Handball-WM vorm Achtelfinale:Krake schlägt Wühlbüffel

Ein Ungar liefert tentakelartig den schönsten Treffer, Australiens Fans sind durch nichts zu erschüttern und den Deutschen wachsen Flügel. Wer hat nun die besten Chancen auf den WM-Titel? Eine Bilanz der Vorrunde - und die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Achtelfinale.

Von Saskia Aleythe

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(Foto: AFP)

Ein Ungar liefert tentakelartig den schönsten Treffer, Australiens Fans sind durch nichts zu erschüttern und den Deutschen wachsen Flügel. Wer hat nun die besten Chancen auf den WM-Titel? Eine Bilanz der Vorrunde - und die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Achtelfinale. Von Saskia Aleythe Wie schneidet Deutschland ab? So ein bisschen darf ja spekuliert werden, wie ernst Frankreich das letzte Gruppenspiel gegen Deutschland genommen hat - war der aktuelle Weltmeister doch schon vorzeitig fürs Achtelfinale qualifiziert. Und auch Gedankenspiele um den nächsten Gegner haben eventuell eine Rolle gespielt. Nichtsdestotrotz könnte der Sieg das deutsche Team so sehr beflügeln, dass es jetzt sogar für eine Medaille reicht. Wichtig dabei: Achtelfinal-Gegner Mazedonien nicht unterschätzen. Das Team startete zwar verhalten in die WM, präsentierte sich aber gegen Russland und die sonst überragenden Dänen stark. Und sie stellen mit Kiril Lazarov einen der erfolgreichsten WM-Schützen.

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Wer präsentierte das schönste Tor? Den schönsten Assist lieferte auf jeden Fall Deutschlands Torwart Silvio Heinevetter, der im Spiel gegen Montenegro per Fußabwehr einen deutschen Treffer einleitete. Sehenswert ist aber auch das Tor des Ungarn Szabolcs Zubai (Foto), der am Kreis mit einer Rückwärtsdrehung im Sprung tentakelartig gegen Ägypten zum Erfolg kam. Zugegeben, der deutsche Kreisläufer Patrick Wiencek bekommt das auch hin - allerdings eher mit der Eleganz eines Wühlbüffels.

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Wer ist der überraschendste Spieler? Kennen Sie Rodrigo Salinas? Nein? Der gute Mann kommt aus Chile und hat bei der WM mehr Tore geworfen als jeder Deutsche, Franzose oder Spanier. Das Achtelfinale verpasst hat sein Team trotzdem - und zwar als Letzter in der Gruppe B. Kein einziger Sieg gelang den Exoten, die erst zum zweiten Mal überhaupt an einer Weltmeisterschaft teilnehmen und jetzt im sogenannten President's Cup die Platzierung ausspielen. Überraschend auch: Deutschlands Oliver Roggisch hat die gesamte Vorrunde ohne Platzverweis überstanden. Im Spiel gegen Frankreich bekam er zwar schon nach 14 Minuten die zweite Zeitstrafe, agierte insgesamt aber weniger ungeschickt rumpelig als in früheren Turnieren.

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Wer lieferte die beste Auszeit-Ansprache? Auszeiten im Handball sind ein probates Mittel, um a) das Spiel unnötig in die Länge zu ziehen, b) den Lauf des Gegners zu stoppen oder c) tatsächlich Sinnvolles zu besprechen. Im Spiel zwischen Serbien und Polen wählte der deutsche Trainer Michael Biegler die letzte Auszeit 16 Sekunden vor dem Ende, es stand 24:24 und Biegler schien wild entschlossen, seinen polnischen Spielern die entscheidende Taktik zum Sieg vermitteln zu wollen. Das fiel allerdings recht rudimentär aus, Biegler sagte nämlich nur: "Ihr schließt mit einem Tor ab." Trotz unpräziser Ansage erfüllten die Polen ihrem Coach den Wunsch - und gewannen in letzter Sekunde durch einen unfassbaren Treffer von Außen ins kurze Eck.

