Fußball-WM: Holland - Slowakei:In der Endlosschleife

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Arjen Robben ist von einem Muskelfaserriss genesen - und schießt mit seinem ewigen Spezialtor die Slowakei aus dem Turnier. Wieder versprüht Hollands Elf nur wenig Glanz.

Durban - Radoslav Zabavnik wusste, was auf ihn zukommen würde. Auch Jan Durica konnte nicht überrascht sein von diesem dribbel- und schussstarken Spieler, der das erste Mal in der niederländischen Startelf auftauchte. Zabavnik ist Verteidiger beim 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga. Durica bei Hannover 96. Die beiden Slowaken kennen Arjen Robben. Und sie kennen diesen immer gleichen und immer wieder zum Torerfolg führenden Trick, den der Außenstürmer des FC Bayern auf die Fußballplätze dieser Welt zaubert wie eine sich permanent wiederholende Endlosschleife.

Team aus Einzelkünstlern: Bislang spielt Holland bei dieser WM erfolgreich. (Foto: getty)

Aber um Gefahren zu wissen, heißt ja noch nicht, dass man ihnen auch erfolgreich begegnen kann.

Es waren gut 17 Minuten gespielt am Montagnachmittag in Durban, im Achtelfinale zwischen den Niederlanden und der Slowakei, da ahnte man bereits, was den Niederländern im weiteren Turnierverlauf den womöglich entscheidenden Qualitätsvorsprung sichern dürfte: die Gesundung von Arjen Robben. Die ersten beiden Partien hatte er noch verpasst wegen seines Muskelfaserrisses aus der Vorbereitung, das 2:0 gegen Dänemark und das 1:0 gegen Japan, da hatte die Elftal wie eine nüchterne Ergebnismannschaft agiert, ganz entgegen ihres Selbstverständnisses. Gegen Kamerun konnte Robben dann wenigstens in der Schlussphase mitwirken - und bereitete prompt das 2:1 vor. Mit dem ewigen Arjen-Robben-Trick.

Nun also wieder: Ein 80-Meter-Pass aus der eigenen Hälfte, diesmal auf die Reise geschickt von Wesley Sneijder, Robben startet einen dieser Sprints, die von der Tribüne so aussehen, als könne er damit auch Usain Bolt überholen wie einen über die Landstraße rumpelnden Traktor; dann: Ballkontrolle, dann: der unvermeidliche Schlenker von rechts außen zur Mitte des Spielfelds, weil Robben seine Sololäufe traditionell mit dem linken Fuß abschließt. Zabavnik weiß, was jetzt kommt. Durica weiß, was jetzt kommt. Verhindern können es beide nicht. Zwischen den beiden slowakischen Verteidigern hindurch schießt Robben den Ball zur 1:0-Führung ins Tor.

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Es sollte lange der einzige Treffer bleiben in dieser jederzeit spannenden aber nicht sehr schmuckvollen Partie. Erst in der 84. Minute, Robben war da bereits ausgewechselt, besorgte Sneijder das 2:0. Und Robert Vittek durfte dann noch einen Foulelfmeter zum 2:1-Endstand verwandeln, es war sein viertes Tor bei dieser Weltmeisterschaft, doch da war man bereits in der Nachspielzeit. Als der Ball noch im Netz zappelte, pfiff der Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco ab.

Was auch bedeutete, dass die Slowaken in Durban nicht anknüpfen konnten an die bisher größte Überraschung dieses Turniers: ihr leidenschaftliches 3:2 gegen Italien, mit welchem sie den Weltmeister von 2006 nach der Vorrunde nach Hause geschickt hatten. Der Trainer Vladimir Weiss hatte seinen Sohn Vladimir junior im Mittelfeld aufgeboten, als Ersatz für den gesperrten Strba - damit war der WM-Debütant auf dem Papier sogar noch etwas offensiver ausgerichtet als gegen Italien. Und eine Zeit lang schienen die Slowaken diese Haltung auch auf den Rasen bringen zu wollen, angefangen mit der 2. Minute, als Erik Jendrisek, der nach der WM von Kaiserslautern zu Schalke wechseln wird, den Ball aus der Distanz über das niederländische Tor hämmerte. Nicht nur verteidigen, sondern auch immer wieder frech den Weg vors gegnerische Tor suchen, das war gegen Italien ihr Erfolgsrezept gewesen.

In der 6. Minute versuchte es Hamsik mit dem nächsten Weitschuss, auf der anderen Seite war Robin van Persie zweimal erfolglos (7., 16.). Dann notierte man Robbens Führungstreffer. Und danach?

Danach taten die Niederländer wenig, um sich nachhaltig im Gedächtnis dieses Turniers zu verankern. Kontrolliert, ohne große Leidenschaft, fast steril wollten sie die Partie zu Ende bringen. Arjen Robben versuchte es in der 50. Minute nochmal mit dem Arjen-Robben-Trick, diesmal wurde der Ball aber neben das Tor gelenkt, dennoch sagte später Mark van Bommel, sein Kollege vom FC Bayern: "Arjen ist für jede Mannschaft ein toller Spieler, so ein Tor hat er bei Bayern einige Male gemacht, und jetzt wieder, er zieht immer zwei, drei Leute auf sich, er ist einfach ein super Spieler." Erst als zwei Drittel der Partie vorüber waren, schien beim Außenseiter die Erkenntnis zu reifen, dass man hier doch nicht chancenlos ist: Stoch und Vittek verpassten den Ausgleich. Und die Niederlande machte deutlich, wie verwundbar sie ist.

Nicht vom Schiedsrichter allerdings: Alberto Undiano Mallenco, das war jener Spanier, der im Spiel zwischen Deutschland und Serbien noch mit gelben Karten um sich geworfen hatte wie mit Konfetti auf einer Hochzeit. Diesmal hatte er sich im Griff, die erste Karte zog er in der 31. Minute aus dem Revers, da war der Ball einem Holländer an die Hand gesprungen: Arjen Robben.

© SZ vom 29.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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