Zum Tode von Rolf Brack:Das Erbe des Handball-Professors

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Es war seine vorletzte Station in der Handball-Bundesliga: Rolf Brack, hier als Trainer von Frisch Auf Göppingen. (Foto: Robin Rudel/Sportfoto Rudel/Imago)

Rolf Brack hat als Dozent an der Uni, als Trainer-Ausbilder des DHB und als Vereinscoach vieler Erstligisten die Laufbahn zahlreicher Handballer geprägt. Nun ist der so geschätzte wie beliebte Fachmann im Alter von 69 Jahren gestorben.

Nachruf von Ralf Tögel

Die große Handballbühne betrat Rolf Brack letztmals im Unterfränkischen, genauer gesagt in Rimpar. Es war eine schwierige Mission, für die er im Alter von 67 Jahren nochmals für die Arbeit an der Seitenlinie reaktiviert wurde. Der Handball-Zweitligist DJK Rimpar wollte sicherstellen, dass er Zweitligist bleibt, dafür schienen die Dienste des anerkannten Handballfachmanns und so erfahrenen wie erfolgreichen Trainers vonnöten. Brack übernahm die abstiegsgefährdete Mannschaft und sicherte dem Klub, der mittlerweile als Wölfe Würzburg firmiert, den Ligaverbleib. Das war im Jahr 2021. Danach, so war der Plan, wollte er sich wieder in seinen wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Nun ist Rolf Brack nach einer urologischen Operation im Alter von 69 Jahren überraschend gestorben.

Als Spieler war der in Kirn an der Nahe (Rheinland-Pfalz) geborene Brack unter anderem für den Bundesligisten SG Dietzenbach im Einsatz, doch schon früh entdeckte er seine wahre Leidenschaft, als er im Alter von 29 Jahren das Traineramt beim Oberligisten TSV Zuffenhausen übernahm. Schnell machte er sich einen Namen, führte mit großem Fachverstand und noch mehr Einsatz und Leidenschaft die SG Stuttgart-Scharnhausen und den TSV Scharnhausen in die Handball-Beletage - Vereine mit vergleichbar kleinen Budgets. Gleiches gelang ihm mit dem VfL Pfullingen und dem HBW Balingen-Weilstetten, bei dem er eine Ära prägte.

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Von Ralf Tögel

Ende 2013 wurde Brack Nationaltrainer, aber nicht etwa für den Deutschen Handball Bund (DHB), für den er mal im Gespräch war, sondern für die Schweiz. Zwar leitete Brack für den DHB die Trainerausbildung, unter anderen erwarb der heutige Bundestrainer Alfred Gislason in dieser Zeit seine A-Lizenz, aber von 2013 bis 2016 stand er für die Schweiz an der Seitenlinie. Ehe er sich bei Frisch Auf Göppingen und zuletzt für ein kurzes Gastspiel beim HC Erlangen (2020) wieder dem Alltagsgeschäft in der Bundesliga widmete. Doch Brack dozierte nicht nur vor Profis und Trainern, vom Wissen des promovierten und habilitierten Sportwissenschaftlers profitierten auch die Studenten an der Universität Stuttgart.

Bei all seinem Wirken zeichneten Rolf Brack nicht nur sein enormes Fachwissen und sein unerschöpflicher Schatz an Erfahrungen aus, er war ein geschätzter, weil angenehmer, einfühlsamer und freundlicher Zeitgenosse, der sowohl Studenten als auch Spieler mitzunehmen wusste. Da konnte es schon mal passieren, dass er seine Mannschaft auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel an einer Tankstelle zu einer kleinen Einheit bat, bloß keine Langeweile im Trainingsalltag. Der Handball-Professor, wie er anerkennend genannt wurde, war stets innovativ, suchte neue Wege, neue Motivationen. Brack war einer der ersten, der mit dem siebten Feldspieler experimentierte, der schon mal drei Spieler an den Kreis beorderte - und so auch den Horizont vieler Kollegen erweiterte.

Die Handballwelt verliert einen äußerst geschätzten und beliebten Fachmann. Rolf Brack hinterlässt seine Frau Eva, die beiden Söhne Daniel, 42, und Benjamin, 39, sowie vier Enkelsöhne.

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