Hannover 96:Traum von grünen Männchen

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Ungewohnte Szenen: Hannover feiert den ersten Heimsieg seit Februar. Doch der Erfolg gegen Mainz kommt vermutlich zu spät.

Von Jörg Marwedel, Hannover

Edgar Prib sank nach dem Schlusspfiff auf die Knie und hatte Tränen in den Augen, seine Mitspieler stürzten jubelnd auf ihn. Es war ein Augenblick, auf den nicht nur der Mittelfeldspieler lange gewartet hatte, auch bei seinen Kollegen hatte sich eine Menge Sehnsucht angesammelt: Neun Wochen hatte es gedauert bis zu diesem 1:0 gegen Mainz 05, neun Wochen bis zu einem Sieg. Und Prib wiederum hatte nach zwei Kreuzbandrissen in der Reha 20 Monate lang "endloses Leid" ertragen, wie Kapitän Marvin Bakalorz mitfühlend feststellte. Dann durfte der 29 Jahre alte Profi, der bereits um die Fortsetzung seiner Karriere gebangt hatte, in der 46. Minute erstmals wieder auf den Rasen eines Bundesligastadions, und mit seiner Spielintelligenz trug er gleich zum Sieg bei.

Dass der Erfolg durch ein "Glückstor" zustande kam, wie Trainer Thomas Doll später einräumte, war letztlich egal. Es war tatsächlich ein kurioser Treffer in der 66. Minute, nachdem die überlegenen Mainzer zuvor mindestens ein halbes Dutzend Torchancen ausgelassen hatten. Eigentlich hatten der Mainzer Verteidiger Moussa Niakhaté und sein Keeper Florian Müller den 96-Außenbahnspieler Linton Maina schon ausgebremst, doch an der Seitenlinie bekam Müller das Leder nicht zu fassen. So kam Maina erneut an den Ball und passte zu dem am Fünfmeterraum lauernden Hendrik Weydandt, und der schoss mühelos sein sechstes Bundesligator. Der Schütze schüttelte den Kopf, er konnte nicht glauben, auf diese Weise ein Bundesliga-Tor geschenkt zu bekommen. Durch den Sieg des VfB Stuttgart ist der Erfolg der 96er aber wohl zum Muster ohne Wert geworden, es wird kaum möglich sein, den Sechs-Punkte-Vorsprung des VfB noch aufzuholen, zumal 96 nun beim FC Bayern antreten muss. Der neue Teamgeist kommt wohl ebenso zu spät wie die neue Harmonie mit den Fans. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich diese neue Harmonie nun also in der zweiten Liga bewähren müssen.

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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