Hannover 96:Kinds Liebling

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Im neuen Anzug: Trainer Thomas Schaaf trägt jetzt eine "96". (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Trainer Thomas Schaaf tritt den Dienst beim Tabellenvorletzten an. Als Erstes soll er Aufbruchstimmung erzeugen.

Von Jörg Marwedel, Hannover/Hamburg

Der Tag, an dem Hannover 96 beim SV Werder Bremen spielen wird, ist noch weit entfernt. Er habe jedenfalls noch keinen Gedanken an den 5. März verschwendet, an dem er erstmals mit seinem neuen 96er-Team bei seinem Stammklub antreten werde, sagte Thomas Schaaf am Montag, "deshalb kann ich dazu jetzt nichts sagen". Das ist ein typischer Satz für diesen Trainer, der ungern seine Gefühle zeigt. Andererseits hatte er an diesem 4. Januar tatsächlich andere Dinge zu erledigen, als über ein Wiedersehen mit Werder zu referieren. Schaaf leitete sein erstes Training beim Tabellenvorletzten der Bundesliga - bei Schneetreiben vor 400 Zuschauern. Die Assistenten aus seiner langen Zeit in Bremen und dem kurzen Intermezzo in Frankfurt hat er auch wieder mitgebracht: Matthias Hönerbach und Wolfgang Rolff; Letzterer löste extra seinen Vertrag beim Kuwait-Klub Al-Samiya.

Für Schaaf, der fast 14 Jahre in Bremen wirkte und mit dem Klub 2004 das Double holte, geht es zunächst einmal darum, in Hannover eine Art Aufbruchstimmung zu erzeugen. Und offensichtlich hat dieser Ur-Bremer nicht nur bei 96-Präsident Martin Kind beste Karten. Es habe "eine große Begeisterung beim Empfang" gegeben, teilte Schaaf mit. Kind selbst hatte im Kicker sogar gesagt: "Ich bin erstmals innerlich entspannt und sicher, unser neuer Trainer schafft das." Sein Lieblingscoach, den er schon mehrmals verpflichten wollte, habe "immer erfolgreich gearbeitet, ist stabil, bodenständig, leistungsorientiert". Er könne sich vorstellen, mit ihm und dem neuen Geschäftsführer Martin Bader als Gespann auch in fünf Jahren noch zusammen zu arbeiten.

Auch, wenn der gut erholte Thomas Schaaf mit schwarzer Brille und Dreitagebart sich ungern ins Innere gucken lässt, hat er doch Sätze der Hoffnung in den dicht gedrängten Presseraum und in die zwölf Kameras gesagt. Er wolle den "Kader wachrütteln" und "alles ausreizen", sagte Schaaf. Es sei zwar keine leichte Situation, und das unter seinem Vorgänger Michael Frontzeck in der Hinrunde erwirtschaftete Resultat (14 Punkte) sei "nicht reichhaltig". Deshalb müsse man den Profis den "Glauben an den Klassenerhalt auch erst einmal implantieren". Aber er habe "solche Situationen schon erlebt und glaube, dass die Nerven reichen". Und natürlich, nach bestandenem Abstiegskampf, müsse es endlich aufwärts gehen in der niedersächsischen Landeshauptstadt: "Hannover bietet viele Möglichkeiten, mehr zu erreichen."

Zunächst begrüßt Schaaf drei Zugänge in jenem Aufgebot, mit dem er am 7. Januar ins Trainingslager nach Belek/Türkei startet. Neben dem Japaner Hotaru Yamaguchi und dem Norweger Iver Fossum wirkte am Montag auch der Ungar Adam Szalai mit, der zunächst bis zum Saisonende aus Hoffenheim ausgeliehen wurde. Danach besitzt Hannover eine Kaufoption für den Stürmer, der in 137 Bundesliga-Spielen 32 Tore erzielte. Den ersten Treffer im Training aber erzielte nicht Szalai, sondern der Franzose Alan Saint-Maximin.

Wer noch dazu kommt? Auf der Wunschliste stehen ein Offensivspieler und ein Linksverteidiger. Es gibt Gerüchte um den senegalesischen Angreifer Moussa Konté, 22, vom FC Sion. Dafür soll der türkische Stürmer Mevlüt Erdinc verkauft werden. Man schaue sich den Markt an, sagte Schaaf: Gesucht werde eine Verstärkung, kein "Kaderauffüller".

Begleitet wird Schaafs Mission von einer pikanten Rivalität, die sich leicht aus der Tabelle ablesen lässt: Hoffenheim ist Letzter, Hannover Vorletzter, Bremen Drittletzter. Schaaf, der alte Werderaner, wird wohl oder übel seinen alten Klub runterziehen müssen, will er mit den 96ern wieder hoch kommen.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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