Fußball:Van Gaals ungewollter Abschied im «kleinen Finale»

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Brasília (dpa) - Seinen Abschied als Bondscoach hatte sich Louis van Gaal ganz anders vorgestellt. Anstatt auf der größten Fußball-Bühne ein finales Glanzlicht setzen zu können, fühlt sich der streitbare Trainer zum ungeliebten Duell der Verlierer verdonnert.

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Brasília (dpa) - Seinen Abschied als Bondscoach hatte sich Louis van Gaal ganz anders vorgestellt. Anstatt auf der größten Fußball-Bühne ein finales Glanzlicht setzen zu können, fühlt sich der streitbare Trainer zum ungeliebten Duell der Verlierer verdonnert.

Und auch für die goldene, aber ungekrönte Generation um Arjen Robben droht das Spiel um Platz 3 gegen Brasilien am Samstag in Brasília schon das endgültige WM-Ende ohne letzte Titelchance zu werden. „Ich hoffe, dass ich noch eine machen kann“, sagte Wesley Sneijder nach dem bitteren Scheitern im Halbfinale gegen Argentinien mit Blick auf die WM 2018 in Russland. „Aber es wird immer schwieriger.“

Beim kommenden Weltturnier wäre das illustre Angriffstrio Robben, Sneijder und Robin van Persie ebenso 34 Jahre alt wie der Edeljoker Klaas-Jan Huntelaar. Zwar hat auch Dirk Kuyt, bereits jetzt 33, noch nicht sein Karriereende für die Elftal verkündet - doch ein vierter Angriff auf den WM-Triumph erscheint derzeit in weiter Ferne. „Für mich selber will ich das Turnier gut abschließen und Dritter werden und nicht Vierter“, beteuerte der Schalker Angreifer Klaas-Jan Huntelaar deshalb und hofft nach bislang drei Kurzeinsätzen noch auf eine Chance, sein Können beweisen zu können.

Sein Coach und der Offensivanführer Robben hatten sich schon kurz nach der Niederlage im Elfmeterkrimi wortreich über die Partie um die für sie wertlose Bronzemedaille beklagt. „Es zählt nicht. Es geht nur um eine Sache und das ist der Pokal“, schimpfte der Bayern-Flügelsprinter. Ein Team gehe mit zwei Niederlagen aus einem eigentlich erfolgreichen Turnier, zürnte van Gaal: „Das hat nichts mit meiner Auffassung von Sport zu tun.“ Zudem spottete er, der Wettstreit um den dritten Platz sei eigentlich eine gute Sache - aber nur für Jugendturniere.

Rund 30 Stunden vor Anpfiff sei ihm auf einer Autofahrt mit Kuyt aber doch noch ein Grund eingefallen, warum ein Sieg eine gewisse Bedeutung für die Niederlande habe, berichtete van Gaal: „Jetzt müssen wir etwas anderes verteidigen. Es ist noch nie eine niederländische Mannschaft von der WM nach Hause gekommen, ohne ein Spiel verloren zu haben. Das wollen wir jetzt erreichen.“ Ein eher schwacher Trost.

Er könne diesen Ärger schon „verstehen, weil die Enttäuschung immer da ist, wenn man nicht im Finale steht“, erklärte Huntelaar zu den Aussagen. Aber auch Innenverteidiger Bruno Martins Indi erkannte die Bedeutung für den Nachhall des Auftritts in Brasilien: „Du bist nur so gut wie dein letztes Spiel. Wir haben eine fantastische WM gespielt, deshalb wollen wir gewinnen.“

Denn im Estadio Nacional Mané Garrincha geht es nicht nur um zusätzliche 1,5 Millionen Euro Preisgeld, sondern auch das Vermächtnis in den Geschichtsbüchern. Keiner könnte das den aktuellen Spielern besser erklären als Co-Trainer Patrick Kluivert, der tief enttäuscht nach dem Halbfinal-Aus 1998 das Spiel um Platz drei gegen Kroatien verlor, und dies später bitter bereute. „Wir sprechen sehr oft mit Patrick, auch darüber“, berichtete Kuyt.

Ähnlich lange wie der verpasste Titel vor vier Jahren gegen Spanien dürfte die Niederlande nun auch die vergebene Chance gegen keineswegs übermächtige Argentinier beschäftigen. Zwar gab es bislang überwiegend Lob statt Kritik von der Öffentlichkeit und aus dem Lager der Experten und Ex-Internationalen, dennoch hinterließ van Gaal vor seinem Abgang zu Manchester United noch eine unnötige Debatte: Zwei Spieler hätten sich geweigert, den ersten Elfmeter zu schießen, verriet der 62-Jährige. Auch am Freitag wollte er deren Identität aber nicht offenbaren.

Damit drohen im Nachklang ähnliche Diskussionen um Einstellung und Mut der Profis wie beim verlorenen Champions-League-Finale des FC Bayern 2012 gegen den FC Chelsea. Wenn sich Oranje allerdings die Münchner, die ein Jahr später dann doch triumphierten, als Vorbild nimmt, ließe dies für Robben & Co. zumindest bei der EM 2016 auf ein Ende der titellosen Leidenszeit hoffen.

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