Fußball:WM-Quali: Party in Bosnien, Aufatmen in England

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Frankfurt/Main (dpa) - Party in Bosnien-Herzegowina, Erleichterung in England und das große Zittern für die Superstars Ronaldo und Ribéry: Nach dem Ende der WM-Qualifikation in Europa herrschte besonders in großen Teilen des kleinen Balkanstaates Ausnahmezustand.

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Frankfurt/Main (dpa) - Party in Bosnien-Herzegowina, Erleichterung in England und das große Zittern für die Superstars Ronaldo und Ribéry: Nach dem Ende der WM-Qualifikation in Europa herrschte besonders in großen Teilen des kleinen Balkanstaates Ausnahmezustand.

Dank des Treffers von Stuttgart-Profi Vedad Ibisevic beim entscheidenden 1:0 in Litauen fährt die Nationalmannschaft aus der Teilrepublik des früheren Jugoslawiens erstmals zu einer Fußball-Weltmeisterschaft. Die Engländer waren froh, nicht in die nervenaufreibenden Playoff-Spiele um die restlichen vier europäischen Plätze zu müssen. Dort drohen in Portugals Cristiano Ronaldo und Frankreichs Franck Ribéry zwei Weltstars aufeinanderzutreffen - für einen der Ballkünstler würde dies Couch statt Copacabana bedeuten.

„Was für ein großartiger Abend“, sagte Bosnien-Herzegowinas Trainer Safet Susic nach dem Coup von Vilnius. Als die Mannschaft um die Stürmerstars Edin Dzeko und Ibisevic um 1.30 Uhr wieder in der Heimat gelandet war, wurde sie noch mitten in der Nacht in einem offenen Bus vom Flughafen ins Stadtzentrum gefahren.

Zumindest für ein paar Wochen sind die Bosnier nun die fußballerische Nummer eins unter den ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken, da Serbien, Montenegro, Slowenien und Mazedonien scheiterten und die Kroaten erst noch in die Relegation müssen.

Allerdings wurde in der Stunde des größten sportlichen Triumphes auch deutlich, wie zerrissen dieses ethnisch geteilte Land 18 Jahre nach dem Ende des Bosnien-Krieges noch immer ist. Während die Menschen in Sarajevo durch die Straßen tanzten und Bengalos zündeten, war die Reaktion in der „Republika Srpska“ auf die WM-Qualifikation „kälter als kühl“, wie Beobachter am Mittwoch schrieben.

In England atmeten sie nach der geschafften Qualifikation, die auch den Weg für das Testspiel gegen Deutschland am 19. November frei machte, erst einmal tief durch. „Wenn sie über die Mittellinie gekommen sind, bin ich jedes Mal tausend Tode gestorben“, gab Trainer Roy Hodgson nach dem 2:0 der „Three Lions“ gegen Polen zu, das sich am Tag danach von Trainer Waldemar Fornalik trennte. Hodgson bezeichnete die WM-Qualifikation mit England als den größten Erfolg seiner 37-jährigen Trainerkarriere. Auch mit der Schweiz hatte er 1994 in den USA an einer Endrunde teilgenommen. „Aber ich bin Engländer, und als Engländer bedeutet mir das jetzt noch etwas mehr“.

Die Franzosen gaben sich derweil ungeachtet der verpassten Direkt-Qualifikation trotzig. „Wir haben vor niemandem Angst, wir sind Frankreich, eine große Nation“, sagte Ribéry nach dem am Ende wertlosen 3:0 gegen Finnland, zu dem der Fußballer des Jahres in Europa einen Treffer beisteuerte. Zuletzt gab es in drei Begegnungen 13 Treffer, die Sportzeitung „L'Équipe“ feierte den wiederentdeckten Offensiv-Elan am Mittwoch mit der Schlagzeile: „Glücklich, Euch wiederzusehen. Wäre nur schon November!“.

Am 15. und 19. November finden die Playoffs statt, in denen die „Bleus“ jedoch nicht gesetzt sind. Es könnte daher zum Showdown gegen Ronaldos Portugiesen kommen, die in der Gruppe F den Russen den Vortritt lassen mussten - und nun vor den Franzosen zittern. „Dem Koloss Frankreich müssen wir nun aus dem Wege gehen“, schrieb das Portal „Futebol365“.

Schon vor einigen Tagen hatte Ronaldo geargwöhnt, die Équipe sei nicht nur ein schwerer Gegner. „Bei einem Spiel gegen Frankreich können auch viele Interessen eine Rolle spielen“, hatte der frühere Weltfußballer mysteriös formuliert. Außerdem müssen Griechenland, die Ukraine, Schweden, Island, Rumänien und Kroatien in die Relegation. Die Paarungen werden am Montag ausgelost.

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