Hockey:Erleichterung und ein "Sanduhr-Problem"

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Klasse gehalten: Joana Boehringer und der Münchner SC bleiben in der Hockey-Bundesliga. (Foto: Germann/Eibner/Imago)

Die Hockey-Frauen des Münchner SC bleiben auch dank ihrer starken Nationalspielerinnen erstklassig, Nürnbergs Männer müssen in die Playdowns gegen Mannheim.

Von Katrin Freiburghaus

Als Anissa Korth der Ball über den Schläger und an der eigenen Torhüterin vorbei ins MSC-Tor rutschte, schimpfte Keeperin Selina Müller zwar angemessen, im Grunde hatten aber beide schon erreicht, worum es gegangen war. Mit drei Punkten Vorsprung auf die Konkurrenz aus Mülheim waren die Hockey-Frauen des Münchner Sportclubs in die letzte Hauptrundenpartie am Sonntag gegen Köln gegangen. Als der Ball nach 37 Minuten im MSC-Netz landete, lag Mülheim gegen Düsseldorf hoffnungslos zurück. Am Ende verlor der MSC 0:1, Mülheim gegen Düsseldorf jedoch 0:8, was für den MSC bedeutete, dass er als Tabellenvierter der Staffel A die Playoffs erreicht hat. Dort trifft er vom kommenden Wochenende an auf den Mannheimer HC, viel wichtiger aber war im ersten Moment: Das Team von Trainer Jan Henseler bleibt erstklassig.

Henseler hatte in Philin Bolle (verletzt), Nike Beckhaus und Johanna Kandler (Studium) drei Leistungsträgerinnen ersetzen müssen und war mit der Teamleistung zufrieden. "Man hat gesehen, wie schwer es ist, gegen uns zu treffen", sagte er, "wir hatten Chancen, wir haben sie nicht verwandelt, aber dann eben nächste Woche." Die Best-of-three-Serie gegen den Ersten der Staffel B habe sich das Team hart erarbeitet, "und jetzt haben sie ein bisschen Blut geleckt". Jule Bleuel pflichtete ihm bei: "Nach den Playdowns in der letzten Saison ist es mega schön, jetzt auch mal nach oben zu gucken."

Bleuel ist eine von drei WM-Zweiten der deutschen U21-Auswahl im MSC-Kader und gab wie Beckhaus und Joana Boehringer kürzlich ihr Debüt im A-Kader des Deutschen Hockey-Bundes (DHB). Dieser Status ist im Amateursport Hockey mit einer Wechselwirkung verbunden, die Erstklassigkeit zu einem wesentlichen Standortfaktor macht. Einerseits bringen die Spielerinnen von DHB-Maßnahmen Qualität mit, die den abstellenden Klubs zugute kommt. Henseler etwa attestierte Beckhaus und Bleuel nach ihrer Rückkehr von der WM die "Hockey-Form ihres Lebens". Auf der anderen Seite ist der Kaderstatus und vor allem der Sprung in den A-Kader eine fragile Angelegenheit, in der Störfaktoren wie ein Zweitligaabstieg ein Risiko darstellen.

"Uns hätte ein Abstieg damals deutlich härter getroffen, als das dieses Jahr der Fall wäre."

Klubs revanchieren sich für die Leistungen ihrer Nationalspielerinnen folglich, indem sie es ihnen in der ersten Bundesliga ermöglichen, sich jede Woche mit den Besten zu messen. Dass der MSC bereits jetzt sicher für die nächste Erstligasaison planen kann, ist deshalb auch für das Zusammenhalten des Kaders ein wichtiger Punkt.

Unter ganz anderen Vorzeichen absolvierten die Erstliga-Männer des Nürnberger HTC am Sonntag ihr letztes Spiel in der Hauptrunde. Der NHTC hatte bereits vor dem 0:11 gegen Harvestehude als Letzter der Staffel B festgestanden und muss gegen den TSV Mannheim in die Playdowns. Eine Reaktivierung der Olympiasieger Max Müller und Christopher Wesley wie in der Vorsaison schloss Kapitän und Abteilungsleiter Frederic Wolff aus. "Das war im vergangenen Jahr sinnvoll, weil uns ein Abstieg damals deutlich härter getroffen hätte, als das dieses Jahr der Fall wäre", sagte er.

Das Team habe mit "sehr vielen alten und sehr vielen sehr jungen Spielern" ein "Sanduhr-Problem". Der fehlende Kern an bundesligaerfahrenen Spielern habe vor einem Jahr noch die ernste Gefahr geborgen, bei einem Abstieg direkt durchgereicht zu werden. "Jetzt haben die Jungen ein Jahr länger Bundesliga gespielt, so dass wir das schlimmstenfalls verkraften könnten", sagte Wolff und fügte hinzu: "Irgendwann ist es mal gut mit der Hilfe. Es müssen jetzt die richten, die am Ruder sind - und entweder reicht das, oder es reicht nicht."

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