Fußball:Unruhe bei Ghana: Verband weist Revolte-Berichte zurück

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Maceió (dpa) - Der WM-Fehlstart hält Ghana in Atem und sorgt beim nächsten deutschen Gruppengegner vor dem Alles-oder-nichts-Spiel am Samstag für reichlich Aufregung.

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Maceió (dpa) - Der WM-Fehlstart hält Ghana in Atem und sorgt beim nächsten deutschen Gruppengegner vor dem Alles-oder-nichts-Spiel am Samstag für reichlich Aufregung.

Trainer Kwesi Appiah steht nach seinen taktischen Fehlgriffen beim 1:2 gegen die USA schon jetzt intern unter gehörigem Beschuss, auch der zum Ersatzmann degradierte Kevin-Prince Boateng macht öffentlich keinen Hehl aus seinem Ärger. Der ansonsten gar nicht mitteilungsfreudige nationale Fußballverband GFA sah sich gezwungen, einheimische Medienberichte über einen Aufstand der Führungsspieler zu dementieren. „Es gibt keine Revolte, keine Spieler sind in eine Meuterei verwickelt“, hieß es in der Mitteilung kategorisch.

Angeblich sollen einige Führungsspieler das Training am Dienstag boykottiert haben, weil sie mit Appiahs taktischen Experimenten im Auftaktspiel nicht einverstanden waren. Eine Pressekonferenz in Ghanas Teamquartier in der brasilianischen Küstenstadt Maceió habe deswegen kurzfristig abgesagt werden müssen. „Wenn die Berichte wahr wären, hätte ich kein Problem damit. Aber sie sind nicht wahr. Ich kann bestätigen, dass alle Spieler mittrainiert haben“, betonte Verbandschef Kwesi Nyantakyi.

Am Mittwoch trainierten bei 30 Grad Celsius bis auf Mittelfeldstar Michael Essien alle im Estádio Rei Pelé mit. Offiziellen Angaben zufolge musste der Milan-Profi wegen einer Fußverletzung passen, er sei deshalb in Behandlung. Selber sprechen durften die Spieler zunächst nicht, eine sonst während der WM täglich übliche Pressekonferenz setzte die Ghana Football Association (GFA) gar nicht erst an. „Wir wollen die Profis jetzt auch erst mal aus der Öffentlichkeit nehmen“, begründete ein Sprecher die Maßnahme und stellte für Donnerstag immerhin eine Gesprächsrunde mit dem Coach in Aussicht.

Mit seiner eigenwilligen Entscheidung, gestandene und respektierte Kräfte wie Boateng und Essien im ersten Vorrundenspiel gegen die Amerikaner zu Beginn draußen zu lassen, stiftete Appiah gleichwohl auch im Team Verwirrung. „Ich weiß, dass du immer mit deiner starken Mannschaft startest, aber vielleicht hatte der Trainer eine andere Idee“, kommentierte Boateng spitz. Appiah, 2012 zum ersten schwarzen Cheftrainer seit zehn Jahren beim vierfachen Afrikachampion ernannt, begründete seine Entscheidung mit den Trainingseindrücken. „Die Aufstellung hat nichts damit zu tun, wo wer aufgewachsen ist oder wo wer spielt, sondern nur damit, wer sich im Training aufdrängt“, beteuerte der 53-Jährige.

Mit übertriebenen öffentlichen Zielsetzungen wie dem WM-Titel haben sich die Afrikaner im Nachhinein überhaupt keinen Gefallen getan. Vom erwünschten Klima der Konzentration und Ruhe scheint schon jetzt nichts mehr übrig geblieben - dabei kommt dem Gruppenspiel gegen Deutschlands Offensivkünstler am Samstag entscheidende Bedeutung zu. Eine Niederlage gegen die favorisierte Elf von Bundestrainer Joachim Löw kann bereits den ganz fixen Vorrunden-K.o. besiegeln. „Sie sind sehr gut und taktisch diszipliniert. Wir müssen top auftreten und brauchen ein sehr gutes Spiel“, erkannte Appiah.

André Ayew, einziger Torschütze gegen die USA, versprach schnelle Besserung und forderte etwas Geduld. „Wir wissen, dass die Ghanaer verletzt sind, und es tut uns leid. Aber wir werden dafür sorgen, dass wir dies ändern“, sagte der Stürmer, der auch bei einigen Bundesligaclubs auf der Wunschliste für kommende Saison stehen soll. Boateng versprach martialisch, im Duell mit dem deutschen Team und seinem Bruder Jerome „bis aufs Blut kämpfen“ zu wollen. „Die Mannschaft, die es mehr will, gewinnt“, sagte der 27-Jährige in einem Interview der „Sport Bild“.

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