Handball:Aufbruchstimmung bei DHB-Männern vor leeren Rängen

Hamburg (dpa) - Die Oberränge waren mit Sichtblenden abgehängt, die verbliebenen Tribünen nur halb gefüllt: Beim Supercup bekamen die deutschen Handballer die Quittung für die verpasste EM im Januar in Dänemark.

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Hamburg (dpa) - Die Oberränge waren mit Sichtblenden abgehängt, die verbliebenen Tribünen nur halb gefüllt: Beim Supercup bekamen die deutschen Handballer die Quittung für die verpasste EM im Januar in Dänemark.

"Wir haben sicher einigen Kredit verspielt", bekannte Bundestrainer Martin Heuberger. Vor wieder nur 4050 Zuschauern bot der Gastgeber dennoch packenden Handball. Durch ein 24:23 (11:11) im spannenden Endspiel gegen Polen sicherte der WM-Fünfte zum sechsten Mal den Supercup-Sieg.

Im besten Spiel seit der WM 2013 waren Patrick Wiencek und Johannes Sellin mit jeweils fünf Toren erfolgreichste deutsche Werfer. "Das ist ein unglaublich wichtiger Titel, den ich schon immer in meinen Träumen hatte", scherzte Bundestrainer Martin Heuberger und fügte ernsthaft an: "Ob ich Supercup-Sieger bin oder nicht, ist mir schnuppe. Es ist gut fürs Selbstbewusstsein. Aber es wird niemand den Supercup-Gewinn überbewerten."

Bedauerlich war nur die dürftige Zuschauerresonanz. Den souveränen 36:26 (17:12)-Sieg am Samstag in Hamburg sahen nur 3950 Zuschauer in der O2 World, die bei Handball-Spielen 13 000 Plätze bietet. Beim 29:24-Erfolg gegen Schweden zum Auftakt des Vier-Nationen-Turniers am Freitag in Bremen kamen 4050 Anhänger in die Halle.

"Das ist ein ungewohntes Gefühl, weil wir es mit der Nationalmannschaft gewohnt waren, vor vollem Haus zu spielen", gab Rechtsaußen Patrick Groetzki zu. Beim vorherigen Auftritt in Hamburg im Januar 2013 zahlten 11 269 Fans Eintritt. In Bremen feuerten ein Jahr zuvor gegen Ungarn 8197 Zuschauer die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) an. "Wir haben es selbst in der Hand, die Hallen wieder zu füllen, wenn wir gut spielen", sagte Groetzki.

Dieses Ziel verfolgt das Team um Spielmacher Michael Haaß mit Eifer und Leidenschaft. "Das ist das, was wir zur Zeit brauchen: Gute Spiele, erfolgreiche Spiele und auch einigermaßen schön anzusehende Spiele. Das haben wir geboten", sagte der Magdeburger nach dem Sieg gegen international unerfahrene Ägypter.

"Ich habe Verständnis dafür, dass die Zuschauer skeptisch sind nach dem, was passiert ist", sagte Bernhard Bauer. Der neue DHB-Präsident steht für einen Neuanfang im deutschen Handball auf fast allen Ebenen. Er will dennoch an der Linie festhalten, dass die Männer in großen Arenen spielen. "Alles andere wäre auch ein Schildbürgerstreich", erklärte er und ergänzte: "Wir haben eine Bringschuld. Das ist manchmal ganz gut, dass man sieht, dass das, was man auf der Platte bringt oder auch nicht, honoriert wird."

Bauer demonstrierte beim Supercup Nähe zur Nationalmannschaft. In Bremen stand der 62-Jährige während der gesamten Partie am Spielfeldrand, in Hamburg saß er unmittelbar hinter der Auswechselbank. "Zur Zeit versuchen wir alle, Präsidium und Mannschaft, die Aufbruchstimmung im DHB zu vermitteln. Und die ist auch definitiv da", sagte Haaß.

Die Handballer werben um neue Gunst beim Publikum. Auf dem Weg zur WM 2015 will das DHB-Team mit Leistung überzeugen - und vor allem mit der Teilnahme an dem Turnier in Katar. Nach dem Verpassen von Olympia 2012 und der EM 2014 kann sich der Weltmeister von 2007 eine weitere Blamage nicht leisten. "Das ist das, was die Leute wahrnehmen sollten, dass jeder sich bewusst ist, dass es so nicht weitergeht und dass wir mit Vollgas auf die WM-Quali hinsteuern", ergänzte Michael Haaß und fügte an: "Das Bittere ist, man kann jetzt noch so viel reden, Neustart und so: Alles hängt an dieser Quali. Deswegen fällt es uns als Mannschaft schwer, gnadenlos in die Euphorie einzutreten."

Der Bundestrainer ist überzeugt, dass er eine konkurrenzfähige Mannschaft für die zwei Playoff-Spiele im Juni 2014 formen kann. Dafür wünscht er sich längere und häufigere Vorbereitungen. "Wir haben diese Woche sehr gut nutzen können, um ein paar Fortschritte zu machen", sagte Martin Heuberger und warb damit bei Ligaverband HBL und DHB für mehr Zeit mit den Nationalspielern. Für Bob Hanning kommt ein Scheitern nicht infrage. "Das ist ein No-Go. Das darf nicht passieren", betonte der DHB-Vizepräsident Leistungssport.

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