Hamburger SV: Vorstellung von Labbadia:Schaaf, Schaaf, Schaaf

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Bruno Labbadia ist beim Hamburger SV der siebte Coach in acht Jahren - diesmal bekennen sich die Verantwortlichen zur Kontinuität.

Jörg Marwedel

Als Bruno Labbadia, 43, am Sonntagmorgen um die Alster gejoggt ist, hat er schon erfahren, "welchen Stellenwert der HSV in Hamburg besitzt". Die Spaziergänger haben ihm Mut gemacht. Auch der Vorstand des HSV hat ihm das Gefühl gegeben, herzlich willkommen zu sein. Als Labbadia um kurz nach zwölf in der Arena vor einer Hundertschaft Journalisten saß, hat ihm HSV-Chef Bernd Hoffmann gar eine Kranz gebunden. Es sei ein schöner Anlass, "unseren Wunschtrainer" zu präsentieren sagte er. Über die Qualitäten des Neuen hatte er sich dies zurechtgelegt: "Er hat Kompetenz und bringt Identifikation und Leidenschaft mit."

Bruno Labbadia posiert schon mal in dem Stadion, in dem er nun häufiger sein wird. (Foto: Foto: AP)

Vor allem aber sei Labbadia der Mann, der eine "Kontinuität" verspreche, die man sich seit Jahren "auf dieser wichtigsten Position in der Kabine" wünsche. Auch deshalb habe man dem frühere Stürmer, der zwischen 1987 und 1989 für den HSV spielte (und danach noch für sechs weitere Bundesligavereine), einen Dreijahresvertrag ohne Ausstiegsklausel gegeben.

Und deshalb zahle man auch eine Abfindung von mehr als einer Million Euro. Bislang ist der Traditionsklub nicht durch Stetigkeit in dieser Frage aufgefallen. Labbadia ist der siebte Coach in acht Jahren. Doch so oft, wie der Vorstand das Wort "Kontinuität" am Sonntag in den Mund nahm, hat man es noch nie gehört bei den inzwischen beinahe jährlichen Trainer-Vorstellungen.

Man wisse um dieses Manko, das die Entwicklung der Mannschaft immer wieder bremse, sagte Hoffmann. Aber es gebe, witzelte er, in der Bundesliga derzeit "nur drei Ausnahmen: Schaaf, Schaaf, Schaaf". Was die Hamburger Führung so positiv stimmt, ist dies: Labbadia verkörpere "das Maß an Leidenschaft, das notwendig ist, um fünf Prozent mehr zu geben und so etwas Großes zu erreichen".

Das müsse der Trainer vorleben. Nie wieder, sagte Hoffmann, wolle er am Saisonende "denken, es wäre mehr drin gewesen". Das war ein kleiner Seitenhieb auf Martin Jol, der vor zwei Wochen kurzerhand zu Ajax Amsterdam entschwand und am Schluss nach aussichtsreicher Lage in Bundesliga, DFB-Pokal und Uefa-Cup gerade noch die Qualifikation für die Europa League schaffte.

Mehr "Rückendeckung" als bei uns "kann Labbadia nicht haben", sagte Hoffmann, was ebenfalls ein verkappter Vorwurf - diesmal an Bayer Leverkusen - war. Denn der Übungsleiter war dort womöglich auch deshalb gescheitert, weil er das Team mit einer zuweilen aufbrausenden Art aggressiver und erfolgshungriger machen wollte, aber beim Management kaum auf Gegenliebe stieß. Diesen Führungsstil aber wünscht sich der HSV, um damit den nächsten Schritt machen zu können.

Kritische Stimmen in den Leserbriefspalten

"Relativ identisch", fand Sportchef Dietmar Beiersdorfer auch die Ansichten des Neuen mit seinen eigenen über die Kaderzusammenstellung. "Fast eingeschlossen" habe man sich zwei Tage lang, sagte Labbadia. Man hat sich verständigt, dass ein Verkauf von Spielern wie Piotr Trochowski (wird von Stuttgart umworben), Marcell Jansen (Florenz) oder Mladen Petric (für den sich angeblich Wolfsburg interessiert) nicht anstehe. "Wir dürfen nicht nur nach außen schauen, sondern müssen auch unsere eigenen Spieler schätzen", sagte Labbadia. Gleichwohl gibt es eine Liste mit Profis, mit denen das Team verstärkt werden soll. 16, vielleicht 18 Millionen Euro, kann der HSV aufbringen.

Die kritischen Stimmen hat Labbadia an der Alster noch nicht gehört. Die finden bislang in den Foren und Leserbriefspalten statt. Dort wirft man ihm vor, in Leverkusen versagt zu haben. Man hätte lieber einen international erfahrenen Trainer gehabt.

© SZ vom 08.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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