Gladbachs Stürmer Max Kruse:Der neue Marco Reus

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Neuer Mann in Gladbachs Offensive: Max Kruse (links). (Foto: dpa)

Welchen Gladbacher muss der FC Bayern zum Bundesliga-Auftakt fürchten? Vor allem den neuen Angreifer Max Kruse. Er spielt am liebsten wie ein spanischer Halbstürmer, mag teure Statussymbole - und hat gute Perspektiven für die WM 2014.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Auf der Autobahn 52 fährt jeden Tag ein Maserati mit Tarnfarbenmuster hin und her. Morgens nach Mönchengladbach und später am Tag zurück nach Düsseldorf. Doch diese Tarnfarben tarnen nicht. Sie fallen auf. Max Kruse wusste, was er tat, als er sich die grau-grünen Camouflage-Folien auf seinen Rennwagen kleben ließ. Sein Berater, Jürgen Milewski, hatte ihn gewarnt. Geltungsbedürfnis mit Statussymbolen, das ist in Deutschland eine schwierige Sache. Kruse sagt, er könne das aushalten: "Dafür bin ich charakterlich stark genug."

Max Kruse will sich zeigen. Er ist stärker geworden in den vergangenen Monaten, mental und fußballerisch. Er erlaubt sich mutige Entscheidungen, beklebt seinen Maserati mit militaristischen Mustern und lässt beim Fußball selbstbewusst seine Intuition sprechen. Letztere hat ihm einen Vierjahres-Vertrag beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach eingebracht. Im 25-jährigen Kruse, der in der Vorsaison 13 Tore für den SC Freiburg geschossen hat, personifiziert sich Gladbachs Bedürfnis nach neuer Kreativität im Angriff. Kruse sagt, wenn man ihm Freiheiten lasse im Spielaufbau, könne er seine Stärken richtig ausspielen. Freiheiten im taktischen Korsett des strengen Trainers Lucien Favre? Ja, die gibt es. Solche Freiheiten genoss zuletzt Marco Reus, der vor einem Jahr nach Dortmund gewechselt ist. Kruse soll Gladbachs neuer Reus werden.

Auf der A52 gibt es nur zwei Richtungen: nach Westen und nach Osten. Der Fußball ist komplexer. Kruse spielt im zentral-offensiven Mittelfeld und muss diese neue Rolle in jener spanisch angehauchten Offensiv-Rochade interpretieren, in der sich Spielmacher und Stürmer gewissermaßen abwechseln und während der Partie immer wieder die Rollen tauschen. Sie spielen alles: Spielmacher, Halbstürmer und Mittelstürmer. In Gladbach sollen diese Rollen vor allem die beiden Zugänge Kruse und Raffael übernehmen. Das erste Pflichtspiel in Darmstadt, die Pokalpartie beim Drittligisten, hat Raffael im vorderen Mittelfeld und Kruse im Sturm gezeigt, aber die Partie ging nach 120-minütigem 0:0 im Elfmeterschießen verloren. Kruses und Raffaels Kooperation war so etwas wie das Eingeständnis, dass noch nicht so viel zusammengeht und dass beide noch Zeit brauchen, sich kennenzulernen.

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Beim FC St. Pauli war Kruse vor zwei Jahren Halbstürmer hinter Marius Ebbers, beim SC Freiburg in der vergangenen Spielzeit war er Stürmer vor Jan Rosenthal. Nun soll er Stürmer vor Raffael oder Halbstürmer hinter Luuk de Jong werden und gesteht, dass ihm die Rolle des Halbstürmers ("Neuneinhalber, wie man heute sagt") besser gefällt. "Raffael und ich sind ähnliche Spielertypen", sagt Kruse, "wir kommen beide gern aus der Tiefe und müssen uns noch besser dabei abstimmen, dass immer einer in der Spitze bleibt und wir nicht beide ins Mittelfeld zurückfallen."

Sich ins Mittelfeld zurückfallen lassen und den Ball gen Tor treiben - diese Rolle strebt Kruse an. "Auf der Neuneinhalb hast du mehr Ballkontakte und bist mehr im Spiel, während du als Stürmer erst den Weg ohne Ball zwischen die Innenverteidiger gehen und dich darauf verlassen musst, dass die Bälle auch wirklich ankommen." Kruse will Verantwortung übernehmen. Er will sagen, wo's lang geht. Als Jugendlicher war er nicht nur Fußballer, sondern auch vier Jahre Schiedsrichter. "Weil ich dachte, dass ich das besser kann."

Solches Selbstbewusstsein braucht man als junger Fußballer. Kruse war von 2007 bis 2009 bei Werder Bremen über die Reserveelf nicht hinausgekommen, ist dann nach Pauli gewechselt und ging 2012 nach Freiburg. Er durfte mit Joachim Löws Nationalteam kürzlich in die USA reisen, kam zwei Mal zum Einsatz, schoss ein Tor und wurde von der Fußballergewerkschaft VdV zum "Newcomer des Jahres" gewählt. Als die Dortmunder im Mai erfuhren, dass sie Mario Götze verlieren, haben sie sich gleich mal erkundigt, ob dieser Kruse noch zu haben wäre. War er nicht mehr. Er hatte bereits in Gladbach unterschrieben.

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Sein Trikot ist bereits der Bestseller in Gladbach, und die kommende Saison könnte ihn der WM 2014 näherbringen. Für die Testpartie nächste Woche gegen Paraguay hat der Bundestrainer ihn zwar nicht nominiert, doch Joachim Löw versicherte am Freitag: "Max Kruse steht bei mir ganz hoch im Kurs. Er hat seine Chancen auf der Amerikareise enorm gesteigert." Kruse selbst sagt gelassen: "Die WM in Brasilien spielt in meinen Gedanken keine Rolle."

Eine Rolle spielt zunächst nur der Bundesliga-Auftakt - ausgerechnet bei den Bayern und ihrem neuen Trainer, an dessen früherem Verein Barcelona sich Lucien Favre gerne orientiert. In München wollen die Borussen aber zunächst mal das Bayern-Spiel unterbinden. Kruse weiß, dass er nach hinten arbeiten muss. "Die Bayern sind die beste Mannschaft der Welt", sagt er. Und gegen die Besten muss man den eigenen Vorwärtsdrang ein bisschen zurückstellen.

© SZ vom 09.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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