Hockey:Das Problem mit den Fragebögen

Lesezeit: 2 min

Als Profi geführter Amateursportler: Fritz Bernet und der Nürnberger HTC hatten zuletzt viel zu klären mit dem Deutschen Hockey-Bund. (Foto: Oliver Zimmermann/foto2press/Imago)

Der Nürnberger HTC streitet mit dem Deutschen Hockey-Bund über die Absage der Bundesligapartie gegen Köln: Der Konflikt offenbart ein Spannungsfeld zwischen regulärem Spielbetrieb und Pandemie-Bekämpfung.

Von Katrin Freiburghaus

Die Corona-Pandemie führt im Amateur- und Profi-Sport zu gegensätzlichen Phänomenen: Während Hobbysportler unter massiver Unterbeschäftigung leiden, müssen die Profi-Ligen zusätzlich zum Spielbetrieb Aktenberge voller Verordnungen durcharbeiten. An Stellen, an denen sich Profi- und Amateursport nicht klar voneinander abgrenzen lassen, gelingt das nicht immer und führt zu kuriosen Situationen. So wie in der Hockey-Bundesliga der Männer, wo es nun eine Menge Streit um eine Partie gibt.

Die Hauptrunde der als Profi-Betrieb eingruppierten Liga, die in Deutschland jedoch faktisch von Amateursportlern bestritten wird, war wegen der ersten Ausgangsbeschränkungen im vergangenen Frühjahr auf zwei Jahre gestreckt und gedrittelt worden. Am vergangenen Wochenende endete das letzte Drittel regulär. Vollständig war die Tabelle vor den Playoffs und Playdowns allerdings nicht: Das Duell zwischen dem letztplatzierten Nürnberger HTC und Tabellenführer Rot-Weiss Köln fehlte - und erhitzte die Gemüter. Streitpunkt ist, wer für die Absage der ursprünglich für den 10. April angesetzten Partie verantwortlich ist.

Hätten die fünf Kölner Nationalspieler ohne Quarantäne nach Bayern einreisen und antreten dürfen?

Kernproblem des Falls sind Länderspielreisen der Nationalteams, die kurz vor dem Termin der Liga-Begegnung endeten und während derer fünf Kölner Spieler in Corona-Risikogebieten unterwegs waren. Laut Aussage der Nürnberger hatten sich die Gäste aus Nordrhein-Westfalen hernach geweigert, einen Fragebogen zur Risiko-Evaluation bezüglich einer möglichen Ansteckung auszufüllen. Dieser Fragebogen war vom Deutschen Hockey-Bund (DHB) als Teil eines Hygienekonzepts für die Vereine vorgeschlagen worden. Da der NHTC diesen aber als festen Bestandteil seines Antrags auf Zulassung zum Spielbetrieb beim Gesundheitsamt eingereicht hatte, musste er ausgefüllt werden.

Die Kölner bestritten ihre Verweigerung auf Nachfrage, der DHB räumte hingegen eine Intervention ein - allerdings mit unbekanntem Ausgang, die Partie habe ja nicht stattgefunden. Dass Köln die Fragebögen doch noch habe ausfüllen wollen, verneinte wiederum der NHTC. Die zentrale Rolle des Fragebogens erklärt sich aus der darin enthaltenen Frage nach dem Aufenthalt in Risikogebieten - und ihrer unterschiedlichen Bewertung. Hätten die fünf Kölner Nationalspieler am Spieltag ohne Quarantäne nach Bayern einreisen und in Nürnberg antreten dürfen? Auch darüber gehen die Ansichten beim NHTC und DHB auseinander.

Der Verband verortete die Schuld in seiner öffentlichen Darstellung einseitig bei den Nürnbergern

Der Verband verortete die Schuld in seiner öffentlichen Darstellung zur Absage einseitig bei den Nürnbergern, die mit der Ankündigung, die betroffenen fünf Spieler aus Angst vor Bußgeldern nicht auf ihre Anlage zu lassen, in den Spielbetrieb eingegriffen hätten. Für Profisportler, die Länderspiele für ihren Verband absolvieren, gelten tatsächlich Sonderregelungen. Was aber gilt für formal als Profis geführte Amateure, die lediglich zu Profis wurden, damit die ersten Ligen weiterlaufen dürfen? Und gilt für diese Spieler in jedem Bundesland dasselbe? Fakt ist, dass die Betroffenen in Nordrhein-Westfalen hätten auflaufen dürfen - was aber nichts über die Situation in Nürnberg aussagt. Auch eine beim Bayerischen Staatsministerium des Innern eingeholte Einschätzung lässt Spielraum für beide Auslegungsvarianten.

Angenehm eindeutig ging die Debatte dagegen am Montag vorläufig aus: Das Bundesligaspiel werde aufgrund sportlicher Bedeutungslosigkeit nicht nachgeholt, teilte der DHB mit. Der NHTC hatte am Wochenende 0:6 beim Mannheimer HC und 0:5 beim TSV Mannheim verloren und muss gegen den Crefelder HTC in die Playdowns. Die Problematik aber könnte den deutschen Hockeysport auch in Zukunft wieder beschäftigen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: