Fußball-WM 2018 in Russland:WM-Boykott als Druckmittel gegen Putin

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Ballübergabe in Rio: Nach dem WM-Finale in Brasilien überreicht Fifa-Chef Blatter (li.) symbolisch einen Ball an den nächsten Gastgeber, Wladimir Putin. (Foto: AP)
  • Politiker der Union folgen der Forderung des ukrainischen Präsidenten Poroschenko, Russland die WM 2018 zu entziehen oder das Turnier zu boykottieren.
  • IOC-Präsident Bach, DFB-Chef Niersbach und Bayern-Chef Rummenigge finden einen Boykott im Sport nicht sinnvoll.

Das sagen Unionspolitiker

Der Krieg in der Ostukraine macht die Fußball-WM 2018 in Russland immer mehr zum Politikum. Der Ruf nach einem Entzug der Endrunde oder einem Boykott wird vor allem in der Union immer lauter. Da es ähnliche Forderungen mit Blick auf die WM 2022 in Katar gibt, wird der Gegenwind für den ohnehin bereits heftig kritisierten Weltverband Fifa immer stärker.

Frank Steffel, CDU-Obmann im Sportausschuss des Bundestages, sowie der hessische CDU-Innenminister Peter Beuth fordern in der Bild-Zeitung einen WM-Entzug, falls Russland unter Präsident Wladimir Putin bei seiner bisherigen Ukraine-Politik bleibt. CSU-Politiker Stephan Mayer, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, will sich diese Option offenhalten, der bayerische CSU-Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält einen Boykott für möglich.

"Solange russische Soldaten völkerrechtswidrig in der Ukraine Zivilisten ermorden, kann es keine Fußball-Weltmeisterschaft in Russland geben", sagte Steffel. "Es wird keinen Boykott der Demokraten geben, sondern eine Verlegung der WM. Dann wird höchstens Russland die WM boykottieren. Die Fifa ist gefordert und nicht die nationalen Fußballverbände."

Ähnlich deutlich wurde Beuth: "Bei der Rolle, die Russland und Präsident Putin im Ukraine-Konflikt spielen, ist ein weiteres großes Sportereignis wie die WM 2018 in Russland unvorstellbar." Wie Steffel sieht auch Mayer den Weltverband in der Pflicht. "Wenn die russische Aggression gegen die Ukraine kein baldiges Ende nimmt, verspielt Putin die WM und die Fifa muss darüber nachdenken, die Fußball-WM zu verlegen", äußerte der 41-Jährige.

Für Herrmann ist ein Fernbleiben des Weltmeisters eine Option: "Ein Boykott muss dann überlegt werden, wenn Russland weiterhin und dauerhaft Völkerrecht verletzt und Putin seine Aggressionen gegen die Ukraine nicht beendet."

So reagiert der Sport auf Boykottaufrufe

Die Spitzen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) lehnen einen Boykott dagegen ab. "Boykotte von Sportveranstaltungen führen zu nichts", sagte IOC-Präsident Thomas Bach: "Ein Boykott widerspricht dem Sinn des Sports, Brücken zu bauen. Der Sport hält die oftmals letzte Türe zum Dialog offen." So sieht es auch DFB-Boss Wolfgang Niersbach: "Es ist sinnvoller, die weltweite Strahlkraft großer Turniere zu nutzen, um sich für Menschenrechte einzusetzen und wo nötig auf politische Veränderungen zu drängen."

Die Chefetage von Rekordmeister Bayern München hält ebenfalls nichts von einem Boykott. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Boykotte im Sport nicht die beabsichtigte Wirkung erzielt haben", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Die Sicht der Ukrainer

Anders sieht das der Ukrainer Viktor Skripnik. Der Trainer des Bundesligisten Werder Bremen kann sich "gut vorstellen, dass die Ukraine am Ende auf die WM verzichtet, wenn sie sich denn für das Turnier qualifiziert".

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte anlässlich seines Besuchs am Montag in Berlin in der Bild einen WM-Entzug gefordert. Bundeskanzlerin Angela Merkel schloss sich dieser Forderung nicht an.

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