Fußball:Nach 2010: Ghanas Asamoah Gyan will Wiedergutmachung

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Maceió (dpa) - Asamoah Gyan hätte mit seinen vielfältigen Talenten auch Boxpromoter oder Profi-Musiker werden können. Stattdessen sind das nur seine Freizeitbeschäftigungen. Hauptberuflich ist er Ghanas große Sturmhoffnung bei der WM in Brasilien.

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Maceió (dpa) - Asamoah Gyan hätte mit seinen vielfältigen Talenten auch Boxpromoter oder Profi-Musiker werden können. Stattdessen sind das nur seine Freizeitbeschäftigungen. Hauptberuflich ist er Ghanas große Sturmhoffnung bei der WM in Brasilien.

Nun ist er auch ganz offiziell ein Ausnahmeprofi in Afrikas Fußballgeschichte. Der Treffer gegen Deutschland war sein insgesamt fünfter bei einem Weltturnier, damit zog er in der ewigen Torjägerliste mit Kameruns Sport-Legende Roger Milla gleich. Zusammen dürfen sich die beiden jetzt als erfolgreichste afrikanische WM-Schützen bezeichnen. „Das ist großartig und macht mich glücklich“, kommentierte der 28-Jährige.

Gyans Erfolgsschuss gegen die schwächelnde DFB-Abwehr war für Ghanas Teamkapitän so etwas wie der Auftakt einer ganz persönlichen Wiedergutmachungsmission, die im entscheidenden WM-Gruppenspiel gegen Portugal am Donnerstag in Brasília fortgesetzt werden soll. Vor vier Jahren in Südafrika vergab er die historische Chance, Ghana als erste Mannschaft Afrikas überhaupt in ein WM-Halbfinale zu schießen. Sekunden vor Ende der Verlängerung trat Gyan gegen Uruguay zum Strafstoß an, der Siegtreffer war nahe - aber der Ball flog an die Latte. Das Elfmeterschießen danach ging verloren, Gyan, all seine Mitspieler und Abermillionen Afrikaner trauerten noch monatelang.

„Wir haben sehr viel geweint. Er hat nicht nur einen Elfmeter verschossen, sondern vielleicht die Situation nicht genutzt, diesem Kontinent so viel Kraft zu geben“, schilderte sein Teamkollege Kevin-Prince Boateng. Es spricht für Gyans mentale Stärke, dass er sich von diesem sportlichen Schreckenserlebnis überhaupt erholte. Auch wenn der sonst so lässige und coole Vollblutstürmer einige Zeit brauchte: Anfang 2012 trat Gyan für kurze Zeit aus der Nationalelf zurück, nachdem beim Afrika-Cup im Halbfinale erneut ein wichtiger Strafstoß nicht einschlug. Unter dem Pseudonym „Baby Jet“ widmete sich der Fußballer verstärkt der Musik, mit einem Freund schaffte er es vor Jahren einmal sogar bis an die Spitze der ghanaischen Charts.

Die Zeit der Selbstfindung ist inzwischen längst abgeschlossen, Gyan seit rund zwei Jahren wieder Nationalspieler - als unumstrittener Chef unter Ghanas Profis. Er trägt die Kapitänsbinde, klar, aber auch darüber hinaus hat er das Sagen. Das wird schon deutlich, wenn sich die Westafrikaner zu Beginn ihrer Trainingseinheiten bei der WM in Maceió locker die Bälle zukicken: Gyan stellt meinungsstark die Regeln auf, er macht die Witzchen, er foppt seine Mitspieler, aber die nie ihn. Das würden sie sich nicht trauen. Gyan ist die Autorität überhaupt in Ghanas Mannschaft bei seiner dritten Weltmeisterschaft, nur Milan-Profi Sulley Muntari hat eine ebenso große Erfahrung.

„Ich bin ein Schlüsselspieler meiner Mannschaft“, urteilte Gyan schon 2006 bei seiner ersten Weltmeisterschaft. Das war zwar streng genommen total korrekt, aber eben auch ein ziemlich forscher Kommentar für den damals erst 20-Jährigen. Von den Meinungen anderer aber hat sich Gyan sowieso nie beeinflussen lassen, das wird schon bei seiner Vereinswahl deutlich. Vom AFC Sunderland lockten ihn 2011 die Scheichs für viel Geld in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo sonst nur Fußball-Rentner ihre Karrieren ausklingen lassen.

In Gyans Heimat löste das große Verwirrung aus. Die Leute fragten sich: Sieht der den Fußball nur noch als Mittel zum Geldverdienen? Aber Gyan büßte beim Al-Ain FC nichts von seiner Stärke ein. „Er ist wie eine Maschine“, formulierte sein früherer Teamkollege Hans Sarpei einmal. Milovan Rajevac, Ghanas Nationalcoach bei der WM 2010, bezeichnete ihn martialisch als „Killer im Strafraum“. Das sollen am Donnerstag auch Cristiano Ronaldos Portugiesen zu spüren bekommen.

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