Karriere-Ende von Jonas Hector:"Einer der größten Spieler, die das FC-Trikot getragen haben"

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Viel mehr als nur ein Führungsspieler: Jonas Hector, 32, verlässt den 1. FC Köln und die Bühne des Profifußballs. (Foto: Ulrich Hufnagel/Xinhua / imago)

Freude und Tränen beim 1. FC Köln: Nach dem 3:1 in Hoffenheim, mit dem der Klassenerhalt nun ganz nah ist, verkündet Jonas Hector, was zu erwarten war: Mit nur 32 Jahren hört der immerzu loyale und vereinstreue Kapitän am Saisonende auf.

Von Ulrich Hartmann

Vom bevorstehenden Karriere-Ende des erst 32 Jahre alten Fußballprofis Jonas Hector erfuhr die Fußballwelt am Samstagabend nicht durch Jonas Hector selbst. Das verrät schon einiges über diesen Fußballer und Menschen. Der gebürtige Saarbrücker, der seine komplette 13-jährige Profikarriere dem 1. FC Köln gewidmet hat, wollte von der Öffentlichkeit eigentlich stets in Ruhe gelassen werden. Familie und Fußball sind sein Leben. Im hell erleuchteten öffentlichen Schaufenster wollte er nie so richtig stehen.

Von Hectors baldigem Karriere-Ende also erfuhr die Fußballwelt durch den Kölner Trainer Steffen Baumgart. Die Pressekonferenz nach dem 3:1-Sieg seines FC bei der TSG Hoffenheim war bereits beendet, der Moderator hatte allen bereits einen guten Heimweg gewünscht, als Baumgart noch einmal das Wort ergriff. "Es gibt noch eine wichtige Nachricht für alle Kölner", sagte er mit bedrückter Stimme: "Jonas Hector hat der Mannschaft soeben bekanntgegeben, dass er im Sommer aufhören wird." Weitere Fragen zu diesem Thema verbat sich Baumgart höflich, das gab der Nachricht eine etwas geheimnisvolle Note. Hector hat speziell aus seinem Privatleben noch nie viel verraten.

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Dabei dürfte beim 1. FC Köln niemand überrascht gewesen sein vom Rücktritt des Kapitäns zum Saisonende. Hector hatte bereits vor längerer Zeit in den Raum gestellt, dass er seinen 2023 endenden Vertrag nicht verlängern und seine Laufbahn womöglich schon beenden wolle. Genau das hat er nun offiziell verkündet. Der 223-malige Bundesliga- und 43-malige Nationalspieler hat nach dem Sieg in Sinsheim in der Kabine eine offenbar sehr emotionale Abschiedsrede gehalten. Langer Applaus klang aus der Kölner Kabine, und Baumgarts gedrückte Stimmung ließ ebenfalls auf Traurigkeit schließen. Über Hector hatte der Trainer mal gesagt: "Jonas verkörpert den ganzen Verein." Daraus lässt sich ableiten, dass der 1. FC Köln sehr viel mehr verliert als einen sehr guten Defensiv- und Führungsspieler.

Die Hoffnung, dass die Kölner Transfer-Sperre Hector zum Umdenken bewegt, ist erloschen.

"Mit dem langen Applaus der Mannschaft in der Kabine wurde ein großer Spieler des 1. FC Köln gewürdigt" sagte Sportdirektor Christian Keller. Hector selbst trat nicht einmal für diese Nachricht vor die Journalisten. Das hatte er schon seit Monaten nicht mehr oft getan. Zu seinem Rücktritt ließ er sich lediglich vom Verein zitieren: "Nach meiner Familie war es mir wichtig, als Erstes meine Mannschaft, das Trainerteam und den Staff zu informieren. Für den Moment möchte ich nicht mehr sagen, als dass ich unheimlich dankbar für das bin, was wir beim FC zusammen haben." Zuletzt hatten viele Kölner Fans noch gehofft, Hector könnte zumindest eine weitere Saison dranhängen, weil dem FC im Sommer Handlungsunfähigkeit auf dem Transfermarkt droht, sollte eine gegen den Klub verhängte Fifa-Sperre vom Sportgerichtshof Cas weder revidiert noch ausgesetzt werden. Diese Hoffnung ist nun erloschen.

So gut wie geschafft haben die Kölner dafür mit ihrem Sieg den Klassenerhalt. Dies dürfte ein relevanter Faktor für Hector gewesen sein, seine Entscheidung jetzt bekanntzugeben. Sportchef Keller bat die Berichterstatter darum, Hector "in den nächsten Tagen erst mal in Ruhe zu lassen". Dass er seine Karriere so früh beendet, hat er den Verantwortlichen im Klub erklärt. "Jeder einzelne seiner Beweggründe ist für uns nachvollziehbar", sagte Keller, ohne auf diese Gründe einzugehen, "nach der Saison werden wir gebührend Danke sagen."

Hector gehörte zum deutschen Kader bei der EM 2016 in Frankreich und hatte dort in allen sechs Partien einschließlich des verlorenen Halbfinals gegen die Gastgeber komplett durchgespielt. 2017 gewann er mit der DFB-Auswahl den Confed-Cup in Russland. 2014 und 2019 stieg er als Zweitliga-Meister mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga auf, und er nahm zwei Mal mit dem Klub am Europapokal teil (2017 und 2022).

Der Verein schrieb auf seiner Homepage: "Jonas Hector ist einer der größten Spieler, die dieses Trikot getragen haben! Der Kapitän hat mehr als ein Jahrzehnt unvergleichbar loyal zum FC gestanden - in guten wie in schlechten Zeiten." Wenn alles glatt geht, dann bestreitet Hector sein letztes Spiel just an seinem 33. Geburtstag, am 27. Mai im Kölner Stadion gegen den FC Bayern München.

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