Fußball:Youth League in der Kritik - Flick: «Zweifel am Nutzen» 

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Frankfurt/Main (dpa) - Die teilnehmenden Clubs sehen negative Aspekte, der Deutsche Fußball-Bund stellt gar den Sinn der Youth League infrage.

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Frankfurt/Main (dpa) - Die teilnehmenden Clubs sehen negative Aspekte, der Deutsche Fußball-Bund stellt gar den Sinn der Youth League infrage.

Die Champions League der U19-Teams bringt den Talenten zusätzliche Strapazen - und die empfindet DFB-Sportdirektor Hansi Flick nicht unbedingt als notwendig. „Ich habe Zweifel daran, ob der hohe Aufwand in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen steht“, erklärte der 49-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Gerade für kleinere Nationen sei ein solcher Wettbewerb positiv, „mit Blick auf unsere Strukturen hätten wir in Deutschland die Youth League nicht unbedingt gebraucht“, sagte der frühere Assistent von Bundestrainer Joachim Löw. Mit Schule und Sport seien die Spieler „an der Grenze der Belastbarkeit angekommen“, erklärte Flick, „das müssen wir berücksichtigen.“ Es sei „Sensibilität gefragt“.

Wie die Profis reisen die Nachwuchsspieler nach London oder Lissabon, Istanbul und Rom. Die Youth League ist an die Champions League gekoppelt, die gleichen 32 Clubs treten in den Gruppen gegeneinander an. Den sportlichen Wert bestreiten die Vereins-Verantwortlichen nicht, die deutschen Teams schnitten auch bei der zweiten Auflage mäßig ab. Wie bei der Premiere in der Vorsaison erreichte nur der FC Schalke 04 die K.o.-Runde. Für Bayern München, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund ist nach der Vorrunde Schluss.

Als „coole Reisen“ fassen die Talente das Ganze zwar auf, wie Knappenschmieden-Direktor Oliver Ruhnert berichtete. Doch auch die Club-Verantwortlichen sehen die Youth League zum Teil kritisch. „Es ist ein interessanter Wettbewerb“, sagte Bayer-04-Nachwuchsleiter Jürgen Gelsdorf. „Aber man muss auch sehen, wie teuer man das Ganze erkauft.“

Trainingszeiten fallen weg. Fehltage häufen sich in der Schule an. Eine Mathe- oder Deutsch-Klausur wird verpasst und muss verschoben werden. Laut Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick könne das Fehlen in der Schule aufgefangen werden, die Münchner schätzen den Wettbewerb als „sehr gute Einrichtung“. Schalkes Ruhnert berichtete dagegen: „Es ist ein unglaublicher Aufwand für uns, das mit den Schulen zu koordinieren.“ Über weniger Stress für die Youngster würde er sich freuen: „Auf die prasselt eine Menge ein.“

Eine Wahlmöglichkeit, ob sie teilnehmen oder nicht, haben die Vereine nicht. Zunächst war der Wettbewerb für eine Testphase auf zwei Jahre angelegt, von der nächsten Saison an soll er zur dauerhaften Einrichtung werden. Auch die nationalen Meister kämpfen dann mit um den Titel, statt 32 spielen 64 Teams mit.

Die Gelsenkirchener hätten eine andere Modifikation lieber gesehen. „Der Wettbewerb an sich macht schon Sinn. Er wäre aber im Bereich der U20 deutlich besser angesiedelt“, findet Ruhnert. Schulische Probleme würden dann wegfallen. Ernst nehmen die Schalker die Partien dennoch. Bei der ersten Auflage ereilte sie erst im Halbfinale gegen den FC Barcelona das Aus. Am Ende hätte das aber auch viel Kraft gekostet. Den nationalen Meistertitel habe die Mannschaft auch deswegen verspielt, behauptete Ruhnert.

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