Hamburger SV im Volksparkstadion:Kühne beschenkt Nostalgiker

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Der HSV spielt bald wieder im Volksparkstadion - dank Investor Klaus-Michael Kühne. (Foto: dpa)
  • Der Hamburger SV kann bald wieder im Volksparkstadion spielen: Der Investor Klaus-Michael Kühne erwirbt die Namensrechte.
  • Gleichzeitig übernimmt er für eine zweistellige Millionensumme 7,5 Prozent der Klubanteile.
  • Der HSV hat damit neuen finanziellen Spielraum, um sich Wunschstürmer Josip Drmic zu leisten.

Von Carsten Eberts

Für die Nostalgiker unter den Fans des Hamburger SV ist dieser Donnerstag ein guter Tag - einerseits. Das Stadion des Klubs, das in den vergangenen Jahren nach diversen Werbeträgern benannt wurde, soll wieder Volksparkstadion heißen. Klaus-Michael Kühne, der Mäzen des Klubs, hat die Namensrechte zurückgekauft. Der Name Imtech-Arena, wie die Schüssel im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld aktuell heißt, soll von Juli an Geschichte sein.

Was damit einhergeht, dürfte den Nostalgikern jedoch Bauchschmerzen verursachen. Kühne erwirbt nicht nur die Namensrechte für vier Jahre (Kostenpunkt: vier Millionen Euro), sondern auch 7,5 Prozent der Klubanteile. Das lässt er sich 18,75 Millionen Euro kosten, nach zähen Verhandlungen, wie es heißt. Die einen sagen, der HSV setzt damit seinen Konsolidierungskurs fort - den Klub drücken Verbindlichkeiten von immerhin 100 Millionen Euro. Für andere ist es der nächste Schritt des Ausverkaufs, zu Kühnes Bedingungen, der mal wieder alles bestimmt.

Vor einem Jahr hatten die Mitglieder die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Fußball-AG beschlossen, nun steigt Kühne, der als Logistikunternehmer Milliarden gemacht hat, im großen Stil ein. Laut Bild-Zeitung beträgt Kühnes Investment sogar 43 Millionen Euro - da der Kredit über 25 Millionen Euro, den Kühne seinem Verein gewährt hat, in Klubanteile umgewandelt wird. Das alles wurde lange vermutet, nun ist es fixiert.

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:Volksparkstadion heißt wieder Volksparkstadion

Frisches Geld für den HSV: Klaus-Michael Kühne steigt nun doch beim Bundesligisten ein - und erwirbt zudem die Namensrechte der Arena. Die Fußballer spielen bald wieder im Volksparkstadion.

Kühne spricht von "Herzensangelegenheit"

Die aktuelle HSV-Spitze bringt vor allem das Konsolidierungsargument an. Sie benötigt Geld, um Verein und Mannschaft zu renovieren - und sieht Kühne als wichtigsten strategischen Partner an, da andere potentielle Investoren nach wie vor nicht gerade Schlange stehen. "Wir sind sehr glücklich, dass mit Herrn Kühne ein echter HSVler, verlässlicher Begleiter und wirklicher Unterstützer jetzt auch als strategischer Partner eingestiegen ist", belobhudelte ihn Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer. Er weiß genau: Ohne Kühne geht beim HSV finanziell derzeit nichts.

Augenscheinlich versucht Kühne, 77, den HSV-Fans seinen Einstieg mit dem Rückkauf des Stadionnamens schmackhaft zu machen. "Es war mir eine Herzensangelegenheit, dass die Fußball-Heimat wieder ihren ursprünglichen Namen trägt", sagt er. Findet auch Uwe Seeler, das große Klubidol, er lobt den Schritt als "schönes Zeichen und besonders von nostalgischem Wert". Bis 2001 trug das Stadion des HSV seinen altbekannten Namen, ehe es mal wie ein Internetanbieter (AOL) hieß, dann wie eine Bank (HSH), schließlich wie eine große Unternehmesgruppe (Imtech). Ab 1. Juli 2015 soll es wieder Volksparkstadion heißen.

Kommt nun Drmic?

Das frische Geld steht dem HSV bei der Renovierung seiner Profimannschaft gut zu Gesicht. Zuletzt war über die Verpflichtung des Leverkusener Stümers Josip Drmic spekuliert worden - nur von welchem Geld, fragte man sich. Bayer-Geschäftsführer Michael Schade hatte sich öffentlich über die Hamburger lustig gemacht und Naivität vorgeworfen - als wolle der Klub einen Spieler haben, ohne ernsthaft Geld dafür zu bieten. Der finanzielle Spielraum für Drmic, der rund sechs Millionen Euro kosten soll, scheint nun gegeben. "Wir können ihn uns leisten", bekräftige Aufsichtsratsboss Karl Gernandt am Donnerstag.

Wie dringend der HSV am Personal feilen muss, zeigt nicht nur die mäßige Hinrunde, die das Team auf Rang 14 beschloss - sondern auch die Verletztenliste. Bei der 0:2-Testspielpleite am Mittwoch in Dubai gegen Manchester City meldete sich auch noch der Tscheche Petr Jiracek mit einer Wadenzerrung ab. Außerdem zwickt und zwackt es bei Pierre-Michel Lasogga (Muskelbeschwerden), Valon Behrami (Knie-OP), dem Brasilianer Cléber (Schienbeinprellung) sowie bei Dennis Diekmeier, Matthias Ostrzolek und Nicolai Müller. Lewis Holtby, einer der wichtigsten offensiven Angestellten des Vereins, fällt wegen eines Schlüsselbeinbruchs ohnehin zehn Wochen aus. Hier könnte der Drmic-Transfer kurzfristig für Entspannung sorgen.

Wie nostalgisch der Fußballer Drmic veranlagt ist, ist nicht überliefert. Doch falls der Schweizer noch ein Argument für einen Wohnortswechsel nach Hamburg benötigte: Von der kommenden Saison an könnte er seine Heimspiele in einer Arena austragen, die zwar nicht mehr so aussieht wie das alte Volksparkstadion, aber zumindest wieder so heißt.

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