Fußballtrainer:Del Bosque: "Pep Guardiola macht uns stolz"

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"Ich werde auch faulenzen": Vicente del Bosque spricht über seinen Rücktritt als spanischer Nationaltrainer. (Foto: REUTERS)

Vicente del Bosque hat als Trainer der spanischen Nationalmannschaft eine Ära geprägt. Im Interview spricht er über mögliche Nachfolger und darüber, wie er die DFB-Elf findet.

Von Javier Cáceres

Jüngst, nach dem Achtelfinal-Aus bei der Europameisterschaft gegen Italien, trat Vicente del Bosque als spanischer Nationaltrainer zurück. Der 65-Jährige blickt auf eine spannende Zeit zurück, er wurde 2010 Weltmeister und 2012 Europameister: "Die Jahre waren fantastisch, nicht nur wegen der Titel. Wir spürten die Sympathie, auch wenn die Sympathie nach der WM in Brasilien 2014 weniger wurde. Das war ein äußerst delikater Moment", sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Delikat war der Moment, weil 2014 sein Team als Titelverteidiger bereits in der Gruppenphase ausschied. Und auch, weil es laut Del Bosque damals an den "drei P's" mangelte: "posesión, presión, profundidad" (Ballbesitz, Druck, Tiefe). Manchmal hat uns ein Accessoire gefehlt."

"Natürlich erfüllt es mich mit Zufriedenheit, zu sehen, wie Deutschland spielt"

Andere Nationen haben sich vom spanischen Stil inspirieren lassen, der darauf zielt, permanent in Ballbesitz zu sein, den Gegner zu ermüden und so in Tornähe zu gelangen. Bundestrainer Joachim Löw hat die Spanier häufiger als Vorbild genannt. "Natürlich erfüllt es mich mit Zufriedenheit, zu sehen, wie Deutschland spielt. Aber ich will das auch nicht überwerten", sagt Del Bosque. Ein Stil habe ja etwas "Zeitgenössisches: "Wer nicht hohes Pressing ausübt, kommt überall in Schwierigkeiten." Aber es gebe andere Indizien, die zeigen, dass Spanien einen großen Schritt nach vorn gemacht habe: "Früher haben wir Trainer aus anderen Ländern geholt, nun schicken wir selbst Trainer ins Ausland. Ich denke nur an Pep Guardiola. So was macht uns stolz, das hätten wir uns vor ein paar Jahren sicher nicht vorgestellt."

Del Bosque prägte eine Ära in Spanien, sein Nachfolger wurde noch nicht verkündet. Käme irgendwann einmal Guardiola in Frage, der beim FC Barcelona spielte und den Klub lange trainiert hat? Oder ist dies ein unauflösbares Politikum? Del Bosque sagt: "Warum sollte nicht ein Katalane spanischer Nationaltrainer werden? Es wäre großartig, wenn wir dazu beitragen könnten, Katalonien dem Rest des Landes wieder näher zu bringen. Ich vermute, dass man weniger verdient als in einem Klub, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das wichtig ist für Leute, die schon so viel Geld verdient haben." Zur Zeit hat Guardiola, 45, noch andere Ziele, er wechselte gerade erst vom FC Bayern zu Manchester City in die Premier League.

Der ehemalige spanische Nationaltrainer spricht mit der SZ auch über seine lange Zeit als Spieler und Trainer beim spanischen Topklub Real Madrid, den "Extremismus" der spanischen Medien und seine eigene Zukunft, die nicht mehr darin bestehen soll, "den ganzen Tag in einem Trainingsanzug rumzulaufen".

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:"Ich werde auch faulenzen"

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