WM-Vorbereitung:Die deutschen Handballer suchen ihre Leichtigkeit

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Tore als Argumente: Steffen Fäth machte sich stark für seine WM-Nominierung. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
  • Die deutsche Handball-Nationalmannschaft präsentierte sich beim vorletzten Test vor der Heim-WM gegen Tschechien noch nicht in Topform.
  • Die Abwehr, auf der viel Hoffnungen für das Turnier ruhen, wies beunruhigende Lücken auf.
  • Dafür konnte sich Bundestrainer Christian Prokop auf sein Torhüter-Gespann verlassen.

Von Carsten Scheele, Hannover

Hannover, Kiel, Berlin, Köln: Die Reiseroute der deutschen Handballer für die kommenden Tage ist klar definiert. Nach Testspielen in Hannover und Kiel bezieht der DHB-Tross am Dienstag in der Hauptstadt sein Quartier für die Vorrunde der Heim-WM (10. bis 27. Januar), ehe er bei erfolgreichem Verlauf zur Zwischenrunde nach Köln übersiedelt. Die Route könnte sich noch verlängern, um Hamburg (Halbfinale) und Herning in Dänemark (Finale), aber soweit denkt sechs Tage vor dem Turnierstart gegen ein gemeinsames Team aus Korea keiner.

Am Freitag wollte das Team in Hannover gegen den Testspielgegner Tschechien zunächst ein gutes Gefühl für die anstehenden Aufgaben schaffen, was allerdings nur mit Abstrichen gelang. Nach dem am Ende zwar klaren, aber nicht überzeugenden 32:24 (17:13) resümierte Bundestrainer Christian Prokop: "Mich stört es nicht." Ihm sei es in erster Linie darum gegangen, "dass wir uns Kraft holen, um uns für die WM zu rüsten".

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Wen wird Prokop noch aus dem Team streichen?

Prokop begann mit einer Sieben, die man wahrscheinlich auch bei der WM häufig sehen wird: mit Andreas Wolff im Tor, Martin Strobel auf der Mitte, Steffen Fäth und Steffen Weinhold auf den Halbpositionen, Uwe Gensheimer und Tobias Reichmann auf den Außen, Hendrik Pekeler am Kreis. In der Abwehr rotierte Patrick Wiencek für Fäth in den Mittelblock. Früh konnte Prokop eine weitere Offensivvariante testen, da Strobel eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe kassierte und in Fabian Wiede ein Linkshänder auf die Mittelposition rückte. Es machte zunächst keinen Unterschied, wer Regie führte: Das deutsche Angriffsspiel lief nicht gerade rund.

Das überraschte die 9967 Zuschauer in Hannover noch nicht, es ist ja bekannt, dass das DHB-Team aktuell nicht über die ganz großen Einzelkönner im Rückraum verfügt. Beunruhigender war eher, welche Lücken die Abwehr aufwies. Die Tschechen sind international eher Mittelklasse und nicht für die WM qualifiziert, trotzdem kamen sie zunächst leicht zu Toren. Pekeler kritisierte: "Wir müssen schauen, dass wir kompakter stehen." Immer wieder ließ die deutsche Abwehr einen Rückraumspieler durchflutschen, so blieb das Spiel ausgeglichen bis zum 11:11 in der 22. Minute. Erst danach fanden die deutschen Tempogegenstöße ihren Weg ins Ziel, Prokops Team zog bis zur Pause auf 17:13 davon, die Gesichtszüge des Bundestrainers entspannten sich. Prokop gefiel, "dass wir uns gemeinsam aus Schwächephasen ziehen. Das haben wir in der Schlussviertelstunde eindrucksvoll gezeigt". Kapitän Uwe Gensheimer fand: "Wir hatten in der ersten Halbzeit Abstimmungsprobleme. Aber wir haben Potenzial und arbeiten an den Kleinigkeiten."

Am Sonntag, nach dem Test gegen Argentinien, will Prokop noch zwei Spieler aus dem Kader streichen. Der Kreis der Kandidaten ist klein. Bangen müssen der junge Lemgoer Mittelmann Tim Suton, der auf seiner Position ohnehin nur als Nummer drei eingeplant war, sowie die Rückraumspieler Fabian Böhm (Hannover, links) und Franz Semper (Leipzig, rechts), für die schon die Berufung in den 18er-Kader ein Erfolg war. Steffen Fäth, der unter Prokop selten so gut zurechtkommt wie unter dessen Vorgänger Dagur Sigurdsson, warb hingegen mit Rückraumtoren der einfachen Art für seine Nominierung. Drei Treffer gelangen ihm bis zur Pause, er war damit erfolgreichster Rückraumwerfer. Böhm und Semper warfen je ein Tor; Mittelmann Suton kam erst spät ins Spiel und war bald darauf auch wieder draußen. Ein Hinweis für die Entscheidung am Sonntag?

Vermutlich. Die wenigsten Probleme deuten sich auf der Torwartposition und auf den Außen an. Silvio Heinevetter fing in der zweiten Halbzeit einige freie Würfe weg, Uwe Gensheimer deutete auf Linksaußen sein feines Händchen an, er kam auf zehn Tore. Am Kreis konnte Jannik Kohlbacher von den Tschechen kaum gebändigt werden. Bewahrt er seine Form, hat Bundestrainer Prokop im Angriff eine Sorge weniger.

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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