Fußball:Nachfolger gesucht: Kampfabstimmung um UEFA-Thron

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Athen (dpa) - Nach der FIFA wählt auch die UEFA einen neuen Präsidenten. Gesucht wird der Nachfolger von Michel Platini, der wie der ehemalige Fußball-Weltverbandsboss Joseph Blatter wegen der Korruptionsenthüllungen sein Amt aufgeben musste.

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Athen (dpa) - Nach der FIFA wählt auch die UEFA einen neuen Präsidenten. Gesucht wird der Nachfolger von Michel Platini, der wie der ehemalige Fußball-Weltverbandsboss Joseph Blatter wegen der Korruptionsenthüllungen sein Amt aufgeben musste.

In Athen kommt es am 14. September zur Kampfabstimmung zwischen zwei recht unterschiedlichen Kandidaten.

Wieso muss die UEFA einen neuen Präsidenten wählen?

Michel Platini kämpfte lange um sein Amt. Als der Internationale Sportgerichtshof CAS im Mai seine Ethiksperre lediglich von sechs auf vier Jahre reduzierte, sah der Franzose aber ein, dass er nicht länger UEFA-Chef sein kann. Zum Verhängnis wurde dem 61-Jährigen eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken von FIFA-Ex-Chef Joseph Blatter im Jahr 2011. Platini beteuert weiter, dass die Zahlung rechtmäßig gewesen sei - sämtliche juristische Fußball-Instanzen sahen das anders. Auch die UEFA tut sich schwer mit den Fakten. Bis heute wird Platini auf der Homepage als Präsident geführt. In Athen darf er wie gewünscht eine Abschiedsrede halten.

Wer sind die Kandidaten?

Das Wahlduell lautet Michael van Praag gegen Aleksander Ceferin. Der Niederländer van Praag ist langjähriges Mitglied der UEFA-Exekutive und wollte 2015 schon Blatter als FIFA-Chef beerben. Als ihm sogar die europäischen Freunde die Unterstützung verwehrten, verzichtete er aber auf die Kandidatur. Der 68-Jährige könnte wegen der Altersgrenze von 70 Jahren nur bis 2019 die UEFA führen. Das ist ein Vorteil für den 48-jährigen Ceferin. Der Anwalt und Verbandschef aus Slowenien ist noch ein unbeschriebenes Blatt im Top-Führungszirkel der UEFA. Aber: Er hat prominente Unterstützung aus Russland.

Wer ist der Favorit?

Lange galt van Praag als logischer Platini-Nachfolger. Doch dann betrat Ceferin im Juni die Bühne. Oder wurde er auf selbige gehievt? Viele kleine und mittelgroße Verbände wie die Skandinavier und Iren machten sich für den Slowenen stark, sie fürchteten um ihre unter Platini erreichten Pfründe. Hinter den Kulissen wird aber viel gemunkelt. Indizien gibt es, dass Russlands umstrittener Fußball-Boss Witali Mutko Ceferin auf dem UEFA-Thron platzieren will. Van Praag sagt, das Rennen sei völlig offen. Doch Ceferin dürfte einen Vorsprung haben. Spätestens seit der DFB sich auf seine Seite schlug.

Wie wählt der Deutsche Fußball-Bund? Und warum?

Van Praag hatte die deutsche Stimme schon für sich verbucht. Doch der DFB entschied sich anders. Ceferin ist jetzt der richtige Mann, sagt Präsident Reinhard Grindel. Warum: Er ist jünger als van Praag, er stehe für transparente Strukturen, sagt Grindel. Und die EM 2024? Keine grundlegende Bedeutung, sagt der DFB. Doch das Bestreben des DFB, in acht Jahren Gastgeber sein zu wollen, spielte natürlich eine Rolle. Ceferin gilt als Kandidat der Skandinavier, die gemeinsam das Turnier ausrichten wollen. Da wäre es schlecht, nicht auf der Seite des wahrscheinlichen Siegers zu stehen, wie 2007, als Platini ohne DFB-Stimme ins Amt kam.

Wie wird gewählt?

Alle 55 Mitgliedsverbände haben eine Stimme, der DFB als größter Verband genau wie das jüngste Mitglied Kosovo. Auch die Heimatverbände von van Praag (Niederlande) und Ceferin (Slowenien) haben eine Stimme. Da nur zwei Kandidaten zur Wahl stehen, ist das System einfach. Wer mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen hat, gewinnt. Bei einem möglichen Patt (z.B. 27:27 und eine Enthaltung) folgen ein zweiter und falls nötig ein dritter Wahlgang. Steht es auch dann noch unentschieden, entscheidet das Los. Abgestimmt wird geheim, sofern der Kongress nicht ein offenes Votum fordert.

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