Fußball-WM: Deutschland - England:Unverzeihlicher Fehler

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Vor 44 Jahren war die Fußballwelt noch schwarz-weiß, der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst hatte kein Headset auf den Ohren und auch kein Mikrofon vor den Mund gespannt, um den sowjetischen Linienrichter Tofiq Bahramow zu konsultieren (was in Ermangelung einer gemeinsamen Sprache auch wenig geholfen hätte). 2010 ist die Fußballwelt farbig und in HD, es gibt Technologien wie den Chip im Ball, die Hintertorkamera ist entwickelt, und es gibt sogar so moderne Erfindungen wie den menschlichen Torrichter, den der Europa-Verband Uefa diese Saison in seiner Europa League getestet hat.

Germany's goalkeeper Manuel Neuer watches as the ball crosses the line during the 2010 World Cup second round soccer match against England at Free State stadium in Bloemfontein

Eindeutig hinter der Linie: Frank Lampards Schuss wäre das 2:2 für England gewesen.

(Foto: rtr)

Und das ist jetzt vermutlich der größte Unterschied zum Rätsel von 1966: Besser, als durch so einen nicht gegeben Treffer für die Engländer, kann der Weltfußballverband Fifa ja gar nicht illustrieren, dass er seine Schiedsrichter künstlich dumm hält, wie man sich das heute in keiner anderen Sportart mehr erlauben könnte. So dauerte es auch nicht lange, bis eine ewige Debatte neu losbrach.

Einen "unverzeihlichen Fehler" nannte der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Hellmut Krug die Szene in der ARD. DFB-Präsident Theo Zwanziger konnte auch nur mit den Achseln zucken und darauf hinweisen, man müsse sich "an die Regeln halten, die gelten". Und es gilt nun mal der Verzicht auf jedes technische Hilfsmittel. Er könne aber "nachfühlen, dass den Engländern das nicht gefallen hat", sagte Zwanziger. Er selbst hatte sogar "von der Tribüne aus gesehen, dass der Ball im Tor war".

Die Engländer nahmen es nicht so locker, Wayne Rooney beschimpfte den Schiedsrichter schon in der Pause. Wembley 1966 - das war die Geburtsstunde eines Mythos. 2010 - das war einfach eine peinliche, für die Deutschen aber möglicherweise spielentscheidende Fehlentscheidung.

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