Hamburger SV:"Die Rückrunde wird brutal"

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Hamburgs Gotoku Sakai blickt nach dem Spiel gegen Gladbach gen Himmel. (Foto: Marius Becker/dpa)
  • Der Hamburger SV verliert auch das letzte Spiel vor der Winterpause gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:3.
  • Sportdirektor Todt fordert, die Mannschaft müsse in der Rückrunde "22, 23 Punkte holen". Das ist in der Vereinsgeschichte jedoch nur selten gelungen.
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Von Ulrich Hartmann

Beim Hamburger SV sind sie zuletzt vielleicht nicht mehr fußballerisch, aber immerhin rhetorisch dorthin gegangen, wo es wehtut. "Das kotzt einen an", verbildlichte Sportdirektor Jens Todt die jüngste 1:3-Niederlage in Mönchengladbach. "Das tut richtig weh", variierte er sein Ansinnen und prophezeite angesichts der nur 15 Punkte in einer missratenen Hinrunde: "Die Rückrunde wird brutal."

Das klang nun freilich so, als bliebe beim HSV ab sofort kein Stein mehr auf dem anderen, aber die bevorstehenden Maßnahmen klangen dann doch überraschend kommod: "Jetzt schütteln wir uns ein paar Mal, dann kriegen wir zwei Wochen den Kopf frei." Anschließend geht es nach Südspanien in die Sonne. Am Neujahrstag fliegen die Hamburger ins Trainingslager nach Jerez de la Frontera.

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Viel brutaler als in der Hinrunde kann es kaum werden. In neun ihrer 17 Spiele schossen die Hamburger kein Tor, auswärts holten sie nur vier Punkte, der 17. Platz ist die schlechteste Hinrundenplatzierung seit elf Jahren. Damals folgte Anfang Februar 2007 die Trennung vom Trainer Thomas Doll. Markus Gisdol hingegen scheint vorerst nichts zu befürchten zu haben. Eher wird darüber diskutiert, ob man den Kader noch verbessert. "Wenn es eine Gelegenheit gibt ...", spekuliert Todt.

Das klingt, als suche man extreme Schnäppchen, und das passte auch zur Meldung des Spiegel, wonach in der klammen HSV-GmbH Geburtstags-Blumensträuße aus Kostengründen gestrichen und zwischendurch gar Überlegungen angestellt wurden, die Rasenheizung nicht auf voller Stufe zu betreiben. Solche Verzweiflung wird verständlich bei Verbindlichkeiten um die 105 Millionen Euro.

Vor diesem Hintergrund muss eine lakonische Bemerkung vom Sportchef Todt zum Ende der Hinrunde sogar als gute Nachricht interpretiert werden: "Wir werden das Fußballspielen nicht einstellen", verkündete er in Mönchengladbach. Dabei hätte man sogar diese destruktive Lösung zuletzt für möglich halten können, nachdem Gisdol gesagt hatte: "Wenn wir die vielen einfachen Fehler nicht abstellen, wird es unheimlich schwer, überhaupt durch die Saison zu kommen." Rechnet Hamburgs Trainer etwa damit, dass seine Mannschaft den 34. Spieltag nicht mehr erreicht - oder nur er als Trainer nicht?

Die Niederlage am Niederrhein zum Abschluss der Hinrunde war jedenfalls noch einmal eine Ohrfeige für die ohnehin geplagten Fußballer. Der 1:1-Ausgleich durch André Hahn nach 53 Minuten hätte das Spiel zugunsten der Hamburger kippen können, das Gladbacher Publikum pfiff bereits die eigene Mannschaft aus. Doch zwei individuelle Fehler machten die Hoffnungen zunichte. Vor dem 1:2 erlaubte sich Kyriakos Papadopoulos einen Fehlpass, vor dem 1:3 rutschte Douglas Santos aus. "Wieder haben uns individuelle Fehler Punkte gekostet", klagte Todt, gestand aber: "Auf lange Strecke ist das kein Zufall mehr."

Man kann also nicht einfach so weitermachen, sonst spielt man sich noch ganz gemütlich in die zweite Liga und verliert seinen Unesco-Status als letzter schützenswerter Bundesliga-Dino. Noch bevor die Mannschaft sich schüttelt und den Kopf frei macht, werden schon erste Debatten geführt über taktische und personelle Veränderungen - etwa auf der Torwartposition. Dort gilt Christian Mathenia plötzlich doch als abkömmlich, und der zwischenzeitlich als trainingsfaul diskreditierte U 21-Europameister Julian Pollersbeck könnte eine Chance erhalten. Bei der U 21 war er eine Stimmungskanone. Mit dieser Schlüsselqualifikation könnte er nun auch beim HSV eine Schlüsselrolle übernehmen.

Egal wie, "wir müssen 22, 23 Punkte holen", hat Todt für die Rückrunde bereits kalkuliert. Das würde jedoch bedeuten, dass der HSV eine seiner besten Halbserien seit Langem spielen muss. Mehr als 25 Punkte in einer Saisonhälfte gelangen seit acht Jahren nicht mehr.

© SZ vom 18.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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