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Welche Mannschaft hat die auffälligsten Fans? Wenn es um optische Auffälligkeiten geht, sind die deutschen Fans mit ihren schwarz-rot-goldenen Perücken, T-Shirts und Streifen im Gesicht stets ganz vorn dabei. Wesentlich stilvoller geht es aber bei den australischen Fans zu, die das Pendant zu den Iren bei der Fußball-EM darstellen: Obwohl ihr Team jedes Spiel so hoch verliert wie eine E-Jugend gegen eine B-Jugend verlieren würde, stehen die australischen Anhänger ihm engagiert zur Seite - wie schon bei den Turnieren zuvor. Bei der WM 2009 feierten sich die Australier für ein Spiel, bei dem sie erstmals weniger als 30 Gegentore bekommen hatten, bei der WM 2007 sogar als Weltmeister der Herzen. Bei fünf von sechs WM-Teilnahmen war Australien bisher: Letzter.

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Wer lieferte den größten Aufreger? Gestärkt konnte Martin Heuberger wahrlich nicht ins Turnier gehen: Bereits zu Beginn wurde erneut die Trainerfrage laut. Da gab es ein Zeitungsinterview, in dem Kiels Alfred Gislasson Deutschland als "interessanteste Nationalmannschaft" beschrieb - bevor er seinen Trainervertrag mit dem Rekordmeister bis 2017 verlängerte. Und auch im DHB-Präsidium rumorte es gewaltig, Füchse-Manager Bob Hanning schlug sich selbst als Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten vor. Die deutsche Mannschaft interessierte das alles aber herzlich wenig - auch so mancher technischer Faux-Pas mit defekten Hallenuhren und Co. machte sie nicht nervös. Eindeutig ablenkungsresistent.

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Wer musste bereits verletzt nach Hause? Der Tunesier Amine Bannour hat Deutschland mit seinen Treffern aus dem Rückraum das Leben ziemlich schwer gemacht, in der darauffolgenden Partie gegen Montenegro wurde es dann für ihn bitter. Der 22-Jährige rannte bei einem Angriff so ungeschickt in einen Gegenspieler, dass er sich schwer an der Wurfhand verletzte. Im Fernsehen wurde über einen offenen Bruch des Daumens philosophiert, der Mannschaftsarzt sprach in einer ersten Diagnose wage von einer Luxation - die WM ist für Bannour auf jeden Fall beendet. Ebenfalls schmerzhaft: Bei den Polen zog sich Mariusz Jurkiewicz einen Mittelhandbruch zu. Dafür wurde nun Marcin Lijewski vom Hamburger SV nachnominiert.

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Wer ist der beste Außenseiter? Der Kampf ums Weiterkommen in Gruppe D war das spannendste Außenseiter-Duell und wurde zwischen Ägypten und Algerien ausgetragen. Ägypten unterlag Mitfavorit Kroatien lediglich mit vier Toren, mühte sich gegen die schwach eingeschätzten Algerier aber nur zu einem 24:24-Remis. Das Weiterkommen entschied sich erst bei den letzten Vorrundenspielen der beiden Mannschaften - mit dem besseren Ende für Ägypten. Algerien verlor seine Partie gegen Ungarn relativ knapp mit drei Toren Unterschied. Wir hoffen, eines Tages ein Video des algerischen Fernsehens mit Originalkommentar auftreiben zu können - und sind gespannt, ob die Reporter ähnlich hyperventiliert haben wie beim Halbfinale der Afrikameisterschaft im Jahr 2012.

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Wer sind die Favoriten auf den Titel? Dänemark. Und Spanien. Und Kroatien und Frankreich und Ungarn. Das Gute am Spielmodus ist, dass es auch vermeintliche Underdogs weit bringen können. Das Gute am Turnier ist, dass das bei nahezu allen Achtelfinalteilnehmern auch gerechtfertigt wäre. Abgesehen von den gern zitierten "großen Nationen" wäre sogar Slowenien oder Serbien der Titel zuzutrauen. Am überzeugendsten sind bisher aber die Dänen aufgetreten, auch mit vorzeitiger Achtelfinalqualifikation spielten sie engagiert weiter. Ob das unnötig wichtige Ressourcen verbraucht hat, muss sich zeigen.

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