Hamburger SV:Guerrero attackiert Zuschauer

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Die trostlose Vorstellung des Hamburger SV gegen Hannover 96 gipfelt in einem Flaschenwurf des HSV-Stürmers Paolo Guerrero gegen einen Fan aus den eigenen Reihen.

Lange war Paolo Guerrero vom Hamburger SV erfolglos durch die Abwehrreihen von Hannover 96 geirrt. Auf dem Weg in die Kabinen startete er den letzten Angriff des Tages, und in ihm entlud sich der komplette Frust des peruanischen Stürmers. Er stoppte beim Verlassen des Platzes unmittelbar vor dem Eingang zur Arena und warf mit einer Trinkflasche auf einen Zuschauer. Der Mann wurde voll im Gesicht getroffen. Offenbar war dem Wurf eine Beleidigung vorausgegangen.

"Da muss man seine Emotionen im Griff haben. Von Vorbildfunktion brauche ich erst gar nicht zu reden", sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer in der Sendung Sky 90. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dürfte Ermittlungen aufnehmen. HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann kündigte eine Bestrafung für Guerrero an: "Egal welchen Wortwechsel es da gegeben hat. Das ist eine Aktion, die ist völlig unakzeptabel. Es wird entsprechende Konsequenzen geben." Detailliert wollte sich Hoffmann zur Reaktion des Fußball-Bundesligisten jedoch nicht äußern. Man müsse die Aktion des Peruaners im Gesamtzusammenhang beurteilen, so Hoffmann. HSV-Torhüter Frank Rost nahm seinen Teamkollegen sogar in Schutz: "Unterm Strich macht er das nicht grundlos. Da hat er gut getroffen."

Die Emotionen durch das 0:0, nach dem der HSV im Kampf um die Europa-League-Plätze nur noch einen Punkt Vorsprung auf die Konkurrenten aus Stuttgart und Frankfurt aufweist, kochten schon während der Begegnung hoch, als sich die Spieler gellende Pfiffe für die dürftige Leistung anhören mussten. Die wachsende Kluft zwischen Fans und Mannschaft äußerte sich auch in den deutlichen Worten des Hamburger Spieler Dennis Aogo: "Klar sind wir nicht zufrieden. Wir hätten uns heute aber etwas mehr Unterstützung gewünscht. Nach einer Viertelstunde gab es schon die ersten Pfiffe. Jeder, der etwas von Fußball versteht, hat doch gesehen, dass sich Hannover mit zehn Mann hinten reingestellt hat. Da ist es sehr schwer."

Drei Tage nach dem Hinspiel im Europa-League-Viertelfinale gegen Standard Lüttich hatte sich bei der Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia wieder Bundesliga-Lethargie eingeschlichen. Wenig war von den Ankündigungen zu sehen, den Schwung des 2:1-Sieges gegen die Belgier mitzunehmen. Die Hanseaten traten über weite Strecken der ersten Halbzeit ähnlich uninspiriert und gemächlich auf wie bei der peinlichen Niederlage vor einer Woche in Mönchengladbach. Auch in Überzahl nach einem Platzverweis an Jiri Stajner (59.)fiel den Gastgebern gegen die schwächste Abwehr der Bundesliga nicht viel ein. Immerhin bekamen die Hamburger eine gute Lehrstunde, wie sie am kommenden Donnerstag im Rückspiel der Europa-League bei Standard Lüttich agieren könnten. Dann würde ein 0:0 zum Halbfinaleinzug reichen - und die bitter enttäuschten HSV-Fans versöhnen.

© sueddeutsche.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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