Hängende Sitze:Spezialist für den Schuss von "jwd"

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Ein verärgerter Stürmer: Milos Pantovic gegen Union Berlin. (Foto: David Inderlied/dpa)

Bochums 66-Meter-Torschütze Milos Pantovic trifft nicht aus nächster Nähe. Er könnte das natürlich. Aber er muss das niemandem beweisen.

Von Ulrich Hartmann

Milos Pantovic hat auch seinen Stolz. Würde ein Raubtier-Dompteur etwa mit Hamstern arbeiten? Fände ein Rechengenie Spaß am Einmaleins? Wollte Reinhold Messner den Brocken im Harz erklimmen? Eben. Aus demselben Grund schießt der Fußballer Pantovic vom VfL Bochum den Ball nicht aus sieben Metern in ein leeres Tor. Er könnte das. Er muss das niemandem beweisen.

Pantovic hat sich in die großen Distanzen verliebt. Anfang November gegen Hoffenheim hat er den Ball aus 66 Metern mit Links ins leere Tor geschossen und Ende November gegen Freiburg aus 45 Metern mit Rechts. Wer einmal Gefallen gefunden hat an derartigen ballistischen Höchstleistungen, tut sich schwer mit profanen Tätigkeiten.

Am Samstag hat der in der Bayern-Jugend ausgebildete Serbe gegen Union Berlin zunächst aus sieben Metern über das fast leere Tor geschossen und 20 Minuten später aus acht Metern an die Latte. Seine intuitive Fußhaltung ist auf größere Distanzen ausgelegt. Leider hat sein Trainer Thomas Reis die Mannschaft darauf noch nicht eingestellt. Die Kollegen ermöglichen Pantovic zu wenige Abschluss-Gelegenheiten aus dem Mittelfeld. Warum legen sie ihrem Fernschuss-Experten die Bälle im Strafraum hin? Ist doch absehbar, dass er sie aufs Tribünendach donnert.

Das Herausspielen von Torchancen ist ein relevantes Thema in der Trainer-Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie. Fatalerweise wird der diesbezügliche Facettenreichtum auf die unmittelbare Nähe zum Tor reduziert. Das neue Seminar "Der Torschuss von jwd" soll Spielern wie Pantovic ermöglichen, künftig häufiger von "janz weit draußen" zu treffen. Von Bedeutung ist dabei nicht zuletzt die kreative Ablenkung des gegnerischen Torhüters durch frivole Witze, niedliche Katzenvideos auf dem Smartphone oder eine Partie Auto-Quartett. Damit könnte Pantovic sogar sein ultimatives Ziel ins Auge fassen: den sieben Jahre alten Bundesliga-Rekord des damaligen Paderborners Moritz Stoppelkamp aus 82 Metern.

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