Handball-Europameisterschaft:Kampf ohne Wunder

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Nach der 22:24-Niederlage gegen die routinierte französische Auswahl sind die Chancen der deutschen Handballer in der Hauptrunde der EM nur noch äußerst bescheiden.

Christian Zaschke, Innsbruck

Zurückhaltung in einem Handball-Spiel Deutschlands gegen Frankreich? Es hätte ja sein können, dass nach dem Tod Oleg Velykys beide Teams bedächtiger ins erste EM-Hauptrundenspiel gehen würden, zumindest weniger heißblütig als sonst. Duelle zwischen diesen Nationalmannschaften waren in den vergangenen Jahren stets äußerst hitzig, es wurde gefoult und geschrieen, geschimpft und provoziert, und die beiden Nationaltrainer Heiner Brand und Claude Onesta haben eine herzliche Abneigung gegeneinander entwickelt.

Fast auf Augenhöhe: Frankreichs Torhüter Thierry Omeyer (links) und Torsten Jansen. (Foto: Foto: dpa)

Aber nun, unter dem Eindruck des Todes von Velyky, der auch die Franzosen betraf, da die Brüder Guillaume und Bertrand Gille mit Velyky in Hamburg gespielt hatten? Bereits nach ein, zwei Minuten war klar, dass dieses Spiel so hitzig laufen würde wie immer, nach fünf Minuten wurde bereits eifrig geschrieen, nach zehn Minuten war es so hitzig und hektisch wie eh und je. 22:24 (10:12) verloren die Deutschen die Partie, in der von stillem Gedenken nichts zu spüren war. Die Spieler hatten auf den Tod mit Engagement und Härte reagiert, sie hatten versucht, sich die Trauer vom Leib zu spielen.

Die Aussichten der Deutschen bei der EM sind mit nun 1:5 Punkten in der Hauptrundengruppe als äußerst bescheiden zu bezeichnen. Das Spiel um den fünften Platz zu erreichen wäre bereits ein Erfolg. Immerhin kann die Mannschaft in den ausstehenden Partien gegen Spanien am Dienstag und Tschechien am Donnerstag Erfahrung sammeln. Unter diesem Aspekt muss sie auch die Begegnung mit Frankreich letztlich abhaken: Die Franzosen sind nicht sonderlich gut in Form bei diesem Turnier, aber dank ihrer Routine setzten sie sich durch. Dazu reichten ihr letztlich zwei sehr starke Phasen im Spiel.

Zwei starke Phasen

Zu Beginn sah es nach einem zähen Kampfspiel aus. Erst nach fünf Minuten gelang den Deutschen der Treffer zum 1:1. Dann aber nahm das Spiel an Fahrt auf. Frankreichs Torwart Thierry Omeyer begann eine Privatfehde mit Torsten Jansen, dem er wort- und gestenreich vorwarf, ihm mit Absicht ins Gesicht geworfen zu haben. Als Jansen kurze Zeit später einen Siebenmeter an Omeyers Ohr vorbei ins Netz warf, kochte der Tormann vor Wut; er wird dann allerdings meistens erst richtig gut. 6:4 führten die Deutschen nach einer Viertelstunde, die Franzosen nahmen eine Auszeit, stellten ihr System um - und warfen rasch drei Tore in Serie.

Nach der Halbzeitpause kam die zweite starke Phase, als die Franzosen fünf Treffer in Serie erzielten und sich eine Sieben-Tore-Führung erspielten. Gegen die weltbeste Defensive ist das normalerweise nicht aufzuholen, aber die Deutschen versuchten es - und wie sie es versuchten. Mit Wucht warfen sie sich in die Partie, auf zwei Tore waren sie sechs Minuten vor Schluss herangekommen, als Torsten Jansen einen Siebenmeter verwarf und sich anschließend Michael Kraus einen krassen Fehlpass leistete. Das wäre sie gewesen, die Chance auf ein kleines Wunder gegen müder werdende Franzosen, aber dafür fehlt dieser mit so viel Leidenschaft kämpfenden Mannschaft die Erfahrung. Die Franzosen brachten den Vorsprung ins Ziel. Doch besser als mit diesem couragierten Auftritt hätte die deutsche Auswahl das Andenken des Kämpfers Oleg Velyky nicht ehren können.

© SZ vom 25.1.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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