Handball-WM: Deutschland besiegt Bahrain:Flugbahn ins Glück

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Beim 38:18-Sieg der Deutschen hat der Gegner aus Bahrain nicht viel zu bieten - außer der kuriosen Geschichte, wie er zu dieser Handball-WM gekommen ist. Trainer Heiner Brand konzentriert sich auf den nächsten, ungleich stärkeren Gegner.

Christian Zaschke

Die Fachwelt ist geteilter Meinung darüber, ob es Handball-Weltmeisterschaften in der ersten Woche besonders sympathisch oder besonders zäh macht, dass auch ein paar Nationen mitspielen, in denen dieser Sport im Grunde nicht betrieben wird. Unfreundliche Beobachter vertreten die Ansicht, dass Nationen wie Bahrain bei einer WM nichts zu suchen hätten, gelassenere Betrachter erfreuen sich daran, dass die kleinen Nationen einen äußerst unorthodoxen Spielstil pflegen und stets mit allerlei schönen Geschichten anreisen, die sie mit Freude und Geduld erzählen.

Handball-Nationalspieler Pascal Hens im Spiel gegen Bahrein: Die Geschichten über das Team aus Bahrein waren den Deutschen schnuppe. (Foto: dpa)

Den deutschen Handballern sind die Geschichten übers Team aus Bahrain freilich schnuppe, sie besiegten die Mannschaft am Sonntagabend 38:18 (20:9), es war eine Trainingseinheit, die der Vorbereitung auf die Partie gegen Spanien (18.30 Uhr, live im ZDF) an diesem Montag diente.

Versuchen kann man es ja

"Für uns ging es darum, dieses Spiel zu dominieren, das haben wir geschafft. Wir können uns jetzt auf die kommenden Aufgaben konzentrieren", sagte Bundestrainer Heiner Brand.

Die beste Geschichte der Bahrainer ist die, wie sie überhaupt zu diesem Turnier gelangt sind. Bei der Asienmeisterschaft 2010 spielten sie gegen Saudi-Arabien, der Sieger würde zur WM fahren. Fünf Sekunden vor Schluss, es stand 25:25, vergaben die Saudis den letzten Wurf, es würde also Verlängerung geben, dachten sie. Bahrains Abwehrchef Saeed Jawher griff sich den Ball am eigenen Siebenmeterkreis und schleuderte ihn über das gesamte Feld in Richtung des Tors der Saudi - versuchen kann man es ja.

Der Ball passierte den zu weit vor dem Tor postierten Schlussmann und schlug in der letzten Sekunde des Spiels im Winkel ein. Man tritt Saeed Jawher nicht zu nahe, wenn man sagt, dass er diesen Wurf noch tausendmal probieren könnte, nie wieder fände der Ball diese Flugbahn ins Glück.

Die erstaunlichste Szene

Jawher ist überhaupt eine erfreuliche Figur, er ist bereits 37 Jahre alt und drückt seine besondere Rolle als Kapitän des Teams dadurch aus, dass er sein Haupt mit einem in schwarz gehaltenen Irokesenschnitt schmückt und sich stets ins Trikot mit der Nummer 1 gewandet.

Die trägt normalerweise der Torwart, aber Jawher hat anders entschieden. Er ist der Chef, aber er ist bei weitem nicht der Älteste im Team; Torhüter Mohamed Husain bringt es auf 46 Jahre.

Der Erkenntnisgewinn von Partien gegen solche Gegner ist selbstverständlich gering. Brand schickte überwiegend die Spieler aufs Feld, die beim Auftakt gegen Ägypten hatten zusehen müssen. Die wohl erstaunlichste Szene ereignete sich in der 25. Minute. Lars Kaufmann, bekannt dafür, den Ball immer und stets mit all seiner Kraft aufs Tor (bzw. grob in diese Richtung) zu schleudern, überwand den bahrainischen Torwart mit einem sehr gefühlvollen Heber.

© SZ vom 17.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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