Hängende Spitze:Flitzer aus dem Vip-Bereich

(Foto: N/A)

Ab Richtung Eckfahne: Setzt Kölns Sportdirektor Horst Heldt mit seinem Jubelausflug einen neuen Trend? Dann könnte bald auch ein Funktionär des FC Bayern München ekstatisch Tore bejubeln.

Von Sebastian Fischer

Im Spiel zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen war etwas Ungewöhnliches zu sehen. Der FC schoss zwei Tore (das ist ungewöhnlich, aber an dieser Stelle nicht explizit gemeint), und nach dem 1:0 durch Jhon Cordoba jubelte ein Mann mit dem Torschützen, den man dort, nahe der Eckfahne, nicht vermutet hatte. Er trug Jeans, Daunenjacke und FC-Schal, sah aus wie ein Flitzer aus dem Vip-Bereich - es war aber Horst Heldt, Kölns neuer Manager.

Der Eckfahnen-Jubel ist eine im Fußball kultivierte, anspruchsvolle Kunstform. Mutmaßlicher Erfinder war der Kameruner Roger Milla, der bei der WM 1990 mit der Stange tanzte. Der frühere Nationalspieler André Schürrle nutzte die Eckfahne zu Mainzer Zeiten als Luftgitarre. Gladbachs Angreifer Marcus Thuram hängt Trikots über die Fahne und reißt diese zum Jubeln aus dem Boden. Man hat also schon viel gesehen in der Bundesliga, auch Trainer, die nach Toren in die Ecke rennen, sind spätestens seit Jürgen Klopp gar nicht mal selten. Aber: Funktionäre?

Man könnte nun Heldt, der beim 2:0 wie ein Bock auf den Rücken des Trainers Markus Gisdol sprang, wegen seiner zur Schau gestellten Ekstase Populismus unterstellen. Vielleicht hat er aber auch einen Trend gesetzt. Dann könnte bald auch ein Funktionär des FC Bayern ekstatisch Tore bejubeln. Oliver Kahn, demnächst im Vorstand, rutschte schon 2001 als Torwart nach dem Gewinn der Meisterschaft zur Eckfahne - und riss sie aus dem Boden. Er beherrscht diese Kunstform.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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