegentreffer fing sich das DHB-Team eine Minute vor dem Schlusspfiff nach einer Strafecke für Österreich ein, zuvor hatte man einen verhängnisvollen Chancenwucher betrieben. Die "Honamas" scheiterten ein ums andere Mal am überragenden österreichischen Torwart.

Der verpasste Schlusstriumph nahm auch Tobias Hauke sichtlich mit, auch er hatte bei seinem letzten Länderspiel Tränen in den Augen. Vom Hallensprecher wurde der deutsche Rekordnationalspieler (369 Spiele) als "Idol" verabschiedet, nach 20 Jahren im DHB-Team. Und er wurde gefragt, was er nach dieser langen Zeit mitnehme: "Zuallererst einen großen Blumenstrauß", antwortete Hauke, der einen ebensolchen zuvor als Abschiedsgeschenk verliehen bekommen hatte. Es war jener trockene Humor, der den Abwehrmann zwei Dekaden lang zum Publikumsliebling machte.

Dann sagte auch Hauke Tschüss, ein für alle mal, so wie man das in Hamburg eben so macht.

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