Hertha BSC:Nachmittag ohne Doofe

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Im Gegensatz zu anderen Bundesligisten siegt Hertha BSC beim Regionalligisten VfB Eichstätt souverän mit 5:1. Erst als der Favorit es gemächlicher angehen lässt, erhöht Eichstätt den Druck.

Von Thomas Hürner

Vor der Abreise hatte Ante Covic, 43, an die Casting-Show erinnert, an der die Vereine aus der Fußball-Bundesliga am vergangenen Wochenende teilgenommen haben. Deutschland suche in der ersten Runde des DFB-Pokals "den Doofen, den Deppen", sagte der Trainer von Hertha BSC Berlin. Und, klar: Covic und seine Mannschaft wollten keinesfalls selbst zu den Gesuchten gehören.

Im Spiel gegen den Regionalligisten VfB Eichstätt, das aufgrund fehlender Stadionkapazitäten im rund 30 Kilometer entfernten Ingolstadt ausgetragen wurde, konnten die Berliner ihrer klaren Favoritenrolle jedenfalls gerecht werden. Sie siegten am Sonntagnachmittag mit 5:1 (3:0) und präsentierten sich, anders als manch anderer Bundesligist in dieser ersten Pokalrunde, durchaus souverän gegen einen Amateurverein, der zuvor nicht weniger als sein "Jahrhundertspiel" ausgerufen hatte.

Eichstätts Jakob Zitzelsbeger verpasste nur knapp die Führung

Die Eichstätter haben sich dennoch achtbar geschlagen, in der Anfangsphase spielten sie sogar mutig nach vorne und kamen zu den ersten Torchancen der Partie. Ein Volleyschuss von VfB-Abwehrspieler Jakob Zitzelsbeger, der übrigens auf ein kurzes Engagement als Co-Trainer einer Hobbymannschaft in der sogenannten Bananenflanken Liga zurückblicken kann, ging in der siebten Minute knapp am Tor vorbei. Eine Minute später eilte Hertha-Schlussmann Lars Jarstein aus seinem Tor und grätschte Jonas Fries den Ball vor die Füße - sein Lupfer ging aber drüber.

Wer weiß, wie sich die Partie entwickelt hätte, wenn die Eichstätter diese Möglichkeiten genutzt hätten und in der elften Minute etwas aufmerksamer gewesen wären. Die Berliner jedenfalls nutzten ihre erste Torchance gleich mal zur Führung. Mittelfeldspieler Ondrej Duda spielte einen Eckball flach an die Strafraumgrenze, der freistehende Darida traf zum 1:0. Eine weitere Unachtsamkeit des VfB führte zum schnellen Doppelschlag der Berliner: Maximilian Mittelstädt dribbelte in der zwölften Minute in den Sechzehner, im Rückraum wurde Stürmer Ibisevic nicht gedeckt - und schon stand es 2:0. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte spielte der Bundesligist so, wie es eigentlich zu erwarten war: Die Berliner hatten phasenweise bis zu 80 Prozent Ballbesitz, erspielten sich einige Gelegenheiten und konnten zumindest eine davon für die Vorentscheidung nutzen: Wieder war es Ibisievic, diesmal per Kopfball (31.).

Zu Beginn der zweiten Hälfte ließ es der Favorit dann gemächlicher angehen, was die Eichstätter dazu verführte, ihre Pressinglinie ein Stück nach vorne zu verlagern. Und tatsächlich konnte sich der VfB auf diese Weise eine kleine Druckphase erarbeiten, die nicht unbelohnt blieb. Dominik Wolfsteiner lief über den rechten Flügel, seine Flanke flog über die Hertha-Abwehr und über Torwart Jarstein hinweg und landete direkt auf den Kopf des eingewechselten Julian Kügel. Dieser erzielte tatsächlich den viel umjubelten Ehrentreffer (52.). Den Eichstätter Anhängern, die zahlreich gekommen waren, ist es beim Schlusspfiff also herzlich egal gewesen, dass die Berliner Salomon Kalou (62.) und Alexander Esswein (75.) noch zwei Tore erzielten. Sie erhoben sich für stehende Ovationen, die VfB-Spieler ließen sich feiern. Es war ein Nachmittag, an dessen Ende keiner der Doofe war.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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