Fußball:Mildes Urteil für Kroatien: Kein EM-Ausschluss

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Bordeaux (dpa) - Die bislang beste Nachricht bei dieser Fußball-EM erhielten die Kroaten kurz vor dem Abschlusstraining für das Spanien-Spiel. Sie dürfen am Dienstagabend (21.00 Uhr) in Bordeaux gegen den Titelverteidiger antreten.

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Bordeaux (dpa) - Die bislang beste Nachricht bei dieser Fußball-EM erhielten die Kroaten kurz vor dem Abschlusstraining für das Spanien-Spiel. Sie dürfen am Dienstagabend (21.00 Uhr) in Bordeaux gegen den Titelverteidiger antreten.

Nach den schweren Ausschreitungen ihrer Fans während der Partie gegen Tschechien (2:2) verurteilte die UEFA die Kroaten nur zu einer Geldstrafe von 100 000 Euro. Ein Ausschluss von diesem Turnier stand wohl nie zur Debatte, war von den kroatischen Spielern aber dennoch ernsthaft befürchtet worden.

Eine große Frage bleibt aber auch nach dem unerwartet milden UEFA-Urteil: Werden sich die Kroaten von dem großen Schock am Freitagabend noch einmal erholen können? Werden sie bei dieser EM noch einmal so leichtfüßig und selbstsicher aufspielen können wie bis zu jener ominösen 86. Minute des Tschechien-Spiels?

Bis dahin waren Ivan Rakitic und Co. eines der größten Versprechen des Turniers. Angriffslustig, kombinationssicher, neben dem nächsten Gegner Spanien vielleicht sogar das vorläufig spielstärkste Team der EM. Doch dann kamen binnen kurzer Zeit die Verletzung ihres besten Spielers Luka Modric, die Randale auf der Tribüne, die Unterbrechung des Spiels und der 2:2-Ausgleich für Tschechien. Was für ein Drama.

Trainer Ante Cacic behauptet trotzdem: „Sie werden uns nicht stoppen und sie werden unseren Traum nicht zerstören. Wir werden dadurch noch stärker werden.“ Mit „Sie“ meinte der 62-Jährige die randalierenden Fans. Über sein Team sagte er noch: „Unsere Spieler wissen genau: Wir sind stark. Wir haben noch nie in den letzten Jahren in einer besseren Atmosphäre gearbeitet. Die Spieler sind nicht frustriert.“

Kroatiens Hoffnung ist, dass die Spieler sich tatsächlich auf einer Art Mission sehen. Manchmal, wenn in nur einem Sommer alle Faktoren zusammenpassen, dann kann auch ein kleines Land einmal einen großen Titel gewinnen. Wenn sich eine Generation herausragender Spieler untereinander sehr gut versteht und dafür auch noch genau das richtige Alter hat. Rakitic ist jetzt 28, Modric und Mario Mandzukic sind schon 30. „Wir leben für eine solche Gelegenheit bei diesem Turnier“, sagte Rakitic. Bei der Weltmeisterschaft in zwei Jahren in Russland kann es für diese Generation schon zu spät sein.

Nun aber erst einmal das Spanien-Spiel, was jenseits des UEFA-Urteils allein deshalb interessant ist, weil beide Gruppensieger werden wollen, um Italien im Achtelfinale aus dem Weg zu gehen. „Spanien ist vielleicht die kompletteste Mannschaft der Welt“, sagte Rakitic. „Aber ich bin mir sicher: Sie denken auch ein wenig über uns nach.“

Er selbst und Modric spielen mit den spanischen Stars beim FC Barcelona beziehungsweise Real Madrid zusammen. Nach Lage der Dinge soll Modric am Dienstag aber wegen seiner muskulären Probleme geschont werden. Niemand sonst können die Kroaten schwerer ersetzen, auch wenn ihr Kader gerade im Mittelfeld noch einige Alternativen hergibt. Modric' Part zentral vor der Abwehr soll Rakitic selbst übernehmen. Für dessen Zehner-Position kommen dann entweder das 19 Jahre alte Riesentalent Ante Coric oder Mateo Kovacic von Real Madrid infrage.

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