Fußball:Kongress der Entscheidungen: Kosovo und Kommissionen

Lesezeit: 2 min

Mexiko-Stadt (dpa) - Dem 66. Ordentlichen FIFA-Kongress fehlt die Dramatik der vergangenen beiden Wahlkongresse. Dennoch ist die erste reguläre Vollversammlung des Fußball-Weltverbandes nach der Ära von Ex-Chef Joseph Blatter wegweisend.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Mexiko-Stadt (dpa) - Dem 66. Ordentlichen FIFA-Kongress fehlt die Dramatik der vergangenen beiden Wahlkongresse. Dennoch ist die erste reguläre Vollversammlung des Fußball-Weltverbandes nach der Ära von Ex-Chef Joseph Blatter wegweisend.

In Mexiko-Stadt geht es am Freitag bei der Plenarsitzung im Centro Banamex um einige Themen, die die Zukunft der FIFA maßgeblich bestimmen werden.

DIE FINANZEN: Das überarbeitete Budget für die Jahre 2015-2018 wird von den FIFA-Delegierten verabschiedet. Am Ende soll ein Plus von 90 Millionen Dollar stehen. Die Zeiten praller Kassen sind aber vorbei. Im Paket sind auch die um 122 Millionen Dollar zu gering ausgefallenen Wirtschafterwartungen für das Geschäftsjahr 2015. Schuld am Defizit sind vornehmlich Rückstellungen für Anwaltskosten und entgangene Sponsoreneinnahmen wegen der Skandale. Ein Unterpunkt des Finanzberichts ist ebenfalls brisant. Das Wahlkampfversprechen von FIFA-Boss Gianni Infantino wird gleich mit abgesegnet.

Fünf Millionen Dollar hatte der Schweizer jedem Verband versprochen und damit eine Erhöhung der Zuwendungen um mehr als 200 Prozent. Das macht im Gesamtetat mehr als eine Milliarde Dollar aus - eine erkleckliche Summe, die sich die Verbände nun mit ihrem Ja zum Budget praktisch selbst genehmigen. „Ich kann mir kein Szenario vorstellen, dass das abgelehnt wird“, sagte das deutsche Council-Mitglied Wolfgang Niersbach.

DIE KOMMISSIONEN: Ein Kernelement der Demokratiereform ist die Aufstellung der neuen Kommissionen. Neun statt 26 ständige Kommissionen soll es geben. Wichtige Ausschüsse wie die Abteilung für Audit und Compliance oder die Governance Kommission müssen komplett mit unabhängigen Kandidaten besetzt werden. Der Begriff „unabhängig“ soll extra nochmals in den Statuten präzisiert werden. Über die Mitglieder der Governance Kommission soll der Kongress entscheiden.

Bislang kennen aber nicht einmal die hochrangigen Council-Mitglieder die Kandidaten. Kurz vor dem Kongress am Freitag kommt das Gremium nochmals zur Beratung zusammen. Alle Bewerber müssen sich dem Integritätscheck stellen - das kostet offenbar mehr Zeit, als zunächst angedacht. Die Demokratiereform bleibt kompliziert.

KOSOVO & GIBRALTAR: Zwei kleine Fußball-Nationen wollen FIFA-Mitglieder werden. Gibraltar gehört schon zur UEFA und erstritt sich vor dem CAS das Recht auf Aufnahme in den Weltverband. Die Zusage der Delegierten scheint sicher. Der Internationale Sportgerichtshof wird als juristisch bindende Institution anerkannt.

Komplizierter ist die Kosovo-Frage. Die junge Balkanrepublik wird von rund der Hälfte der FIFA-Mitgliedsländer nicht anerkannt. Eine ähnlich knappe Entscheidung wie bei der Aufnahme in die UEFA (28:24) in der Vorwoche droht. Das Council rät zur Aufnahme. Eine absolute Mehrheit ist notwendig. Europa würde mit dann 55 Mitgliedern zur größten FIFA-Konföderation vor Afrika (54) werden.

Schwierig wird es erst hinterher. Geklärt werden muss, welcher der schon bestehenden Qualifikationsgruppen für die WM 2018 die Neulinge zugeordnet werden. Im Falle Kosovos zeichnet sich zudem die Regelung ab, dass Spieler, die schon für ein anderes Land Pflichtspiele absolviert haben, künftig nicht mehr für das neue Nationalteam auflaufen dürfen, auch wenn sie familiäre Wurzeln dort haben. Dies könnten Profis eventuell vor dem CAS anfechten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: