Handball:Sorgen in Franken

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Schlimmer als die Niederlage: Patrick Schmidt musste früh verletzt vom Feld, damit fehlt Rimpar der Spielmacher und beste Torschütze bis auf Weiteres. (Foto: Heiko Becker /HMB-Media/imago)

Die drei bayerischen Zweitligisten kämpfen allesamt um den Klassenverbleib. Während der HSC Coburg sein Spiel Corona-bedingt verlegen muss, verliert Rimpar das Spiel in Emsdetten - und Spielmacher Patrick Schmidt. Großwallstadt erkämpft immerhin einen Zähler gegen Hagen.

Von Ralf Tögel

Aus bayerischer Sicht - oder, um genau zu sein, aus fränkischer - ist die Momentaufnahme in der zweiten Handball-Bundesliga wenig erquicklich. Im TV Großwallstadt, dem HSC Coburg und den Rimparer Wölfen gehen dort zwar drei Mannschaften zu Werke, allerdings sind diese allesamt damit beschäftigt, die Grundlage zu schaffen, auch in der kommenden Saison in dieser Liga antreten zu dürfen. Die Ergebnisse des Wochenendes konnten nur bedingt Linderung bringen, der TV Großwallstadt erkämpfte sich immerhin zu Hause mit dem 26:26-Unentschieden einen Punkt gegen den Tabellensiebten Eintracht Hagen und bleibt als 17. einen Rang vor den Abstiegsplätzen.

Die Rimpar Wölfe unterlagen dagegen beim TV Emsdetten mit 22:26 Toren und verpassten damit die Chance, sich vom 13. Tabellenplatz weiter nach oben zu verbessern. Der Abstand zum roten Bereich beträgt zwar noch sieben Zähler, aber die Unterfranken mussten einen Rückschlag hinnehmen, der sich weitaus schlimmer auswirken könnte als die Niederlage bei den heimstarken Westfalen: Spielmacher und Kapitän Patrick Schmidt musste bereits nach fünf Minuten mit einer Bänderverletzung vom Feld, der 29-Jährige war umgeknickt und wird wohl länger ausfallen. Damit fehlt den Wölfen der mit Abstand beste Torschütze, Schmidt liegt aktuell mit 144 Treffern auf dem dritten Rang der Torjäger-Liste. In Emsdetten konnten sie den Schrecken zunächst noch gut wegstecken und glichen den 10:13-Pausenrückstand zum 13:13 aus. Vor allem Yonatan Dayan ging mit insgesamt sieben Treffern voran, doch danach ging nichts mehr. Emsdetten nutzte den Rimparer Blackout zu einem 10:2-Lauf und der Vorentscheidung.

Coburgs Geschäftsführer Jan Gorr sieht sein Team in einer "gefährlichen Situation"

Die Partie des HSC Coburg beim Vierten TV Hüttenberg musste am Freitagabend abgesagt werden, denn die Unterfranken haben sechs neue Corona-Fälle im Team. Das allein würde für eine Verlegung nicht genügen, erst wenn mehr als 50 Prozent der Akteure infiziert sind, wird verschoben. Da es aber zwei Torhüter betrifft, stellte der HSC den Antrag auf Verlegung, wie Geschäftsführer Jan Gorr der SZ bestätigte. So bleibt seine Mannschaft auf dem 14. Rang, vier Punkte vor den Abstiegsplätzen - und nicht das, was sich Gorr für diese Saison vorgestellt hat.

Der HSC war bekanntlich in der Vorsaison noch in der Bundesliga notiert, der allseits anerkannten besten Liga weltweit. Ein Absteiger aus Liga eins nimmt automatisch die Bürde des Favoriten mit nach unten; dieser Rolle konnte der HSC bislang keineswegs gerecht werden. In einer allein wegen der Corona-Problematik schwer durchgebeutelten Saison tauschten die Coburger früh den Trainer, der Tscheche Alois Mraz wurde durch den Dänen Brian Ankersen ersetzt, der natürlich eine andere Spielidee als sein Vorgänger haben dürfte und nun mit einem Kader zurecht kommen muss, der nicht von ihm zusammengestellt wurde. Die Fluktuation war schon vor der Saison groß, Mraz hatte sieben Spieler geholt, und sie wird nach dieser Spielzeit ähnlich üppig ausfallen.

Für Ankersen steht nun der Klassenverbleib im Fokus - und das Planen eines neuen Kaders. Acht Akteure stehen als Weggänge nach der Saison fest, sechs Neue sind bereits verpflichtet, die prominentesten sind die beiden polnischen Nationalspieler Arkadiusz Ossowski als Spielgestalter und Bartłomiej Bis am Kreis. Der Klassenverbleib ist also das Mindeste der Gefühle - aber kein Selbstläufer, wie Gorr weiß: "Ich sehe uns in einer anspruchsvollen und gefährlichen Situation."

Großwallstadt hofft auf die baldige Rückkehr von Tom Jansen

Auch der Traditionsklub TV Großwallstadt hinkt hinter den Erwartungen her, die der sechste Rang der Vorsaison natürlich nach oben geschraubt hat. Das Remis gegen Hagen ist laut Trainer Ralf Bader "schwer einzuordnen", denn vor heimischer Kulisse "hätten wir unbedingt gewinnen müssen". Letztlich war Bader froh, "etwas Zählbares in der Hand zu haben", dabei hatten die knapp 400 Zuschauer in der Untermainhalle eine überragende Anfangsphase ihres Teams zu sehen bekommen. Savvas Savvas, bester Schütze der Großwallstädter mit sieben Toren, stellte auf 12:5. Doch danach sah der Trainer, wie zwei einfache und unnötige Fehler genügten, um sein Team völlig aus der Spur zu bringen. "Hagen hat das mit Tempospiel gut genutzt", so Bader, zur Halbzeit war das Spiel beim 16:16 wieder völlig offen. Der Rest war "Abstiegskampf pur, es hätte in beide Richtungen kippen können", wie Bader fand.

So bleibt sein Team knapp vor dem Abgrund, Bader hofft nun auf die Rückkehr von Tom Jansen, der wegen eines Muskelfaserrisses noch pausieren musste. Am kommenden Samstag in Eisenach wird der Linkshänder noch fehlen, dann ist eine Woche Länderspielpause und danach erhofft sich Bader seinen neben Savvas wichtigsten Torschützen zurück auf dem Parkett: "Wir brauchen ihn dringend."

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