Hängende Spitze:Ein Mann, ein Wort

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Endlich ein Versprechen in der Fußball-Bundesliga, das nicht gebrochen wird! Nachdem ihn seine Mitspieler gefoppt hatten, kündigte Frankfurts Almamy Touré ein baldiges Tor an - und die Ansage nahm keiner so ernst wie er selbst.

Von Johannes Aumüller

Der Fußballsport ist ein Business, in dem alle naselang etwas versprochen und gleich darauf wieder gebrochen wird. Verbände versprechen mehr Engagement im Kampf gegen die vielen Schattenseiten des Gewerbes und tun es dann doch nicht; Vereine versprechen Trainern eine Arbeitsplatz-Garantie und entlassen sie zwei Wochen später; und ungezählt sind alle jene vermeintlichen Wunderkinder, die von der Branche zum großen Versprechen für die Zukunft hochgeredet werden, um schließlich in der zweiten thailändischen Liga oder bei 1860 München zu landen.

Da tut es gut, wenn zwischendurch auch mal ein Ehrenmann wie Almamy Touré, 23, vorbeikommt.

Touré ist seit ziemlich genau einem Jahr Abwehrspieler von Eintracht Frankfurt. Er ist dort eher selten unter den ganz Auffälligen, bisweilen beeindruckt er die Verantwortlichen mit seiner Robustheit, bisweilen erschreckt er sie mit seinem Hang zum Leichtsinn, und in diesen Tagen ist er einer der Gewinner der System-Umstellung auf Viererkette, weil er nun seinen Platz hinten rechts sicher hat. Und in der Vorwoche gegen Hoffenheim, da versuchte er sich an einem folgenreichen Torschuss.

Denn dieser ging daneben, und daraufhin hätten sie den armen Almamy schon ein bisschen hochgenommen, wie Frankfurts Mittelfeldspieler Djibril Sow freimütig berichtete. Touré wiederum wusste sich gegen die Foppereien nicht anders zu wehren, als am Dienstag ein Versprechen abzugeben: Er werde bald ein Tor schießen. Und dann kam am Samstag die 48. Minute und der Ball von der linken Seite, und Touré vollendete mit einem sehenswerten Schuss, nach dem a) der Frankfurter Abwärtstrend endgültig gestoppt, b) der Tabellenführer Leipzig frustriert und c) das kleine Tor-Versprechen erfüllt war.

"Ich wusste gar nicht, dass er so schießen kann. Das wusste er wahrscheinlich selber nicht", sagte Mitspieler Sow - und hatte gleich die nächste Idee. Touré solle einfach in den nächsten zehn Spielen jedes Mal wieder treffen. Auf dieses Versprechen hat er sich vernünftigerweise aber nicht eingelassen.

© SZ vom 27.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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