Hängende Spitze:Des Katers ewige Kräfte

Lesezeit: 2 min

(Foto: N/A)

Der Tod einer Katze war bislang in den meisten Überlieferungen der Vorbote weiteren Unheils. Der Spieltag zeigt: Stimmt nicht.

Von Benedikt Warmbrunn

Der Tod einer Katze war bislang in den meisten Überlieferungen der Vorbote weiteren Unheils. In Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere beginnt der ganze Horror damit, dass der Kater Winston Churchill von einem Lastwagen überfahren wird. Winston Churchill wird auf einer früheren Indianerbegräbnisstätte begraben, er wird wiedergeboren, allerdings mit verheerenden Folgen. Aus Gründen des Jugendschutzes sei an dieser Stelle lediglich erwähnt, dass der Kater nach seiner Wiedergeburt unangenehm riecht und sich auch sonst irgendwie komisch verhält.

Auch der Tod des Katers Scratchy in der Fernsehserie Itchy & Scratchy bei den Simpsons, den er durch brutalste, blutrünstigste Folter erleidet, hat stets nur zur Folge, dass der bemitleidenswerte, weil ewig wieder auferstehende Scratchy in der nächsten Episode von der Maus Itchy mindestens genauso brutal und blutrünstig gefoltert wird. Das waren bisher die Schicksale, die mit verstorbenen Katzen verknüpft waren. Weswegen die Geschichte vom Leben und Weiterleben des Katers Felix umso tröstlicher erscheint.

Felix war der Kater des Mainzer Fußballprofis Danny Latza, und wer Felix nun für eine weniger literarische Figur als Winston Churchill oder Scratchy hält, der kennt Latzas Instagram-Account nicht. Latza und Felix beim Schlafen, Latza und Felix beim Grimassenschneiden, Latza und Felix beim Brüllen. Und so weiter. Der Kater war nicht irgendein Kater, Felix war für Latza das, was Garfield für seinen Besitzer Jon war, nur dass Felix sehr wahrscheinlich weniger faul und verfressen und unverschämt war, zumindest deutet das Latzas Bildband auf Instagram an. Im vergangenen Sommer verstarb der Kater Felix, doch damit endet sein Wirken noch lange nicht.

Am Samstag erzielte Latza alle drei Tore beim Mainzer 3:1 gegen den HSV, es waren Latzas erste Tore überhaupt für Mainz, es war sein erstes Spiel über 90 Minuten seit April, und es war der erste Mainzer Sieg nach drei Niederlagen in Serie. Nach dem dritten und schönsten seiner Fernschuss-Treffer küsste Latza eine Tätowierung auf seinem Oberarm, auf der Name und Todesdatum des Katers Felix verewigt sind, und wer das nun alles für Zufall hält, der hat dort, wo das Herz sitzen sollte, allenfalls einen giftigen Friedhof der Kuscheltiere. Wer aber auch den neuerlichen Niedergang des Hamburger SV mit dem treuen Kater Felix in Verbindung bringen will, der sei gewarnt: Derartig endloses Leiden würden nicht einmal Winston Churchill und Scratchy gemeinsam verursachen, geschweige denn ertragen können.

Und die Moral von der Geschicht'? Felix war Danny Latzas erstes Haustier, inzwischen besitzt er zwei weitere Katzen. Die eine ist blind, die andere übernahm er trotz eines Infekts. Unterschätzen sollte deren auch durch den Tod nicht zu zerstörenden Superkräfte in der Bundesliga aber besser niemand.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: