Fußball: Primera División:Es stinkt in Spanien

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Der FC Barcelona ist technisch gesprochen bankrott, die 20 Erstligaklubs plagen vier Milliarden Euro Schulden und die Primera División geht mit einem Klub in die neue Saison, der sich den Aufstieg erkauft hat.

Javier Cáceres

Die jüngsten Nachrichten aus dem Weltmeisterland Spanien, kurz zusammengefasst: Der Fußballmeister FC Barcelona ist technisch gesprochen bankrott und muss die Banken um Geld anpumpen; die 20 Erstligaklubs kommen auf Außenstände, die dem Halbjahresgewinn einer Großbank entsprechen - vier Milliarden Euro -; Real Mallorca wurde von der europäischen Fußballunion Uefa wegen Finanzproblemen aus der Europa League verbannt; und die Primera División geht wohl mit einem Klub in die neue Saison, der sich den Aufstieg durch Bestechung von Gegnern erkauft hat, jedenfalls nach Indizienlage in mindestens einem Fall: Hércules Alicante.

Derzeit auf Asienreise: Lionel Messi und Daniel Alves bei einer Pressekonferenz in Seoul. (Foto: Getty Images)

Und weil die Realität einen feinen Sinn für Humor hat, wurde dieser Fall nur durch die Aufklärung eines Müllskandals publik. Mit anderen Worten: Es stinkt in Spanien. Und wie.

Bezeichnend ist der Fall Hércules weniger wegen des Vorgangs der Bestechung. Spaniens Berufsfußball krankt seit Jahren daran, dass in den Schlussphasen der Meisterschaften große Summen fließen, dass jene Klubs, die um Titel und Aufstiegsplätze oder gegen den Abstieg kämpfen, andere Mannschaften finanziell dopen. Es war also bloß eine Frage der Zeit, bis mal ein Fall publik wurde, in dem die schmale Grenze zur Bestechung überschritten wurde.

Zumal sich der spanische Fußball ebenfalls seit Jahren fest in der Hand von Baulöwen befindet - jener Spezies also, die sich mit der Landschaftspflege bestens auskennt, der Beton an Spaniens Küsten zeugt davon.

Bezeichnend ist vielmehr die Art der, nun ja, Aufklärung, die Spaniens Verbände und Sportbehörden der Affäre angedeihen lassen. Sie zucken zwar nervös, weil die Verfehlungen lang und breit in den Medien dokumentiert sind. Handlungsmöglichkeiten aber sehen sie nicht im Geringsten, die Justiz will das belastende Material, das die Öffentlichkeit längst kennt, den Sportermittlern partout nicht zur Verfügung stellen. So ein Pech aber auch.

Das kommt einem bekannt vor. Die Operación Puerto, der berühmte Dopingskandal von 2006, hatte einen ähnlichen Affärenverlauf. Mehr noch: Genauso wie jetzt ein Gesetz über Spielmanipulationen erst noch in Kraft treten soll, war seinerzeit auch das Antidoping-Gesetz noch nicht im Amtsblatt. Folgen haben die Skandale in Spanien nicht, ganz einerlei, ob sie nun finanzielles oder echtes Doping betreffen. Der Glanz der Medaillen und Pokale scheint zu verlockend zu sein. Gerade für den obersten Sportpolitiker des Landes, Staatssekretär Jaime Lissavetzky, der sich im Schatten der Siegertreppchen am besten gefällt.

© SZ vom 06.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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